Persönliche Stellungnahme von Kardinal Friedrich Wetter

München, 23. März 2010. Zu verschiedenen Veröffentlichungen, die seine Amtszeit als Erzbischof von München und Freising betreffen, gibt Kardinal Friedrich Wetter folgende Stellungnahme ab:

1. Unter den in letzter Zeit bekannt gewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, wurde auch über einen Priester berichtet, für dessen Einsatz als Pfarradministrator in Garching/Alz ich in meiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising Verantwortung trage.

Die Verletzung von Kindern und Jugendlichen durch sexuellen Missbrauch tut mir weh. Sie belastet mich sehr. Die Betroffenen und ihre Angehörigen bitte ich in aller Form um Entschuldigung. Ich habe die Fähigkeit eines Menschen zu persönlicher Umkehr überschätzt, und ich habe die Schwierigkeiten einer therapeutischen Behandlung von pädophil Veranlagten unterschätzt. Mir ist jetzt schmerzlich bewusst, dass ich damals eine andere Entscheidung hätte treffen müssen.

Ich unterstütze meinen Nachfolger im Amt des Erzbischofs von München und Freising bei der offenen und ehrlichen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, die weit in die Vergangenheit und auch in meine Amtszeit zurückreichen. Ich habe an den 2002 in Kraft gesetzten Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bereich der Kirche mitgewirkt. Ihre Weiterentwicklung und konsequente Anwendung kann ein Signal für die ganze Gesellschaft sein, der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen vorausschauend entgegenzuwirken.

2. In einem an verschiedene Redaktionen adressierten anonymen Brief werden im Zusammenhang mit der von mir vorgenommenen Entlassung des von 1986 bis 1995 im Erzbischöflichen Ordinariat München tätigen und inzwischen verstorbenen Offizials Dr. Heinz Maritz gegen mich falsche Anschuldigungen erhoben. Unter anderem wird in dem auch dem Ordinariat und der Staatsanwaltschaft vorliegenden Brief wahrheitswidrig behauptet, ich hätte von sexuellem Missbrauch durch Maritz gewusst und nichts dagegen unternommen. Richtig ist, dass ich Maritz 1995 wegen einer seinem kirchlichen Dienst nicht angemessenen Lebensführung aus dem Amt entlassen habe. Über Missbrauchsfälle, wie in dem anonymen Brief behauptet, lagen mir keine konkreten Hinweise vor.