„Selbst klein werden, um Christus durchscheinen zu lassen“

Kardinal Wetter begeht 60. Jahrestag seiner Priesterweihe mit Festgottesdienst im Münchner Dom
60. Jahrestag der Priesterweihe von Pater Anton Rauscher SJ, Kardinal Friedrich Wetter, Pater Wolfgang Seibel SJ und des früheren Münchner Generalvikars Gerhard Gruber
Festgottesdienst zum Jubiläum
München, 13. Oktober 2013. Dass im priesterlichen Dienst nicht der Priester im Mittelpunkt stehe, sondern Christus, der durch den Priester wirke, betonte Kardinal Friedrich Wetter am Sonntag, 13. Oktober, bei einem Festgottesdienst anlässlich des 60. Jahrestags seiner Priesterweihe im vollbesetzten Münchner Liebfrauendom. „Darum heißt es für uns Priester, dienen und ganz klein werden, um Christus durchscheinen zu lassen. Er muss zum Zug kommen, nicht wir“, sagte der ehemalige Erzbischof von München und Freising, der die Erzdiözese von 1982 bis 2008 leitete. Mit Kardinal Wetter feierten auch der ehemalige Generalvikar der Erzdiözese, Prälat Gerhard Gruber, sowie die beiden Jesuitenpatres Wolfgang Seibel und Anton Rauscher, die alle gemeinsam mit Wetter am 10. Oktober 1953 in Rom die Priesterweihe empfangen haben.

So verschieden ihre Arbeitsfelder auch gewesen seien, erläuterte Kardinal Wetter mit Blick auf die Mitbrüder aus seinem Weihejahrgang, „im Kern unseres priesterlichen Wirkens ging es stets um ein und dasselbe: um die Gegenwart Christi in der Kirche“. Denn erst die Gegenwart des auferstandenen Herrn mache die Kirche zur Kirche. „Diesen Blick auf die Kirche dürfen wir uns nicht verstellen lassen durch schiefe und oberflächliche Kirchenbilder, auch nicht durch innerkirchliche Skandale und Grabenkämpfe, die uns die Freude an der Kirche nehmen“, forderte Wetter in seiner Predigt. Die pilgernde Kirche sei Weggemeinschaft mit dem in ihr gegenwärtigen gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

„Wir begannen unsere Arbeit, nicht herausgehoben aus dem Volk, sondern durch die Weihe nur noch tiefer eingebunden“, erzählte Kardinal Wetter über sich und die anderen Jubilare. Dabei zitierte er das von Papst Franziskus verwendete Bild des Hirten, der den Geruch der Schafe haben müsse. „Ich denke, wir haben den ,Geruch‘ der Schafe angenommen, indem wir mit den Menschen ihre Nöte und Sorgen teilten“, so Wetter. Denn nach Jesu Vorbild sollten Priester gute Hirten sein, „die Menschen lieben, ihnen die Nahrung reichen von Gottes Wahrheit, von Gottes Wort, die Nahrung seiner Gegenwart, die er uns in den heiligen Sakramenten schenkt“. 

Wie Jesus es seinen ersten Jüngern zugerufen habe, sollten Priester auch „Menschenfischer sein, um durch ihren Dienst den Menschen die Liebe und das Erbarmen Gottes zu schenken und sie zu Gott zu führen“. So schauten die Jubilare heute auf die 60 Jahre zurück, „voller Dank, dass der Herr uns in seinen Dienst gerufen, zu seinen Freunden gemacht und uns von Anfang an bis heute mit seiner starken, gütigen Hand geführt hat“. Jesus habe ihnen Anteil an seiner Sendung gegeben, mit der ihn der Vater in die Welt gesandt habe. Junge Männer, die heute vor der Entscheidung stehen, Priester zu werden, ermutigte Kardinal Wetter: „Habt keine Angst, dem Ruf des Herrn zu folgen! Denn sein Ruf ist ein Ruf der Liebe, ein Ruf in seine Freundschaft.“ 

Kardinal Reinhard Marx dankte den Jubilaren „für alles, was sie in ihrem priesterlichen Leben bewirkt haben“. Die 60 Jahre ihres Dienstes seien sicherlich oft auch eine „gerüttelte und geschüttelte Zeit“ gewesen, „aber immer eine Zeit, die der Herr segnet“. Marx sprach speziell seinem Vorgänger im Amt des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Wetter, seinen Dank dafür aus, dass er seinen Dienst auch nach seinem „so genannten Ruhestand“ immer noch mit Freude weiter gehe: „Er hilft, wo er kann, und ist immer da, wenn man ihn braucht.“ Marx sei Kardinal Wetter besonders für die vergangenen fünf Jahre dankbar, „in denen wir miteinander unterwegs waren“. Der Erzbischof wünschte den Jubilaren „Gottes Segen und Kraft für jeden Tag, den der Herr ihnen noch schenken wird“. (kbr)

Foto: Festgottesdienst zum 60. Jahrestag der Priesterweihe (v.l.n.r.):der frühere Münchner Generalvikar Gerhard Gruber, Kardinal Friedrich Wetter, Pater Anton Rauscher SJ und Pater Wolfgang Seibel SJ; © Münchner Kirchenzeitung/Ertl