Festgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx / Bau prägt das neue Ortszentrum der Gemeinde
Die Kirche Sel. Rupert Mayer in Poing. (Foto: F. Holzherr)
München/Poing, 4. Juni 2018. In einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, 10. Juni, um 9.30 Uhr weiht der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, die neugebaute Kirche Sel. Rupert Mayer in Poing, Landkreis Ebersberg.
Erst im März hatte Kardinal Marx mit der Kirche St. Josef in Holzkirchen, Landkreis Miesbach, erstmals seit zehn Jahren eine neue Kirche im Erzbistum München und Freising geweiht. Mit der Pfarrkirche in Poing wird nun erstmals seit einem Jahrzehnt eine neue Kirche geweiht, die nicht einen Vorgängerbau ersetzt, sondern als neues geistliches Zentrum an neuem Ort geschaffen wurde. Die bisherige Poinger Pfarrkirche St. Michael wird auch weiterhin genutzt, zudem wird die Pfarrei auch künftig das Patrozinium des Erzengels tragen.
Die Kirche Sel. Rupert Mayer, die rund 350 Sitzplätze bieten wird, ist nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Meck Architekten gebaut und wird künftig als Pfarrkirche von Poing dienen. Sie ergänzt das Kirchenzentrum Sel. Pater Rupert Mayer, das bisher aus Kindergarten und Pfarrheim besteht und in unmittelbarer Nähe zum Bürgerhaus und zur evangelischen Kirche ein wichtiger Bestandteil des neuen Ortszentrums von Poing ist.
Als Konzelebranten wirken beim Festgottesdienst unter anderem mit: Poings Pfarrer Christoph Klingan sowie sein Vorgänger Michael Holzner, Pater Martin Stark, Mitglied des Jesuitenordens, dem auch Pater Rupert Mayer angehörte, und der Leiter der Kroatischen Katholischen Gemeinde München Pater Boris Caric. Zu den Gästen zählen der Erste Bürgermeister von Poing Albert Hingerl, der Landrat des Landkreises Ebersberg Robert Niedergesäß und die Ebersberger SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher.
Die Gesamtkoordination der musikalischen Gestaltung liegt bei der Poinger Kirchenchorleiterin Martina Kneißl, die Orgel spielt Johannes Lamprecht. Zu Beginn der Weiheliturgie singen auf dem Kirchenvorplatz die Chöre der beiden Poinger Pfarrkindergärten und ein Schülerchor der Poinger Anni-Pickert-Grundschule jeweils ein Lied. Der Evangelische Posaunenchor Markt Schwaben-Poing, der Kirchenchor St. Michael Poing, ein Bläsertrio der Musikkapelle Poing und der Chor der Kroatischen Gemeinde Poing sind an der musikalischen Gestaltung der Messe beteiligt. Der Gottesdienst wird mit viel Gemeindegesang gestaltet. Der Kirchenchor singt unter anderem „All things bright and beautiful“ von John Rutter. Als Danklied nach der Kommunion erklingt erstmals das eigens für die Kirchweihe geschaffene Lied „Lasst uns loben Gott, den Herrn“. Der Text stammt teilweise von Claudia Zörnweg aus Poing, komponiert hat das Lied Johannes Rothenaicher aus Erding.
Zu den besonderen Riten der Kirchweihe gehört die Salbung des Altares mit Chrisam. Er wird dadurch zum Symbol für Jesus, der den Beinamen „Christus“, „der Gesalbte“, trägt. Auch zwölf Stellen an den Wänden des Kirchengebäudes werden gesalbt. Auf dem Altar wird zudem Weihrauch verbrannt als Symbol für die Gebete der Gläubigen, die zu Gott aufsteigen. Zu Beginn des Gottesdienstes bitten Pfarrer Klingan, Kirchenpfleger Rainer Lauterbach sowie die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Martina Hohl als Vertreter der Pfarrei den Erzbischof, die Kirche zu weihen. Kardinal Marx bittet daraufhin Pfarrer Klingan als Kirchenrektor, die Kirche zu öffnen, indem er mit dem Bischofsstab an das Portal klopft.
Die vom Architekturbüro Meck entworfene neue Poinger Kirche setzt durch Form und Höhe einen städtebaulichen Akzent im Ortsbild der Gemeinde. Der Kirchenraum präsentiert sich offen zum Kirchplatz und zum Pfarrheim und wird geprägt durch drei große Lichtöffnungen: Das Licht aus der Öffnung über dem höchsten Punkt der Kirche trifft auf Altar und Tabernakel und unterstreicht so deren Bedeutung. Ein Seitenlicht betont den Taufstein. Durch die dritte Öffnung fällt das Morgenlicht auf den Altar. Ein horizontales Raumkreuz aus Stahlbeton bildet die Basis für die Tragkonstruktion des Daches und schafft im Kirchenraum unterschiedliche Andachtsorte. Die Kirchenbänke sind, ganz im Sinne des Gemeindeverständnisses des Zweiten Vatikanischen Konzils, in Blöcken rund um die Altarinsel angeordnet. Die Basis der Kirche bildet ein massiver Sockel aus Nagelfluh, einer typischen Gesteinsart der oberbayerischen Schotterebene. Die Fassade und das Dach sind mit insgesamt 15.000 weißen Keramikkacheln bekleidet.
Die liturgischen Orte haben der Kölner Bildhauer Ulrich Rückriem und sein Assistent Alfred Karner künstlerisch gestaltet. Für Altar, Ambo, Tabernakel und Taufstein verwendeten die Künstler grau-grünen, von Fossilien und urzeitlichen Ablagerungen durchsetzten westfälischen Anröchter Stein, der in Farbe und Beschaffenheit mit dem grau-braunen heimischen Nagelfluh harmoniert, der den Boden, die Altarinsel und die Wandsockel der Kirche bedeckt. Die zugleich grobe und feine, natürliche und handwerkliche Anmutung der Werke entsteht durch die Kombination von gezielten Bohrungen und Spaltungen mit strengen, technischen Schnitten. Ein Gemälde des deutsch-US-amerikanischen Malers Jerry Zeniuk dient als Raumteiler zwischen dem Eingangs- und einem Andachtsbereich. Auf der zum Eingang gerichteten Seite steht ein Zitat des Seligen Pater Rupert Mayer, die Rückseite ist mit leuchtenden Farbpunkten gestaltet. Das liturgische Gerät gestaltete die Nürnberger Silberschmiedin Juliane Schölß. Die überlebensgroße Holzskulptur der Muttergottes, die vom Eingang durch den Kirchenraum zur Altarinsel zu schreiten scheint, schuf die Münchner Künstlerin Carola Heine.
Die digitale Kirchenorgel, die das Augsburger Orgelhaus Kisselbach in der Kirche installiert, verfügt über drei Manuale und 54 Register. Der Orgelklang wird, anders als bei traditionellen Orgeln, nicht mit Pfeifen, sondern technisch erzeugt und über Verstärker und Lautsprecher abgestrahlt. Bei der Poinger Orgel entsteht der Klang durch die sogenannte Physical-Modelling-Technologie, bei der der Klang der Pfeifenorgel physikalisch durch das Berechnen aller Details mit komplexen Algorithmen nachgebildet wird.
Im November 2015 war der Grundstein für die neue Kirche gelegt worden. Sie hatte zunächst bereits im Oktober 2017 geweiht werden sollen. Wegen der Insolvenz des mit den Fassadenarbeiten beauftragten Unternehmens kam es jedoch zu Bauverzögerungen. Der Kostenrahmen für den Neubau von 14,6 Millionen Euro wurde eingehalten. In den vergangenen Jahrzehnten ist Poing zur zweitgrößten Gemeinde im Landkreis Ebersberg gewachsen. Die bisherige Pfarrkirche St. Michael ist daher für den Bedarf der Gemeinde zu klein geworden. Sie wird weiterhin als Gottesdienstort zur Verfügung stehen, auch wird der benachbarte Wohnsitz des Pfarrers beibehalten. Die Poinger Kirche wird die erste Pfarrkirche sein, die das Patrozinium des Seligen Pater Rupert Mayer trägt. Eine Pater-Rupert-Mayer-Kapelle gibt es bereits in Haspelmoor, einem Ortsteil der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Hattenhofen, Landkreis Fürstenfeldbruck. (glx/ct)
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