Ökumenischer Gedenkgottesdienst zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau
Dachau, 2. Mai 2025. Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst haben 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau katholische, evangelische und griechisch-orthodoxe Christinnen und Christen am Sonntag, 4. Mai, an das Leid der mehr als 200.000 Menschen erinnert, die in diesem Lager inhaftiert waren, darunter mindestens 41.500 Menschen, die dort oder aufgrund der Folgen der KZ-Haft den Tod fanden. Der Gottesdienst fand im Rahmen der zentralen Gedenkfeierlichkeiten der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und des Internationalen Dachau-Komitees statt.
Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp, zitierte in seiner Predigt Sophokles, auf den der Satz zurückgeht, dass Nichts ungeheuerlicher sei als der Mensch. „In Dachau entzogen Menschen anderen Menschen systematisch das Menschsein. Viele von ihnen starben, weil eine bestimmte Haltung, eine bestimmte Kultur ausgelöscht werden sollte“, so der Landesbischof. Seine Kirche habe damals laut geschwiegen. Nur wenige standen auf wie etwa Dietrich Bonhoeffer. Für den Theologen und Widerstandskämpfer sei Trost kein Vertrösten gewesen, sondern ein aktiver, trotziger Glaube an die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Heute, mahnte der Landesbischof, beginne der „Schneeball des Hasses“ erneut zu rollen und zitierte Erich Kästner, der nach 1945 schrieb, man müsse den Schneeball zertreten, bevor er zur Lawine werde. Für Kopp bedeutet Trost daher, nicht stillzuhalten, sondern dem Hass zu widersprechen, ganz im Sinne Bonhoeffers, für den Trost die Kraft war, dem Kommenden entgegenzusehen.
„Das, was hier im KZ Dachau geschehen ist bis zur Befreiung Ende April 1945, gehört zu den dunkelsten Kapiteln nicht nur der deutschen, sondern der Menschheitsgeschichte“, konstatierte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, in seiner Predigt. Er mahnte, dass die „Erinnerung lebendig zu halten“ von „entscheidender Bedeutung“ sei, „sowohl im Sinne des Gedenkens an die Menschen, die die schrecklichen Gräueltaten des Nazi-Regimes erleiden mussten, qualvoll hier in Dachau verstorben sind, als auch als Mahnung, alles, aber wirklich alles zu tun, damit so etwas nie wieder geschehen wird in der Welt“. Klingan zitierte einen Überlebenden, den 2020 verstorbenen Eduard Kornfeld, der seine Erfahrungen als jüdischer Verfolgter in vielen Gesprächen mit Schulklassen vermittelt hatte, die Befreiung habe diesem „die Hoffnung auf eine verloren geglaubte Zukunft außerhalb dieses Leids und Elends“ zurückgegeben. „Menschen Freiheit, Hoffnung und Zukunft ermöglichen – ein Auftrag auch an uns heute“, so Klingan mit Blick auf die Weltlage. Klingan appellierte, sich „für Freiheit, für Menschenwürde, für ein Ende von Gewalt, für Frieden und Versöhnung“ einzusetzen. „Das Osterlicht aufleuchten lassen. Reden wir nicht nur davon, tun wir es, jede und jeder einzelne von uns!“
Klingan vertrat den Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, der aufgrund des anstehenden Konklaves in Rom nicht wie geplant selbst am Gedenkgottesdienst teilnehmen konnte. Neben ihm und Landesbischof Kopp nahmen auch der griechisch-orthodoxe bischöfliche Vikar in Bayern Archimandrit Petros Klitsch sowie der evangelisch-lutherische Regionalbischof Thomas Prieto Peral an dem Gottesdienst teil. (glx/cb)