München, 26. Juni 2025. Mit der Fertigstellung des Rohbaus für das neue Gästehaus des Seminar- und Tagungszentrums der Erzdiözese München und Freising ist die Weiterentwicklung und Neugestaltung des Freisinger Dombergs einen weiteren wichtigen Schritt vorangekommen. Beim Richtfest am Donnerstag, 26. Juni, bezeichnete Kardinal Reinhard Marx den Freisinger Domberg als einen „Ort, wo sich das Erzbistum neu auf den Weg macht, mit den Pfarreien, mit den Gläubigen, mit allen Menschen guten Willens“.
Der Erzbischof von München und Freising verwies auf die große historische Bedeutung des Freisinger Dombergs: Es handle sich um einen „Ort von europäischem Rang“, an dem „die Taufe Bayerns in Gang“ gekommen sei. Nun gelte es, in den historischen, sanierten und neu gebauten Gebäuden „burning persons“ zusammenzubringen, „Menschen, die viele andere in Bewegung setzen und die Gesellschaft vom Evangelium her prägen wollen“, sagte Marx. Mit Blick auf das neue Gästehaus verwies Marx auf die christliche Tradition der Gastfreundschaft, die an einen Tisch lade, der „Himmel und Erde verbindet“ und an dem alle Menschen willkommen seien.
In seiner Begrüßung zum Richtfest betonte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, dass man auf dem Freisinger Domberg keinesfalls nur unter sich bleiben wolle, „vielmehr soll der Domberg auch den Blick weiten, neue Perspektiven öffnen, ein Ort des Dialogs von Kirche und Gesellschaft sein“. Das neue Haus am Domberg wie die generalsanierte Residenz werden nach Ansicht von Klingan an diesem „für unsere Erzdiözese so bedeutsamen Ort“ künftig „vielen Formaten des Austauschs, der Diskussion, der Kultur Rahmen und Herberge bieten“. Mit dem heutigen Richtfest nehme ein „ganz besonderer Ort mit langer Geschichte und großer Zukunft – gestaltet von Kirche, offen für viele“ mehr und mehr Gestalt an, gab sich der Generalvikar überzeugt.
Bei Rundgängen konnten sich die Gäste des Richtfests vom künftigen Haus am Domberg sowie den umfassenden Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten in der an den Neubau anschließenden historischen Residenz bereits ein erstes Bild machen.
Das Haus am Domberg, dessen Grundstein vor einem Jahr, im Juni 2024, gelegt wurde, ersetzt den ehemaligen, 2022 abgerissenen Anbau an die Residenz aus den 1960er Jahren. Das neue Gebäude nach Plänen des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez bietet Platz für bis zu 115 Übernachtungsgäste in 46 Zimmern, darunter auch Familien- und mehrere barrierefreie Zimmer, auf einer Bruttogesamtfläche von gut 5600 Quadratmetern. Städtebaulich ordnet sich der neue Anbau dem historisch bedeutenden Residenzgebäude unter, indem die Firstlinie des Anbaus unterhalb der Trauflinie der Residenz verbleibt. Ein skulptural angelegtes, aus teils gestocktem Sichtbeton errichtetes Treppenhaus verbindet Residenz und Anbau, im ersten Obergeschoss auf der Südseite schließt sich an die Residenz eine sieben Meter hohe Loggia an, von der sich ein freier Ausblick auf Freising und das Alpenvorland bietet.
Bei der Errichtung des Neubaus legt die Erzdiözese München und Freising einen großen Schwerpunkt auf eine nachhaltige Bauweise und folgt mit möglichst minimaler Haustechnik einem sogenannten Low-Tech-Ansatz, der die Eigenschaften der verwendeten Baumaterialien für ein gesundes Raumklima nutzt. So kommt bei den Geschossdecken und der inneren Tragstruktur eine Holzhybridbauweise aus zertifizierten und regionalen Rohstoffen zum Einsatz, die Außenwände aus Ziegelmauerwerk erreichen eine hohe Dämmung wie Wärmespeicherung, im Kellerbereich wird in Teilen Recyclingbeton verwendet. Das an das Fernwärmenetz der Stadt Freising angeschlossene Gebäude wird über die Effizienzklasse 55 verfügen und das Dachregenwasser in einer Zisterne für die Bewässerung der Pflanzen auf dem Domberg sammeln.
Im Südtrakt der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz wird der im Zuge der Säkularisation im 19. Jahrhundert zurückgebaute barocke Steinerne Saal als repräsentativer Veranstaltungsort für bis zu 220 Personen in Form einer zeitgenössischen Interpretation wiederhergestellt. Daneben werden zahlreiche weitere historische Räumlichkeiten in der Residenz restauratorisch aufgearbeitet, so dass das Gebäude in seiner historischen Qualität und zugleich seiner über die Jahrhunderte gewachsenen Heterogenität wieder zu erleben sein wird. Zu den historischen, in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege behutsam restaurierten Räumen zählen neben dem Steinernen Saal unter anderem der Rote Saal, der Arbeosaal oder der Speisesaal von Gabriel von Seidl, der in seinen Grundzügen erhalten, denkmalpflegerisch aufgewertet und zugleich den Anforderungen eines modernen Gastronomiekonzepts angepasst wird. Der verloren gegangene historische Khueturm an der Nordwestecke der Residenz soll im Rahmen des Bauvorhabens an seiner historischen Stelle in Form einer Neuinterpretation wiederhergestellt werden.
Bereits zwischen Mitte April 2023 und Dezember 2024 konnte das historische Residenzdach restauriert werden. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurden Schäden am Holzdachstuhl beseitigt und das Tragwerk statisch ertüchtigt. Zudem wurden neue Gauben sowie Kamine nach historischem Vorbild in das mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckte Dach eingefügt. In der sanierten Residenz stehen insgesamt 18 Tagungsräume zur Verfügung. Neben dem Steinernen Saal dient die ehemalige Martinskapelle als Veranstaltungsraum für bis zu 140 Personen. Mit drei Appartements in der Residenz erhöht sich die Gesamtbeherbergungskapazität des Tagungs- und Seminarzentrums auf dem Freisinger Domberg auf insgesamt 127 Personen.
Die beiden kleineren, ehemaligen Wäscherei- und Archivgebäude werden ebenfalls saniert. Im Erdgeschoss des Wäschereigebäudes wird ein neues Café entstehen mit Pergola und Blick ins Alpenvorland. Das Obergeschoss der Wäscherei sowie das Archivgebäude werden zu Verwaltungszwecken genutzt.
Die Fertigstellung ist aktuell für das vierte Quartal 2027 geplant. Die Gesamtkosten für den Neubau, die Sanierung der historischen Residenz inklusive Wiederherstellung von Steinernem Saal und neuem Turm sowie die Sanierung der Archiv- und Wäschereigebäude belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro und setzen sich zusammen aus rund 98 Millionen Euro kalkulierten Baukosten und rund 39 Millionen Euro Baupreissteigerungen über die gesamte Projektlaufzeit. (ck)
Hinweis:
Für die Berichterstattung finden sich Bilder vom Rohbau des Hauses am Domberg und den Sanierungsarbeiten im historischen Residenzgebäuden unter
www.erzbistum-muenchen.de/presse.
Bildnachweise:
Außenansicht 1 und Außenansicht 2: Dirk Daniel Mann
Steinerne Saal; Neubau, Deckenansicht: EOM/Thomas Dashuber