Was passiert, wenn Kinder Hühner füttern, Regenwürmer beobachten oder ein Bienenvolk durchs Jahr begleiten? Sie entdecken die Vielfalt der Schöpfung – und dass sie selbst etwas bewegen können. Das Projekt „Schöpfungsverantwortung konkret“ zeigt, wie Kitas zu Orten werden, an denen Kinder Natur erforschen, Verantwortung übernehmen und Zukunft mitgestalten.
Nachhaltigkeit ist in den katholischen Kindertageseinrichtungen der Erzdiözese München und Freising keine einmalige Aktion, sondern Teil der pädagogischen Haltung. Sie knüpft an christliche Werte wie Nächstenliebe, Solidarität, Achtsamkeit und Verantwortung an.
Im Mittelpunkt stehen die Kinder: Sie stellen Fragen, treffen Entscheidungen mit, entwickeln eigene Lösungen und sammeln neue Erfahrungen. Leitend ist dabei immer die Frage: „Was braucht es für ein gutes Leben – heute, morgen und für alle?“
Wie Kitas Nachhaltigkeit fördern
Von Januar 2022 bis Dezember 2023 machten 50 Kitas bei dem Pilotprojekt „Schöpfungsverantwortung konkret“ mit. Ziel war es, Erzieherinnen und Erzieher zu unterstützen und zu ermutigen, Nachhaltigkeit im Kita-Alltag erlebbar zu machen.
Mit Hilfe der Erfahrungen der teilnehmenden Kitas kann die Projektleitung die Bedürfnisse der Einrichtungen erfassen, passende Angebote entwickeln und ein Netzwerk für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufbauen. Es entstanden neue Kontakte zwischen interessierten Kitas und den Fachstellen im Erzbischöflichen Ordinariat München.
Schöpfungsverantwortung in der Praxis
Mit dem Pilotprojekt wurden insgesamt 50 Einrichtungen unterstützt, eigene Ideen umzusetzen und Kinder aktiv einzubeziehen. Die folgenden Projekte zeigen beispielhaft, wie vielfältig und lebensnah Schöpfungsverantwortung in katholischen Kitas gelebt wird.
Im Sommer 2024 zogen drei Hühner für vier Wochen in den Kita-Garten. Die Kinder fütterten sie, gaben Wasser und übernahmen Verantwortung – auch am Wochenende, gemeinsam mit den Familien.
Fragen wie „Wie legen Hühner Eier?“ oder „Welche Pflanzen fressen sie?“ führten zu spannenden Lernmomenten. Höhepunkt war eine Kinderkonferenz, bei der entschieden wurde, wie die Eier genutzt werden. Das Ergebnis: ein fröhliches Eierfest.
Zusätzlich besuchten die Kinder einen Hühnerhof, lasen Bilderbücher und spielten Szenen mit Handpuppen nach. Viele Familien wollten die Idee später zuhause nachahmen.
Ein Beobachtungskasten machte die kleinen Tiere sichtbar: Wie bewegen sie sich durch Erde? Was brauchen sie zum Leben? Die Kinder richteten ein Zuhause für die Würmer ein und lernten, sorgsam mit Lebewesen umzugehen.
Das „Naturforschermobil“ – ein Leiterwagen voller Materialien – begleitete sie bei Spaziergängen an die Alz. Dort untersuchten sie Blätter, Steine oder kleine Tiere.
Fragen wie „Warum hat der Regenwurm Erde auf seinem Körper?“ regten Diskussionen an. So wuchsen Naturverständnis, Forschergeist und ökologische Verantwortung spielerisch.
Seit 2022 begleitet die Waldgruppe ein Bienenvolk durch das Jahr. Die Kinder halfen beim Umsiedeln der Bienen in neue Behausungen, beobachteten Schwarmzellen und schützten die Stöcke vor Wettereinflüssen.
Sie erfuhren, wie eng Natur, Klima und Bienenleben zusammenhängen – und dass auch Rückschläge wie ein verlorener Schwarm dazugehören. Mit allen Sinnen erlebten sie den Jahreslauf: den Duft des Stocks, den Geschmack von Honig, die Bedeutung von Blüten im Garten.
Das Projekt wirkte über die Kita hinaus: Die Kinder wurden Botschafterinnen und Botschafter zuhause und sprachen mit ihren Eltern über Nachhaltigkeit.
Mit der Schöpfungsgeschichte und dem Impuls, dass die Natur den Menschen von Gott anvertraut wurde, startete das Projekt. Die Kinder wurden neugierig und hatten viele Fragen, die zum Thema Abfall führten: Was passiert mit unseren Abfällen? Was kommt in welche Tonne?
Die Vorschulkinder schauten Filme, besuchten eine Sortierstation und entwickelten Ideen für die Kita. Ergebnis: ein fahrbarer „Müll-Trenn-Zug“, mit dem Papier, Bioabfall, Plastik und Restmüll gesammelt und zu den Tonnen gebracht wird.
So lernen die Kinder nicht nur Mülltrennung, sondern auch, Abfall zu vermeiden und nachhaltiger zu leben – gemeinsam mit ihren Eltern.
Nachhaltigkeit fest im Kita-Alltag verankern Die Erfahrungen des Pilotprojekts sollen nun dauerhaft in den Alltag der Kitas einfließen. Ziel ist es, noch mehr Einrichtungen zu inspirieren und Kindern das Staunen über die Schöpfung zu ermöglichen – als Grundlage für Achtsamkeit, Verantwortung und Freude an Gottes Schöpfung.
In der Dokumentation zum Pilotprojekt "Schöpfungsverantwortung konkret" erhalten Sie weitere Informationen (PDF)