Blühender Friedhof statt Steinwüste – Gottesacker für die Schöpfung Projekt "Gottesacker für die Schöpfung" bietet einen Kompromiss aus gepflegt und naturnah

Wildkräuter, Laub- und Totholzhaufen, Bienenweiden – schöpfungsfreundliche Friedhöfe wirken auf den ersten Blick ungewohnt, ja sogar unordentlich. Doch sie sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Den Menschen bieten sie einen naturnahen Ort der Andacht und des stillen Gedenkens. Pfarreien, die ihren Friedhof ökologisch neugestalten wollen, erhalten bei der Erzdiözese München und Freising finanzielle Unterstützung und Beratung.
 
Freifläche mit Blumenwiese auf einem Friedhof
Immer mehr Friedhöfe sind im Wandel. Wenn Angehörigen die Zeit für die traditionelle Grabpflege fehlt, sie zu weit entfernt leben oder sich aus gesundheitlichen Gründen nicht um die letzte Ruhestätte ihrer Lieben kümmern können, fällt die Entscheidung immer häufiger auf eine Urnenbeisetzung. Die Folge: Die Anzahl freier, ungenutzter Friedhofsflächen steigt, die Einnahmen für den Friedhofsbetreiber sinken.
 
Kiesweg auf dem Friedhof von Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen
Kiesfläche auf dem Friedhof von Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen
Das Friedhofsbild ändert sich zunehmend. Immer mehr Bereiche werden gekiest. Was auf den ersten Blick pflegeleicht erscheint, muss wenig später zeit- und kostenaufwändig von Unkraut befreit werden. Insekten, Vögel und Kleinstlebewesen finden auf den Schotterflächen weder Nahrung noch Lebensraum. Auch für die Menschen sind die entstandenen Steinwüsten, die sich im Sommer stark erhitzen, kein angenehmer Ort.

„In den Pfarreien wird oft diskutiert, wie man den Wunsch nach einem ‚ordentlichen‘ Friedhof mit einem verantwortungsbewussten Umgang mit Gottes Schöpfung in Einklang bringen kann“, erzählt Judith Eiwan, Fachreferentin Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat der Erzdiözese München und Freising. „Mit dem Projekt ‚Gottesacker für die Schöpfung‘ bieten wir einen Kompromiss aus gepflegt und naturnah, der den Arbeitsaufwand niedrig hält. Nistplätze, Wildsträucher und Blumenwiesen erhalten bewusst dort einen Platz, wo es sinnvoll ist und praktikabel umgesetzt werden kann.“
"
„Friedhöfe haben ein großes Potenzial, Pflanzen und Tieren wertvolle Lebensräume zu bieten"
Judith Eiwan, Fachreferentin Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat der Erzdiözese München und Freising
Blumenschotterrasen auf dem Friedhof von Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen
Blumenschotterrasen auf dem Friedhof von Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen
Im Pfarrverband Ainring im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land hat man bereits begonnen, den Friedhof bei der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen umweltbewusst und pflegeleicht umzugestalten. Im Rahmen des Förderprojekts sind auf ungenutzten Flächen ökologische Mustergräber entstanden. Dort sind beispielhaft nachhaltige, insektenfreundliche und pflegeleichte Grabbepflanzungen mit mehrjährigen Pflanzen zu sehen. Neu angelegt wurden außerdem eine Eidechsenburg, sandige Zonen für erdbewohnende Insekten sowie Totholzhaufen, um gefährdeten Arten einen Rückzugsort zu bieten. Auf einigen der bisherigen Kies- und Schotterwege wurde Blumenschotterrasen ausgesät. Schatten spendende Bäume und Sitzbänke sollen künftig zum Verweilen einladen.

Von heute auf morgen funktioniert eine naturnahe Friedhofsumgestaltung nicht. Die Natur braucht Zeit und verlangt Geduld von den Menschen. Umso wichtiger ist es, ein neues, naturnahes Konzept für alle verständlich zu vermitteln. Die Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat stellt den Pfarreien auf Wunsch Schilder und Flyer zur Verfügung, auf denen sich die Friedhofsbesucherinnen und -besucher über die Neugestaltungen informieren können. „Sinn und Zweck eines Totholzhaufen oder einer Eidechsenburg erschließen sich nicht auf den ersten Blick“, so Judith Eiwan. „Eine gezielte Information ist wichtig, um die Veränderungen einzuordnen und somit auch deren Akzeptanz zu verbessern.“
 
Kardinal Reinhard Marx und der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber begießen zur Unterzeichnung des Blühpakts Bayern mit zwei Gießkannen eine Blumenvase
Kardinal Reinhard Marx (links) und der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber
Die naturnahe Gestaltung von Friedhöfen und anderen kirchlichen Flächen ist eine Aufgabe, zu der sich die Katholische Kirche in Bayern als Mitglied der Blühpakt-Allianz verpflichtet hat. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, unterzeichnete im Oktober 2025 gemeinsam mit dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber die Vereinbarung zum Blühpakt Bayern. „Gott hat uns diese Erde geschenkt, und wir leisten als Kirche unseren Beitrag dazu, dass sie für uns und unsere nachfolgenden Generationen lebenswert bleibt. Das ist nur möglich durch das hohe Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen", so der Kardinal.
 
Weitere Infos, Austausch und praktische Tipps

Einmal im Monat lädt die Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat der Erzdiözese München und Freising alle Umweltbeauftragten und Interessierten zum Online-Stammtisch ein. Beim nächsten Treffen am Donnerstag, 13. November, von 19 bis 20.30 Uhr, geht es um das Thema Nachhaltige Friedhofsgestaltung und Biodiversität. Sie möchten dabei sein und sich über Konzepte und Fördermöglichkeiten informieren? Schreiben Sie eine E-Mail an nachhaltig@eomuc.de und Sie erhalten den Anmeldelink zum Online-Stammtisch.
 
Sie wollen mehr wissen?

In Vorbereitung ist ein Flyer für Pfarreien mit den wichtigsten Informationen zum Thema Nachhaltige Friedhofsgestaltung, den Sie dann hier auf der Website werden herunterladen können.
 
Was ist eigentlich ein Blumenschotterrasen?

Ein Blumenschotterrasen kann auf Friedhöfen eine praktikable, kostengünstige und schöpfungsfreundliche Alternative zu Kies- und Schotterwegen sein. Zum Einsatz kommen genügsame und robuste Pflanzenarten wie Thymian oder Mauerpfeffer, die Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. bieten. Gemäht wird maximal ein- bis zweimal im Jahr, Düngen ist nicht nötig, bewässert werden muss nur zu Beginn bei der Anlage. Dabei wächst der Blumenschotterrasen nach Bedarf: Werden die Wege und Plätze häufig betreten, bleibt der Bewuchs niedrig oder geht zurück. Werden Flächen nicht mehr genutzt, schließt sich die Pflanzendecke wieder.
 
Friedhof unter Bäumen mit Herbstlaub im Sonnenlicht

Umwelt
Kapellenstraße 4
80333 München
Telefon: 089 / 2137-1251, 089 / 2137-1602
nachhaltig(at)eomuc.de
http://www.erzbistum-muenchen.de/umwelt