Ein guter Ort zum Älterwerden Das Haus Maria Linden des Katholischen Jugendsozialwerks in Vaterstetten

Hier leben 100 Senioren mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung und erhalten individuelle Unterstützung. Kardinal Marx besucht sie am Dienstag, 9. Dezember, im Rahmen seines traditionellen vorweihnachtlichen Besuchs.
 
Haus Maria Linden Gerda Schmit
Bewohnerin Gerda Schmit geht gerne in die Cafeteria. Der selbstgebackene Kuchen ist lecker und kostet nicht viel.
Gleich ist es 13:30 Uhr. Dann öffnet das „Lindenstüberl“, das hauseigene Café im Haus Maria Linden. Einige Bewohnerinnen und Bewohner warten bereits vor der Türe. Sie freuen sich auf günstigen Kaffee, Tee oder kalte Getränke und vor allem die selbstgebackenen Kuchen. Davon gibt es gleich mehrere in verschiedenen Geschmacksrichtungen. „Die Eier sind von unseren eigenen Hühnern“, weiß Bewohnerin Gerda Schmit. „Deshalb schmecken die Kuchen besonders lecker.“ Tatsächlich gibt es auf dem weitläufigen Gelände des Hauses Maria Linden in Vaterstetten auch einen Hühnerstall mit geschütztem Auslauf. Hier leben ein Hahn und fünf Hennen, die von Bewohnern versorgt und betreut werden. Sie legen fleißig Eier, die für die selbst gebackenen Kuchen verwendet werden.
Die Türe zum „Lindenstüberl“ tut sich auf, es duftet nach Kaffee und bald sind alle Tische besetzt. Die Bewohnerinnen und Bewohner versorgen sich mit Kuchen und Getränken. Als nach einigen Minuten das Mahlwerk des Kaffeevollautomaten streikt, springt die Leiterin des Hauses Maria Linden, Britta Depkat-Jakob, ein. Sie findet schnell heraus, woran es liegt, und kann die Maschine wieder zum Laufen bringen. „Wir entwickeln hier alle ganz viele Talente“, schmunzelt die Sozialpädagogin.
Die Begegnungen mit den Bewohnern sind ihr wichtig. Auch ihre Bürotür steht fast immer offen. „Nur dann, wenn etwas Vertrauliches besprochen wird, schließe ich die Tür“, betont die 45-Jährige.
 
Haus Maria Linden Evelin Brown
Evelin Brown lebt bereits seit 39 Jahren im Haus Maria Linden.
Ein Platz zum Ankommen und Bleiben

100 Menschen mit einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung leben im Haus Maria Linden. 30 von ihnen wohnen in drei kleineren Häusern auf dem Gelände. Je zehn Personen, die sich zum Teil selbst versorgen können, aber Unterstützung brauchen, bilden Wohngruppen. Im Haupthaus gibt es drei Gruppen für 35 Menschen mit einer psychischen Einschränkung und zwei Gruppen für 24 Personen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Für elf Menschen mit einer seelischen Beeinträchtigung und erhöhtem Hilfebedarf gibt es eine weitere Gruppe im Haus.

Wer einen Platz im Haus Maria Linden bekommt, kann hier meist bis zum Lebensende bleiben. Evelin Brown ist 85 Jahre alt und lebt seit 39 Jahren hier. „Ich habe viel erlebt, wurde krank und bin hier zur Ruhe gekommen“, erzählt die Seniorin. Die gelernte Buchhalterin hat zehn Jahre in den USA gewohnt, dort ihren Mann kennengelernt und mit ihm eine Familie gegründet. „Mittlerweile bin ich schon lange glücklich geschieden. Ein Sohn lebt noch in den USA, der andere in München“, berichtet sie und zeigt eifrig Familienfotos.

Im Haus Maria Linden ist sie seit langem für die Gemeinschaft aktiv. Lange hat Evelin Brown dem Heimbeirat angehört. Nun ist sie zweimal im Monat für die Hausbibliothek zuständig. Sie gibt Lektüre aus und sammelt die Bücher ein, die zurückgegeben werden. Über alles führt sie genau Buch. Natürlich liest sie selbst auch gerne und Filme liebt sie ebenfalls, vor allem historische Liebesdramen. Eine DVD zum Leben Josephines, der ersten Frau Napoleons, liegt griffbereit. „Die schaue ich mir manchmal jeden Tag an“, schwärmt sie. Dreimal pro Woche geht „eine sehr nette junge Dame aus Kolumbien“ mit ihr je eine halbe Stunde lang spazieren und sorgt so für Bewegung. Auch über Besuche, etwa ihres Sohnes, freut sich Evelin Brown sehr.
 
Haus Maria Linden Anette Scherg
Ehrenamtliche wie Anette Scherg sind wichtig für Bewohner, die sonst kaum Besuch bekommen.
Freude aus Vertrauen schöpfen

Ehrenamtliche Unterstützer sind wichtig für das Haus Maria Linden. Anette Scherg ist eine von ihnen. Die 66-jährige Rentnerin hat früher hier in der Verwaltung gearbeitet, nun hat sie noch eine kleine Teilzeitstelle inne. Daneben besucht sie jede Woche eine 79-jährige Bewohnerin, die sich sehr über diesen Kontakt „nach außen“ freut. „Sie war früher im Kulturleben eine bekannte Persönlichkeit und hat viel erlebt. Wenn wir uns unterhalten, vergeht eine Stunde ganz schnell. Uns ist nie langweilig und mir selbst macht mein Ehrenamt auch großen Spaß“, sagt Anette Scherg. Sie geht mit der alten Dame spazieren, manchmal trinken sie Tee miteinander oder sie spielen etwas. Vor allem aber reden sie miteinander. „Da ist eine richtig schöne Vertrauensbasis gewachsen“, betont die ehrenamtliche Helferin. „Ich kann nur jedem dazu raten, sich auch ein soziales Ehrenamt zu suchen.“

Zu den 89 fest angestellten Mitarbeitenden im Haus Maria Linden gehört Nataliia Borishkevich. Die 41-jährige Diplom-Psychologin leitet den Wohnheimbereich für die Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Kontakte mit den Betreuerinnen und Betreuern der Bewohner und den ins Haus kommenden Ärzten gehören ebenso zu ihrer Aufgabe wie Gespräche mit den Mitarbeitenden. „Für uns steht eine würdevolle Betreuung der Bewohner im Vordergrund. Sie sollen hier einen Wohlfühlort haben, der ihnen auch Leichtigkeit vermittelt, was psychisch kranken Menschen oft nur schwer möglich ist“, erklärt die Wohnbereichsleiterin.
Abwechslung tut allen gut

Im Haus Maria Linden finden die Bewohnerinnen und Bewohner an sechs von sieben Tagen in der Woche abwechslungsreiche Angebote, wie der ausgehängte Wochenplan zeigt: Am Montagvormittag wird eine angeleitete Meditation angeboten, am Nachmittag ein gemeinsamer begleiteter Spaziergang. Am Dienstagnachmittag findet die Kreativwerkstatt statt. Mittwochs wird „Kartoffeln schälen“ angeboten – diese Maßnahme aktiviert Menschen, die schon immer gerne selbst gekocht haben und hier ihr praktisches Wissen einsetzen können. Auch die Feinmotorik wird dabei geübt. Eine Stunde später findet eine „Gedächtnisrunde“ ihre Fans. Am Nachmittag ist die Cafeteria geöffnet.
Am Donnerstag gibt es sowohl eine Gymnastikgruppe als auch ein kreatives Beschäftigungsangebot sowie eine Runde Bingo. Freitags spielt eine Gruppe Tischtennis, eine andere hält sich mit Gymnastik fit und um 16 Uhr lädt Diakon Frank Kreysing zum Gottesdienst in die Hauskapelle ein. Am Sonntagnachmittag gibt es in der Cafeteria einen Tanztee. So können alle für sie passende Angebote finden.
„Beliebt ist auch unser Angebot ‚Besuch mit Buch‘, das einmal im Monat stattfindet. Dabei liest eine Ehrenamtliche den Bewohnerinnen und Bewohner aus einem Buch vor, was sehr gut ankommt“, weiß Britta Depkat-Jakob.
Die Balance zwischen der Aktivierung der eigenen Fähigkeiten, körperlicher Betätigung sowie einem spirituellen, geselligen und kulinarischen Angebot trägt dazu bei, dass es den Bewohnerinnen und Bewohnern gut geht. Damit alle für sich ihre Nische finden, um auf ihre Weise gut leben zu können.

Text: Gabriele Riffert, Freie Redakteurin, Dezember 2025
Haus Maria Linden Winter
Ein einladender Ort: Das Haus Maria Linden
 
Text: Gabriele Riffert, Freie Redakteurin, Oktober 2025
 
Sein traditioneller vorweihnachtlicher Besuch führt Kardinal Reinhard Marx am Dienstag, 9. Dezember 2025, um 14 Uhr in das Haus Maria Linden. „Allzu leicht verliert unsere Gesellschaft Menschen mit Beeinträchtigungen aus dem Blick, gerade im Alter. Als Kirche wollen wir für diese Menschen da sein und ermöglichen, dass sie in einer vertrauten Umgebung in Würde altern und auch sterben können. Ihre Lebensqualität soll auch bei zunehmendem pflegerischem Bedarf erhalten bleiben bis hin zu einer adäquaten Palliativversorgung“, sagt der Erzbischof von München und Freising: „Umso dankbarer bin ich um Einrichtungen wie das Haus Maria Linden, das das Katholische Jugendsozialwerk München seit fast 30 Jahren in Vaterstetten betreibt.“
 
Im Rahmen seines Besuchs wird sich Kardinal Marx mit Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden des Hauses Maria Linden austauschen. Auf einem Rundgang wird er die Einrichtung mit ihren Angeboten, ihren Schwerpunkten und Aktivitäten kennenlernen. Verbunden ist der Besuch mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro, die für die seniorengerechte Einrichtung eines neuen Aufenthaltsbereichs, für Freizeitfahrten und eine Neujahrsfeier verwendet werden sollen.

Nähere Informationen zum Haus Maria Linden