Inbesitznahme der Titelkirche San Corbiniano

Römer feiern mit Kardinal Marx Pontifikalamt und Begegnungsfest

Segnung der Korbiniansstatue bei der Inbesitznahme

Mit einem feierlichen Gottesdienst und einem Begegnungsfest hat die römische Pfarrei San Corbiniano die Erhebung ihrer Kirche zur Titelkirche und deren Inbesitznahme durch den Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, gefeiert. Hunderte Gläubige, darunter viele Kinder, aus dem römischen Vorort Infernetto und aus der Erzdiözese kamen zu dem ersten Gottesdienst, den Marx in San Corbiniano zelebrierte. Erst im März war die erste römische Kirche, die dem Bistumspatron von München und Freising geweiht ist, fertiggestellt und durch Papst Benedikt XVI. geweiht worden. Bei der Messe konzelebrierten Kurienbischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, sowie die Münchner Weihbischöfe Wolfgang Bischof und Engelbert Siebler.

„Ich freue mich sehr darüber, dass über den Heiligen Korbinian eine Verbindung zwischen dieser Pfarrei und der Erzdiözese München und Freising zustande gekommen ist“, sagte Antonio Magnotti, Pfarrei der Pfarrei San Corbiniano, zur Begrüßung. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Kirche zu einer Titelkirche erhoben wurde, noch bevor sie fertiggestellt war.“ Kardinal Marx versprach der Pfarrei seine besondere Verbundenheit, sein Gebet und seine Anteilnahme an ihrem Leben und Wirken: „Ich sehe das als eine wechselseitige Beziehung. Wir bleiben miteinander verbunden im Gebet und besonders bei der Feier der Heiligen Eucharistie.“

Bei dem Gottesdienst segnete Kardinal Marx auch eine aus Gussbeton gefertigte Statue der Münchner Künstlerin Lioba Leibl, die den Heiligen Korbinian mit einem Bären zeigt. Der Chor der Pfarrei San Corbiniano sang das Korbinianslied von Maria Luise Thurmair aus dem Jahr 1950. Kinder aus der Pfarrei gestalteten den Gottesdienst mit modernen italienischen Kirchenliedern. Eine Musikgruppe aus der Nähe von München spielte bayerische Weisen und jodelte. Nach der Messe wurden 700 Korbiniansbären aus Lebkuchen an die Kinder der Pfarrei verteilt. Außerdem erhielt die Pfarrgemeinde einen Korbinians-Apfelbaum, der nach seinem Züchter, „Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner, benannt ist. Die Pfarrgemeinde lud im Anschluss zu einem Begegnungsfest ein.

Kardinal Marx wurde von einer Pilgergruppe aus der Erzdiözese begleitet, der Mitglieder des Domkapitels und des Ordinariatsrats angehörten sowie eine Fahnenabordnung des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen. Der Diözesanrat der Katholiken des Erzbistums München und Freising nahm mit sieben Mitgliedern an der Reise teil. Der Vorsitzende Hans Tremmel führte erste Gespräch mit dem Ziel einer Partnerschaft zwischen den Laien der Erzdiözese und der Gemeinde San Corbiniano. „Ich freue mich sehr darüber, dass Kardinal Marx eine Titelkirche erhalten hat, zu der eine lebendige, junge und moderne Pfarrei mit vielen Kindern gehört“, so Tremmel. „Mir hat besonders gut gefallen, wie begeistert die Kinder als Sänger und Ministranten den Gottesdienst mitgestaltet haben.“

Römer feiern mit Kardinal Marx die Inbesitznahme der Titelkirche

Kardinal Marx verspricht San Corbiniano seine Verbundenheit

Predigt bei der Inbesitznahme im römischen Vorort Infernetto
Rom, 5. Juni 2011. Bei der Inbesitznahme seiner Titelkirche San Corbiniano im römischen Vorort Infernetto hat Kardinal Reinhard Marx der dortigen Pfarrgemeinde seine besondere Verbundenheit, sein Gebet und seine Anteilnahme an ihrem Leben und Wirken versprochen. „Ich sehe das als eine wechselseitige Beziehung. Auch Sie, als Pfarrei, nehmen mich in gewisser Weise auf in Ihrer Mitte, Sie nehmen Anteil an meinem Leben und Wirken. So sind und bleiben wir miteinander verbunden im Gebet und besonders bei der Feier der Heiligen Eucharistie“, sagte Marx zu Beginn eines Pontifikalamts in Infernetto am Sonntag, 5. Juni.
Die Feier der Heiligen Liturgie sei Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens, betonte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt: „Denn hier in der Feier der Heiligen Messe ist der Auferstandene wirklich da, bricht das Brot und öffnet uns den Weg in die unzerstörbare Liebe Gottes hinein. Er selbst ist der Weg. In der Kraft des Heiligen Geistes gehen wir durch Christus zum Vater. Und das feiern wir in der Heiligen Eucharistie.“ Kein Tun der Kirche komme dem gleich.

Marx hob hervor, dass der Osterglaube der entscheidende Ausgangspunkt „unserer christlichen Existenz“ sei. „Wir glauben und bekennen: Er, den die Menschen ans Kreuz gehängt haben, ist der Lebendige“, so der Kardinal. 50 Tage feiere die Kirche das österliche Geheimnis. So werde deutlich, dass die Erfahrung von Ostern etwas Überwältigendes, Großartiges sei, das man kaum in Worte fassen könne, ein Ereignis, das erst einmal verarbeitet werden müsse: „Die Zeitspanne von 50 Tagen ist ein Hinweis darauf, wie intensiv der Austausch der Jünger untereinander und mit dem auferstandenen Herrn war, bis sie dann in der Kraft des Heiligen Geistes mit ihrem österlichen Zeugnis in die Öffentlichkeit der Welt hineingetreten sind.“

Diese österliche Erfahrung bedeute auch, dass sich in diesem Glauben und in dieser Feier der Gemeinschaft mit Gott und untereinander eine neue Lebensweise zeige, eine neue Gemeinschaft konstituiere, die mitten in der Welt die Alternative Gottes aufleuchten lasse. „Diese neue Gemeinschaft und neue Lebensweise sollen sich auswirken in all den Dimensionen unseres Lebens, in unserer Arbeit, in der Familie, aber auch in den Gestaltungsaufgaben der Politik, der Wirtschaft und der Kultur“, erklärte Marx: „Den schöpferischen Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, kann man nicht eingrenzen. Es ist die Dynamik Gottes selbst, die wir den Heiligen Geist nennen, die die ganze Schöpfung durch Christus in die Arme des Vaters hineinziehen soll. Als österliche Menschen sollen wir uns an dieser großen Heimholung der Welt beteiligen durch unseren Glauben und unsere Liebe.“

Die österliche Gemeinschaft der Kirche sei keine bloße Idee, sondern real. Gerade in Rom werde diese konkret sichtbare Gemeinschaft der Kirche deutlich: „Eine Kirche, die universal in der ganzen Welt präsent ist und überall in der einen Gemeinschaft miteinander verbunden im Geist des Gebets. Dass hier Rom und der Nachfolger des Heiligen Petrus eine besondere Rolle spielen, ist im Evangelium selbst begründet“, so Marx. Er erinnerte daran, dass Petrus in Rom gestorben sei und der Petrus für die Gläubigen heute Benedikt XVI. heiße.

Dieser Zusammenhang sei auch schon im 8. Jahrhundert für den Heiligen Korbinian, zugleich Schutzpatron der Erzdiözese München und Freising und der Pfarrei in Infernetto, wichtig gewesen. „Er wusste, dass die Verbundenheit mit Rom für die Realität und die Zukunft der Kirche von außerordentlicher Bedeutung ist“, hielt der Erzbischof fest. Deswegen sei Korbinian mit dem gezähmten Bären, der sein Gepäck trug, nach Rom gekommen, um im Auftrag des Papstes seinen Dienst in Bayern neu aufzunehmen. „Diese Sendung durch den Papst hat Korbinian hineingestellt in den universalen Auftrag der einen Kirche“, so Marx: „Wenn ich als Nachfolger des Heiligen Korbinian und als zweiter Nachfolger von Kardinal Ratzinger als Erzbischof von München und Freising hier in dieser Kirche San Corbiniano mit Ihnen zusammen das heilige Opfer feiere, dann ist das ein starkes Zeichen für den kontinuierlichen Weg der Kirche, ausgehend vom Osterereignis bis zum Ende der Welt, bis zur Wiederkunft des Herrn.“


Predigt von Kardinal Marx

Verlesung der Bulle