„Leidenschaft und Liebe für die christliche Kunst“

Generalvikar Beer verabschiedet Freisinger Museumsdirektorin Sylvia Hahn in den Ruhestand
Christoph Kürzeder als neuer Direktor eingeführt
Dr. Sylvia Hahn, Dr. Christoph Kürzeder
Freising, 19. Januar 2012. Nach 28 Jahren Tätigkeit für das Diözesanmuseum in Freising wurde Museumsdirektorin Sylvia Hahn (62) am Mittwoch, 18. Januar, mit einer feierlichen Vesper mit Weihbischof Bernhard Haßlberger im Freisinger Mariendom und anschließendem Festakt im Diözesanmuseum in den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde ihr Nachfolger, Christoph Kürzeder (46), in sein Amt eingeführt. „Leidenschaft und Liebe für die Kunst: das war und ist Frau Hahn, und die Liebe zur christlichen Kunst, das wollte sie an alle weitergeben“, erklärte der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer. Er dankte Hahn „für allen ihren Einsatz, für alle Kraft, unermüdlich, unerschöpflich, die sie aufwendete, um ihr Museum lebendig sein zu lassen“.

Sylvia Hahn hat beinahe ihr gesamtes Berufsleben dem Diözesanmuseum gewidmet. Zunächst seit 1983 freiberuflich tätig, wirkte die promovierte Kunsthistorikerin seit 1989 als Stellvertreterin des damaligen Direktors Peter Steiner. „Ihr Part war dabei nicht so sehr das große Rampenlicht, sondern oftmals die konzentrierte Vorbereitung, das Durchdringen der Thematiken von Ausstellungen und Sammlung in die Regelmäßigkeit alltäglicher Arbeit hinein“, so Beer.

Im Jahr 2007 wechselte Hahn an die Spitze des Hauses. Elf Ausstellungen wurden unter ihrer Leitung konzipiert und realisiert. Generalvikar Beer erinnerte besonders an zwei Höhepunkte, die Ausstellung „Paradies. Neue Blicke auf einen alten Traum“ im Jahr 2009 und die Schau zum Thema Engel im Jahr 2011: „Alle Ausstellungen mündeten in die umfassende, umfangreiche und üppige Engelausstellung, quasi ein Summenstrich unter das Wirken von Frau Hahn.“

Prägend für die Zeit ihres Schaffens seien „ihre kunsthistorische Offenheit, ihre stark ausgeprägten organisatorischen Fähigkeiten und ihre Möglichkeiten, Kunst zu vermitteln und lebendig werden zu lassen“, gewesen, hob Beer hervor: „Faszinierend und eindringlich waren ihre prägnanten und intensiven Führungen.“ Zunehmend seien es Themen im Spannungsfeld „Glauben – Alltag – Zeugen gelebter Frömmigkeit“ gewesen, die im Mittelpunkt des Interesses von Frau Hahn standen.

Der Generalvikar versicherte, der neue Museumsdirektor Christoph Kürzeder werde mit „seiner Persönlichkeit und der Unterstützung der Mitarbeiter das Museum prägen und gestalten, so dass auch in Zukunft das Museum sich weiterhin verstehen kann als Bewahrer kultureller Werte und Traditionen, vor allem unserer Erzdiözese und unserer bayerischen Heimat, als Ort der Verkündigung der christlichen Botschaft, aber auch als Ort kritischer, lebendiger Auseinandersetzung, als Ort, an dem um sichtbare Zeichen der Frömmigkeit gerungen wird, als Ort auch ästhetischer Erziehung“.

Der promovierte Theologe und Volkskundler Kürzeder hat sich wissenschaftlich bislang besonders mit der Frage auseinandergesetzt, wie Theologie durch Liturgie und Seelsorge die Alltagskultur der Menschen prägt. So promovierte er 2004 an der Ludwig-Maximilians-Universität München über das Thema „Als die Dinge heilig waren. Gelebte Frömmigkeit im Zeitalter des Barock“. Beruflich war er unter anderem als Assistent am Lehrstuhl für Pastoraltheologie in München tätig sowie freiberuflich für das Freilichtmuseum Glentleiten, das Kunstreferat des Erzbischöflichen Ordinariats München sowie für das Diözesanmuseum in Freising. Er konzeptionierte und realisierte bis 2008 das Museum der Bürgersaalkirche München sowie im laufenden Jahr eine Wallfahrtsausstellung in der Galerie Markt Bruckmühl. Kürzeder stammt aus der Erzdiözese; er wurde am 11. Mai 1965 in Steinhöring geboren.

Mit einem Bestand von rund 16.000 Werken ist das Diözesanmuseum eines der größten kirchlichen Museen der Welt. Seine Sammlung umfasst einen chronologischen Rundgang von der Romanik bis zum Rokoko, Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts sowie Werke der Moderne. Es beherbergt eine große Abteilung mit religiöser Volkskunst, eine der größten Krippenausstellungen Deutschlands, den Freisinger Domschatz und ein Ikonenkabinett. Das Museum zeigt unter anderem Werke von Erasmus Grasser, Jan Polack, Hans Leinberger, Lucas Cranach, Cosmas Damian Asam, Giandomenico Tiepolo oder Ignaz Günther. Zudem macht das Museum immer wieder auch überregional mit spektakulären Ausstellungen auf sich aufmerksam, zuletzt mit der Schau über Engel. Derzeit ist noch bis 5. Februar 2012 die Ausstellung „Von Korbinian bis Lichtmess. Kunst und Symbolik im Weihnachtsfestkreis“ zu sehen. (kel)

Foto: Dr. Sylvia Hahn ©Diözesanmuseum Freising, Dr. Christoph Kürzeder ©privat

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