Marx: „Kirche muss aufräumen und Ballast abwerfen“

Erzbischof von München und Freising hält Gottesdienst zum Jahrestag der Wahl des Heiligen Vaters
München, 17. März 2019. Kardinal Reinhard Marx hält es für unumgänglich, dass die katholische Kirche ihre Traditionen kontinuierlich überprüft und erneuert. Es sei notwendig, dass „Reformen passieren“, sagte der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei einem Gottesdienst am Sonntag, 17. März, im Münchner Liebfrauendom anlässlich des sechsten Jahrestags der Wahl von Papst Franziskus. „Es ist wichtig aufzuräumen, auch das anzuschauen, was den Glauben verdunkelt“, erklärte Marx. Falsche Werte wie Klerikalismus und Hochmut, die den Menschen den Blick auf den Kern der Kirche und auf das Evangelium verstellten, müssten beiseite geräumt werden, müssten „zu Ende gehen“, die Kirche müsse den „Ballast abwerfen“.
 
Zu einer solchen Erneuerung gehöre „natürlich auch eine Entwicklung der Lehre, der Erkenntnis, des Glaubens“, erklärte Marx. „Der Glaube verändert sich nicht, aber Vieles entdecken wir tiefer, neuer.“ Vieles könne in neuer Weise vermittelt werden. „Das muss sein. Sonst bleibt die Kirche und die Gemeinschaft des Volkes Gottes starr, nur eine Burg, die man verteidigt, aber keine Truppe, die ausmarschiert, die loszieht, die mit befreiender Botschaft den Menschen nahe kommt“, sagte der Erzbischof. „Nur so bleibt die Kirche stark“. Zu der Erneuerung solle auch der synodale Weg beitragen, den die Deutsche Bischofskonferenz vor wenigen Tagen beschlossen hat.
 
Kardinal Marx hob die Rolle von Papst Franziskus in der katholische Kirche weltweit hervor: „Sein Wirken, seine Predigten, sein Zeugnis mitten in der Welt sind von unersetzlicher Bedeutung.“ Er sei die „Stimme der Christen weltweit“. Eine wichtige Botschaft der Kirche sei, dass „die eine Menschheitsfamilie zusammengehört“. Es sei eine Botschaft, die die Menschen ermutige, aufrichte und zusammenführe, die „nicht Gräben aufreißt und Hass verbreitet“, sondern Gräben überwinde. Dass bei dieser Botschaft „besonders die Armen und Bedrängten im Blick sind, ist eine Selbstverständlichkeit“. Der Papst vertrete dies „in großartiger Weise“, so Marx. Franziskus erinnere auch daran, was der Auftrag der Kirche in Deutschland sei.
 
Der Erzbischof verwies auf die Gesprächsforen, zu denen das Erzbistum in den kommenden Wochen einlädt und in denen sich unter dem Leitwort „Heimat gemeinsam gestalten“ Experten sowie Vertreter aus Kirche und Gesellschaft miteinander und mit den Gästen austauschen. Gemeinsam den Heimatbegriff neu zu definieren und nach Lösungen zu suchen, wie sich Heimat gestalten lasse, sei eine wichtige Aufgabe. „Die Kirche ist dazu ein Instrument, die Kirche soll eine Hilfe dazu sein“, sagte Marx. (ct)