Großer Zustrom an erzbischöflichen Fachoberschulen

Portrait Schulleiter Bernhard Eiser St. Irmengard Fachoberschule Garmisch-Partenkirchen
Schulleiter St. Irmengard Fachoberschule GarmischBernhard Eiser (Foto: Beate Berger)
Die Fachoberschulen der Erzdiözese München und Freising sind beliebter denn je. An den drei Standorten Freilassing, Garmisch-Partenkirchen und Markt Indersdorf konnte man in den letzten Jahren einen regelrechten Boom verzeichnen. So startete die FOS Franz von Assisi in Freilassing 2012 mit 24 Schülern. Aktuell sind es 127. Auch die jüngste im Trio, die Vinzenz von Paul-Schule in Markt Indersdorf, wurde 2016 von 26 Schülern besucht. Heuer sind es bereits 58. Dass die Schülerzahlen sukzessive gestiegen sind, ist für Dr. Ralf Grillmayer, den Hauptabteilungsleiter der erzbischöflichen Schulen, nachvollziehbar. „Zum einen haben wir das der Einführung des G8 an den Gymnasien zu verdanken. Viele wollten sich den Druck nicht antun. Wir schließen aber auch eine Lücke im Bildungssystem“, erklärt er. „Durch die praxisnahe Ausbildungsform stellt die FOS den Missing Link zwischen Schule und Wirtschaft dar und wirkt so dem Fachkräftemangel entgegen.“ Darüber hinaus habe man die Standorte gezielt gewählt. Es handelt sich hierbei um Regionen, in denen es weiße Flecken im Bildungsangebot gab. „Nun können wir dort alle Wege anbieten, die zum Abitur führen.“ Hervorzuheben jedoch sei der gute Ruf, der allen drei Institutionen vorauseilt.
 
Gutes Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Dritte im Bunde. Die St. Irmengard-Fachoberschule in Garmisch-Partenkirchen. Früher mussten die Jugendlichen aus der Umgebung bis zu 50 Kilometer Schulweg in Kauf nehmen, um die nächste Einrichtung dieser Art in Weilheim zu erreichen. 2013 zogen die ersten 27 FOS-Schülerinnen (später wurden auch Jungen zugelassen) in das Gebäude des St. Irmengard-Gymnasiums ein. Waren die Klassen 11 und 12 unter dem damaligen Schulleiter Ottmar Würl noch einzügig, so sind heuer 113 Schüler auf drei elfte und zwei zwölfte Klassen verteilt, die von 27 Fachlehrern unterrichten werden. Die Ausbildungsschwerpunkte liegen auf Sozialwesen und Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege.
 
Wegen baulicher Maßnahmen ist man zusammen mit dem erzbischöflichen Gymnasium und der Realschule aktuell in ein großes Container-Gebäude umgezogen. CG steht als Abkürzung auf dem Grundrissplan. „Castel Gandolfo“, nach der päpstlichen Sommerresidenz, nennen es die Schüler und ihr aktueller Schulleiter Bernhard Eiser liebevoll. Der Direktor kennt alle seine Schützlinge beim Vornamen. „Das ist mir wichtig. Wenn ich mit einer Lehrkraft über jemanden spreche, will ich ein Gesicht vor Augen haben“, erklärt er. Das gute Schüler-Lehrer-Verhältnis ist ein Grundpfeiler der Schule. Man befindet sich im ständigen Austausch miteinander, die Betreuung ist engmaschig und ein Resultat des einzigartigen Profils der Schule.
 
Einzigartiges Schulprofil
Während andere Fachoberschulen die Einheiten von Praktikum und Unterricht auf jeweils zwei Wochen splitten, haben die Schüler hier von Montagmorgen bis Mittwochmittag Unterricht und sind von Mittwochnachmittag bis Freitagabend in ihren Praktikumstellen. „Dies ermöglicht eine viel intensivere Betreuung“, erklärt Eiser. Auch die Fachlehrer befürworten diese Unterrichtsform, denn sie verhindert lange Unterbrechungen intensiver Fächer wie Mathematik. Die Praktikumsbetriebe schätzten die enge Verbundenheit ebenfalls sehr. Sie stehen im ständigen Austausch mit den Schülern und den Lehrern. Manchmal tauchen im Praktikum Probleme auf, mit denen die Schüler umgehen müssen. Im Rahmen der fachpraktischen Anleitung, die fix im Stundenplan verankert ist, werden auch solche Themen besprochen und analysiert. Zur Konfliktlösung stehen zwei Psychologinnen im Sozialwesenszweig zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es an der Schule einen Diplom-Psychologen, der immer ansprechbar ist. „Unsere Schüler lassen wir nicht im Regen stehen“, betont Eiser.
 
Positive Zukunftsaussichten
Der Erfolg spricht für sich. Eine überdurchschnittlich hohe Zahl besteht den Abschluss. Zuletzt waren es sogar 100 Prozent. Durch den praxisnahen Unterricht wissen die Jugendlichen meist schon in der elften Klasse, was sie danach machen wollen. „Wenn unsere Absolventen ihr Zeugnis bekommen, hat der Großteil bereits einen Ausbildungs- oder Studienplatz in der Tasche“, bestätigt Eiser. Für das nächste Schuljahr liegen ihm aktuell 100 Neuanmeldungen vor. Das Interesse ist weiterhin groß. „Ich denke aber, dass sich der Zustrom nun reguliert.“
 
Auch Grillmayer schätzt, dass sich der Andrang auf einem stabilen Niveau einpendeln wird. Durch die Wiedereinführung des G9 habe der Trend etwas nachgelassen. „Mit unseren drei Standorten ist das Thema FOS nun erst einmal abgeschlossen“, sagt er. Weitere seien nicht in Planung.

Text: Beate Berger, freie Redakteurin