Altarweihe in Mühldorf mit Kardinal Reinhard Marx

Pfarrkirche St. Laurentius wird nach Gesamtrenovierung wiedereröffnet
St. Laurentius Mühldorf
Der neu gestaltete Altarraum von St. Laurentius Mühldorf am Inn, © EOM/Achim Bunz
München, 29. April 2019. Bei einem Festgottesdienst am Sonntag, 5. Mai, um 10 Uhr weiht der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, den neuen Altar der Pfarrkirche St. Laurentius in Mühldorf am Inn. Mit der Neugestaltung der liturgischen Orte durch das Münchner Künstlerduo „Empfangshalle“ wurde die im September 2015 begonnene Gesamtrenovierung des Gotteshauses abgeschlossen. Zentrale Bedeutung für die künstlerische Neukonzeption hat ein goldenes Retabel, ursprünglich eine hinter oder auf dem Altar angebrachte Wand, das für St. Laurentius unter Einsatz modernster Technologien als filigranes, dreidimensionales Gitterwerk umgesetzt wurde.
 
Das acht Meter hohe Retabel erhebt sich vor der Chorwand und hinterfängt das von oben abgehängte barocke Kruzifix. Mit seinem konkaven Grundriss schmiegt es sich in die barocken Eckkehlungen und lässt so den Chorraum optisch nach vorne treten. Für die Fertigung wurden auf der Grundlage eines digitalen Datenmodells 60 individuell geformte Einzelteile aus weißem Polyamid im 3D-Druck hergestellt. Für die Beschichtung der Elemente wurde eine spezielle Form des thermischen Spritzens eigens entwickelt. Die Bronze-Aluminium-Legierung und ein abschließender, metallischer Lacküberzug verleihen dem Retabel seine goldschimmernde Oberfläche und stabilisieren es. Bei der Konzeption des Retabels arbeiteten die Künstler Corbinian Böhm und Michael Gruber von „Empfangshalle“ mit dem Münchner Architekten Oliver Tessin zusammen, der das Gitterstrukturkonzept sowie die Entwurfs- und Ausführungsplanung übernahm. Technisch umgesetzt wurde das Projekt von der auf neuartige Fertigungsverfahren spezialisierten Oberpfälzer FIT AG.
 
Der neue Altar erinnert mit seiner halbrunden Gestaltung an die Kuppa, die obere Schale eines Kelches, und antwortet auf die konkave Stellung des Retabels. Das Material, leicht gelbädriger Laaser Marmor, verbindet sich harmonisch mit dem goldfarbenen Retabel und der barocken Raumschale. Ambo und Tabernakel-Stele sind aus demselben Stein gestaltet. Die Auflage des Ambos und der Tabernakel-Schrein greifen gestalterisch die zelluläre Struktur des Retabels auf, übersetzen sie aber bewusst in eine eigenständige, manuell gefertigte Form: Feinmaschiges Metallgewebe wurde zu einem Relief gefaltet, in Bronze abgegossen und vergoldet. Der frei im Seitenschiff platzierte Tabernakel korrespondiert formal, inhaltlich und liturgisch mit dem Passionsaltar aus dem 16. Jahrhundert an der Ostwand des Seitenschiffes.
 
Die ursprünglich spätgotische Kirche war im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet worden. Die in der Barockzeit, im 19. Jahrhundert und vor allem bei der letzten Gesamtrenovierung in den 1960er Jahren vorgenommenen Veränderungen hatten sich insgesamt negativ auf das Erscheinungsbild des Baus ausgewirkt, sodass eine künstlerische und liturgische Neukonzeption zur Wiederherstellung eines stimmigen Sakralraums nötig geworden war. Durch die im Rahmen der aktuellen Innenrenovierung erfolgten Maßnahmen wurde die architektonische Einheit des Kirchenraums gestärkt und ein überzeugender Raumabschluss geschaffen. Es wurden formal und liturgisch stimmige liturgische Orte geschaffen und vorhandene Bildwerke aufgewertet. Um den Kirchenraum neu zu strukturieren, wurden die liturgischen Orte und zentrale Bildwerke gezielt zueinander in Bezug gesetzt.
 
Neben einer grundlegenden baulichen Instandsetzung der Kirche wurde unter anderem die Haustechnik erneuert und die Raumschale restauriert und neu gefasst. Die Bestuhlung wurde überarbeitet und neu aufgestellt und der alte Turmzugang freigelegt. In der Turmkapelle wurde ein neuer Andachtsort geschaffen, dessen Zentrum eine spätmittelalterliche Skulptur mit einer Darstellung Christi, rastend kurz vor seiner Kreuzigung auf dem Berg Golgota, bildet. An den Fenstern mit Kunstverglasung wurden Schutzverglasungen angebracht. Auch die Sakristeiräume wurden neu gestaltet.
 
Insgesamt wurden für die Renovierung rund 3,5 Millionen Euro investiert. Rund 3,1 Millionen Euro davon trug das Erzbischöfliche Ordinariat. Rund 250.000 Euro wurden durch Spenden finanziert. Die übrigen Kosten trugen die Pfarrei St. Laurentius und die politische Gemeinde oder wurden als Arbeits- und Sachleistungen eingebracht.
 
Der Altar, an dem die Gläubigen die Gemeinschaft mit Christus feiern, ist der Mittelpunkt des katholischen Kirchenraumes. Er enthält Reliquien von Heiligen oder Seligen. Bei der Weihe des Altares, die Bischöfen vorbehalten ist, wird er mit Weihwasser besprengt und mit Chrisam gesalbt. Anschließend wird Weihrauch auf dem Altar verbrannt und die Altarkerzen werden feierlich entzündet, bevor der Bischof das Weihegebet spricht. Erst danach darf auf dem Altar Eucharistie gefeiert werden. (ct)
 
 
Hinweis:
Pressefotos von dem neu gestalteten Kirchenraum zum Download:
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EOM/Achim Bunz