Altarweihe mit Weihbischof Haßlberger in Hebertshausen

Feier zum Abschluss der Gesamtsanierung / Sakraltopograhie an historisch sensiblem Ort
Hebertshausen, 2. September 2020. Mit der Weihe des neuen Altars der alten Georgskirche in Hebertshausen (Landkreis Dachau) durch Weihbischof Bernhard Haßlberger am Sonntag, 4. Oktober, um 10 Uhr, findet die umfassende Sanierung und teilweise Neugestaltung von Kirche, Friedhof, Aussegnungshalle und Kalvarienberg an einem historisch sensiblen Ort – der Kirchhügel war der einzige Ort, von dem aus der Ausbildungsschießplatz des Konzentrationslagers Dachau und damit der Schauplatz von Massenerschießungen einsehbar war – ihren Abschluss.

Das auf Basis einer hochmittelalterlichen Burgkapelle errichtete Gotteshaus – Reste dieses Bauwerks samt zugehöriger Malereien haben sich in der südlichen Langhauswand erhalten – war seit 2017 einer Gesamtrenovierung unterzogen worden. In den Jahrzehnten davor hatte die Verlagerung des pfarrlichen Lebens hin zur 1960/61 neu gebauten Pfarrkirche unterhalb der Anhöhe dazu geführt, dass die alte Georgskirche infolge der fehlenden Nutzung auch baulich vernachlässigt wurde – bis an den Rand der Baufälligkeit. Nach der umfassenden Sanierung erstrahlt die Kirche, die sich bis heute in beeindruckendem Maß ihr mittelalterliches Gepräge erhalten hat und mit dem Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus (Lk 16, 19-31) eine außergewöhnliche Ikonographie aufweist, in neuem Glanz. Während das Thema „Abrahams Schoß“ im 12. Jahrhundert durchaus häufiger anzutreffen ist, überrascht die Darstellung der drei Erzväter, da Isaak und Jakob im biblischen Text nicht erwähnt sind.

Ausgangspunkt der Gesamtsanierung war neben dem ästhetischen Erscheinungsbild der Kirche in erster Linie die statisch extrem gefährdete Hangkante mit der instabilen Friedhofsmauer. Der enge Schulterschluss zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde ermöglichte dabei über die jeweiligen Pflichtaufgaben hinaus – Sanierung von Kirche und Friedhofsmauer sowie Bau einer Aussegnungshalle – die Schaffung eines Gesamtensembles mit der Georgskirche als Mittelpunkt, das integral in die Ortsstruktur von Hebertshausen eingebunden ist. Vor dem Hintergrund des zuletzt äußerst kargen Erscheinungsbilds des Kirchenraumes mit geringer spirituell-emotionaler Atmosphäre galt es, dem Gotteshaus durch eine umfassende, künstlerische Neuinterpretation wieder geistige und gestalterische Strahlkraft zu verleihen, die diesem geschichtsträchtigen Ort gerecht wird.

Als Ersatz für die nicht mehr vorhandene beziehungsweise rekonstruierbare Farbfassung des Innenraums war von Beginn an eine künstlerische Neugestaltung der Fenster geplant, für die der renommierte Maler Jerry Zeniuk, München/New York, gewonnen werden konnte. Die Ausstattungselemente wurden von HeimKuntscher Architekten entworfen. Eine zentrale Bedeutung für die Raumkonzeption kommt dabei dem vom Goldstaub gefärbten, kostbaren rubinroten Glas der Ewiglicht-Ampel im reinweißen Chor zu. Es verweist auf die Präsenz Gottes im wiederhergestellten Sakramentshaus in der nördlichen Chorwand, würdigt den mächtigen, mittelalterlichen Altarstein und gibt dem Blick des Kirchenbesuchers Richtung und Halt. Altar und Ambo sind aus hellem, französischen Sandstein gearbeitet. Dem in der Großform kubischen Altar ist im Grundriss ein Kreis eingeschrieben, der seinerseits kreuzförmig geteilt ist. Die Durchdringung von Quadrat, Kreis und Kreuz steht – wie schon in mittelalterlicher Zeit – symbolisch für die Verbindung von Erde und Himmel im Erlösungswerk Christi. Der Ambo wiederholt die Formgebung des Altars in gestreckter Weise und unterstreicht die Zusammengehörigkeit von Wort- und Mahlfeier.

Bei der Sanierung der abrutschgefährdeten Stützmauer und der Treppen und Rampen fand erstmals auch der Bereich westlich der Kirche Berücksichtigung. Das der Westfassade vorgelagerte neue Plateau dient nicht nur als zentrales Stützbauwerk für die Giebelwand, es ermöglicht auch einen barrierefreien Zugang zur Kirche und bietet Raum zum Aufenthalt.

Eine für die Gesamtkonzeption weittragende Entscheidung war der Verzicht der politischen Gemeinde auf einen Neubau der Aussegnungshalle am Standort des neuen gemeindlichen Friedhofs zugunsten einer Stärkung des alten Friedhofs mit seinen Erweiterungen um die Georgskirche. Das bestehende Leichenhaus aus den 1930er Jahren wurde saniert und im Inneren neu gestaltet, sodass es jetzt als Aufbahrungsraum der persönlichen Abschiednahme dienen kann. Zur Unterbringung verschiedener Funktionsräume wurde entlang der Friedhofsmauer ein Neubau errichtet, der in seiner halboffenen Bauform gleichzeitig als Aussegnungshalle genutzt werden kann. Bereits 2013 war der von HeimKuntscher Architekten entworfene moderne Kalvarienberg am nördlichen Ende des Friedhofsareals eingeweiht worden.

Die Brutto-Gesamtkosten, also die Aufwendungen inklusive aller Planungs- und Beratungsdienstleistungen, belaufen sich für Kirche und Friedhof auf 3,2 Millionen Euro, in die liturgische Ausstattung wurden 100.000 Euro investiert. Die Ertüchtigung und Sanierung der vorhandenen Hang-Stützmauer schlug mit 600.000 Euro zu Buche. (uq)

Bitte geben Sie als Bildnachweis Erzbischöfliches Ordinariat München / Achim Bunz an.