„Glaube immer wieder neu leben und ins Gespräch bringen“

Kardinal Marx ruft zur Reflektion und öffentlichen Diskussion christlicher Überzeugung auf
München, 3. März 2017.  Kardinal Reinhard Marx ruft die Christen zu Beginn der Fastenzeit dazu auf, angesichts der verstärkten Debatten über Religion ihren Glauben neu zu reflektieren und in die gesellschaftlichen Diskussionen einzubringen. „Von einem Verschwinden der Religion kann keine Rede sein“, stellt der Erzbischof von München und Freising in seinem Hirtenbrief zum Beginn der Österlichen Bußzeit fest. Allein dadurch, dass „mittlerweile viele Muslime“ in Deutschland lebten und „zum Teil seit vielen Jahren unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger“ seien, sei Religion „neu zum Thema“ geworden, so Marx. Die Frage, was es bedeute, an Gott zu glauben, stelle sich als neue Herausforderung: „Wie können wir als Christen in der größeren Vielfalt von Religionen und Weltanschauungen, Glauben und Unglauben, in unserer Gesellschaft neu die Faszination des christlichen Bekenntnisses entdecken und bezeugen?“
 
Dass Terroristen weltweit sich als Kämpfer im Namen des Islams bezeichneten, fordere gläubige Muslime wie auch Christen heraus: „Die scharfe Ablehnung dieser Gewalttäter darf ja nicht zur Ablehnung, ja zum Hass gegen Menschen führen, die mit uns zusammen in diesem Land leben und arbeiten oder in großer Not zu uns gekommen sind“, unterstreicht der Kardinal. Umso wichtiger sei es, sich auf den Weg zu machen, die eigene Identität zu entdecken, „unsere eigene christliche Überzeugung immer wieder neu zu leben und ins Gespräch zu bringen“. Unter dieser Voraussetzung könnten Christen auch „in einen guten Austausch und Dialog“ treten, „mit allen Menschen guten Willens, ob gläubig oder suchend oder einer anderen Religion folgend“.
 
In der Debatte über Religion müssten Christen jede „politische Vereinnahmung Gottes“ genauso ablehnen wie auch das Bild von einem „allmächtigen Gott, der durch Überwältigung überzeugt und den Glauben herbeizwingt“. Schließlich sei auch jede Gewaltausübung im Namen Gottes zu verurteilen, betont Marx: „Niemals darf im Namen Gottes Gewalt ausgeübt werden. Man kann Gott nicht bezeugen mit Mitteln, die uns der Teufel in die Hand gelegt hat!“