Ein Fest der Hoffnung und Erlösung Ursprung und Bedeutung der Kreuzerhöhung im Wandel der Zeit

Es gilt als Zeichen des Sieges über den Tod, der Auferstehung und des ewigen Lebens: Gemeint ist das Kreuz, das zentrale Symbol des Christentums. Es ist so bedeutend, dass ihm mit dem Fest der Kreuzerhöhung sogar ein eigenes Fest gewidmet wurde, welches sich auf die Verehrung des Kreuzes Christi als Symbol des Heils und der Erlösung konzentriert. 
 
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Das Patrozinium des Heilig Kreuz-Kircherl auf dem Wallberg ist am Fest der Kreuzerhöhung
Am 14. September 1944, dem Tag des Festes Kreuzerhöhung, schrieb Kaplan Hermann Joseph Wehrle, ein damaliger Priester des Erzbistums München und Freising, seine letzten Worte, bevor er von der nationalsozialistischen Justiz zum Tod durch den Strang verurteilt wurde: „Ich bin eben zum Tode verurteilt. Welch schöner Tag – heute Kreuzerhöhung.“

Dieser Satz, niedergeschrieben auf einem kleinen Zettel, den seine Schwester in der zurückgesandten Kleidung des Hingerichteten fand, spiegelt die Verbindung zwischen Wehrles Martyrium und dem christlichen Fest wider, das die Bedeutung des Kreuzes als Zeichen des Heils und der Erlösung feiert. Wehrle, der wegen seiner Mitwisserschaft am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 verurteilt wurde, fand in der Kreuzerhöhung offenbar Trost und geistliche Stärke. Während die gottlosen Nazi-Richter versuchten, ihn und sein Andenken durch die Verbrennung seines Leichnams und das Zerstreuen der Asche vollständig auszulöschen, erkannte Wehrle gemäß einer Interpretation des früheren Münchner Erzbischofs Kardinal Friedrich Wetter in seinem Tod die tiefe Vereinigung mit dem Kreuz Christi. Er sah sein Sterben demnach nicht als sinnlose Vernichtung, sondern als Teilhabe am Leiden Jesu, im festen Vertrauen darauf, dass dieses Leiden zur Auferstehung und zum ewigen Leben in Gemeinschaft mit Gott führt.
 
Darstellung der Kreuzerhöhung durch die Heilige Helena auf dem Hochaltar der Filialkirche Kreuzerhöhung in Hinterholzhausen
Darstellung der Kreuzerhöhung durch die Heilige Helena auf dem Hochaltar der Filialkirche Kreuzerhöhung in Hinterholzhausen
Das Fest, auf das Kaplan Wehrle in einen letzten Worten Bezug nahm, hat der Legende nach seinen Ursprung im 4. Jahrhundert. Nachdem Jesus im Jahr 30 n. Chr. gekreuzigt wurde, galt das Kreuz rund 300 Jahre lang als verschollen. Bis rund um das Jahr 326 die Heilige Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, um die heiligen Stätten des Christentums zu besuchen. Helena folgte den Hinweisen des Bischofs von Jerusalem und ließ unter einem Venus-Tempel am Berg Golgota, dem Ort der Kreuzigung Jesu, gründlich graben. Dabei stieß sie auf drei Kreuze, von denen eines das „wahre Kreuz“ Christi war, erkennbar an der Inschrift, die Pontius Pilatus hatte anbringen lassen: „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Kaiser Konstantin ließ daraufhin eine Kirche, die Grabeskirche, über der Fundstelle errichten, die 335 n. Chr. eingeweiht wurde.

Das Kreuz wurde nach seiner Entdeckung auf Anweisung Helenas zerteilt. Ein Teil wurde nach Konstantinopel gebracht, ein anderer nach Rom, wo er in der Kirche Santa Croce in Gerusalemme aufbewahrt wird. Der größte Teil des Kreuzes verblieb jedoch in Jerusalem und wurde in der neuen Grabeskirche verehrt. Am Tag nach der Weihe der Grabeskirche, dem 14. September 335, versammelte Patriarch Makarios I. die Priester und zeigte das Kreuz auf einer Anhöhe den versammelten Gläubigen, so dass auch die bisher vergeblich Wartenden es verehren konnten. Diese Handlung des „Erhöhens“ des Kreuzes gab dem Fest seinen Namen: Kreuzerhöhung. In Abbildungen ist die Heilige Helena bis heute stets mit dem Kreuz in ihren Händen zu sehen, womit sie die Welt daran erinnert, dass auch heute noch Unschuldige geschlagen und misshandelt werden.

Im Laufe der Geschichte wurde das Kreuz auf verschiedene Weisen dargestellt. Während frühe Darstellungen oft den leidenden Christus am Kreuz zeigten, begannen Künstler späterer Jahrhunderte, ihn als triumphierenden König darzustellen, der den Tod besiegt hat. Diese Darstellungen sollten den Sieg Christi über den Tod verdeutlichen, obwohl sie wenig mit den tatsächlichen Ereignissen der Kreuzigung zu tun haben, die in den Evangelien als äußerst grausam beschrieben werden. Das Kreuz war eine Hinrichtungsform, die entsetzliche Qualen verursachte und für die schändlichste Art der Todesstrafe stand, und dennoch ist es heute ein Symbol der Hoffnung und des neuen Lebens.
 
Heilig Kreuz Wildbad Kreuth
Die Nebenkirche Heilig Kreuz in Wildbad Kreuth, deren Patrozinium ebenfalls auf das Fest der Kreuzerhöhung fällt
Die theologische Bedeutung des Festes der Kreuzerhöhung ist tief in der christlichen Lehre verwurzelt. Das Kreuz, ursprünglich ein Zeichen der Schande und des Leidens, wurde durch das Opfer Jesu Christi zum Symbol des Heils und der Erlösung. Für Christen steht das Kreuz für den Sieg über Sünde und Tod und verkörpert die Liebe Gottes, die sich in der Hingabe Jesu für die Menschheit manifestiert. Jesus Christus wurde am Kreuz erhöht und damit in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen. Diese Erhöhung steht in direktem Zusammenhang mit dem Leiden, die Christus durch seine Kreuzigung ertragen hat.

In der Liturgie des Festes wird das Kreuz in besonderer Weise geehrt, indem beispielsweise Kruzifixe oder Kreuzanhänger gesegnet werden. Besonders in der Ostkirche hat das Fest eine besondere Stellung inne, als eine der „Zwölf Großen Feste“ des Kirchenjahres. Aber auch im Erzbistum München und Freising wird in einigen Pfarreien das Fest Kreuzerhöhung gefeiert.

In der Pfarrkirche St. Georg in Taufkirchen wird es beispielsweise am 14. September um 18 Uhr als normales Herrenfest mit einer Eucharistiefeier gewürdigt. „Das Schöne an dem Fest ist, dass man im Alltag mal wieder dran erinnert wird: Da war doch was, mit dem Kreuz", sagt Gerald Vogel, Lektor und Gottesdienstbeauftragter von Sankt Georg. Von besonderer Bedeutung ist das Fest Kreuzerhöhung für die Pfarrei Heilig Kreuz in Giesing, die das Patrozinium ihrer Kirche am 15. September um 9:30 Uhr mit einem Festgottesdienst feiert, ehe anschließend zu einem Stehempfang gebeten wird. „Die Musik ist mit umrahmt von Astrid Lazar, Sopran, und unserem Kirchenmusiker Thomas Renner an der Orgel“, freut sich Pfarrvikar Josef Schmid. Außerdem wird das Format „Kinder- und Kleinkinderkirche“ angeboten, bei dem den jungen Gläubigen das Evangelium spielerisch nahegebracht wird, indem gesungen, gestaltet und gemalt wird.
 
Text: Wanja Ebelsheiser, Volontär beim Sankt Michaelsbund, September 2024

Plakat zum Ökumenischen Gottesdienst zum Fest der Kreuzerhöhung am 14. September 2024 in München
Einladung zum Ökumenischen Gottesdienst am 14. September 2024 in München

In der ukrainisch-orthodoxen Kirche am Gasteig, Innere Wienerstraße 1,  beginnt um 18:00 Uhr ein ukrainisch gestalteter Abendgottesdienst mit ökumenischen Elementen in diesem besonderen Kirchenraum. Priester Alexander Smoktunowicz wird während der Feier Impulse zur Bedeutung des Kreuzes als Hoffnungszeichen im Alltag geben und aufzeigen, wie und warum dieses Zeichen für Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus auch und insbesondere in der Zeit des Krieges ein zentrales Symbol ist und bleibt. Daran schließen sich ein Empfang und die Möglichkeit zum Austausch im Kreuzgang ab.