Kardinal Marx: „In der Taufe sind wir eins“

Gottesdienst und Prozession zum Fronleichnamsfest in der Münchner Innenstadt
München, 15. Juni 2017. Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Predigt zum Fronleichnamsfest die Gläubigen dazu aufgerufen, die Einheit der Christen weiter voranzutreiben und als getaufte Christen gemeinsam Zeugnis für den Glauben abzulegen. „Wichtig ist, was gemeinsam ist: das Zeugnis des auferstandenen Herrn Jesus Christus“, sagte der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, am Donnerstag, 15. Juni, auf dem Marienplatz in München. „In der Taufe sind wir eins.“ Marx betonte: „Katholisch sein bedeutet nicht, gegen andere zu sein, sondern es bedeutet, die Fülle des Glaubens bezeugen zu wollen.“ Gerade am Fest Fronleichnam gelte es deutlich zu machen: „Wir streben die Einheit aller Christen an.“

Die Unterschiede zwischen den Konfessionen dürften nicht übersprungen werden, sagte Kardinal Marx mit Blick auf die 500 Jahre der Trennung der katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche. Entscheidend jedoch sei der Wille, „nicht gegeneinander, sondern miteinander“ weiterzugehen. Das Wort „katholisch“ im Glaubensbekenntnis bedeute „nicht eine konfessionelle Verengung, sondern einen Blick auf die ganze Kirche“. Er hoffe, sagte der Erzbischof, dass die Christen durch das Reformationsjahr angeregt würden, „Schritte auf diese sichtbare Einheit in verschiedenen Ausdrucksformen zu gehen“ und diesen Weg auch nach dem Ende des Gedenkjahres fortzusetzen.

Gerade in einer Gesellschaft im Umbruch gehe es darum, gemeinsam ein „lebendiges Zeugnis“ abzulegen, so Kardinal Marx. Das Fronleichnamsfest sei eine „Konzentration auf diese Botschaft“, erklärte der Erzbischof. Indem Christus durch die Straßen getragen werde, bezeugten die Christen öffentlich: „Dieser Christus ist keine Theorie, keine Idee, kein Gefühl, sondern sichtbare Gegenwart.“ Fronleichnam mache deutlich: „Wirkliche Ökumene geschieht dann, wenn wir gemeinsam als getaufte Christen auf ihn schauen, von ihm lernen, ihn anbeten in unserer Mitte und ihn der ganzen Welt zeigen.“ Kardinal Marx betonte: „Dieser Jesus Christus ist nicht unser Eigentum. Er gehört der ganzen Welt.“ Marx rief dazu auf, das Fronleichnamsfest als katholische Christen „in großer Freude“ zu begehen, „aber nicht in Abgrenzung, sondern in der Einladung, in der Offenheit des Miteinanders“. „Christus ist in unserer Mitte“, sagte Kardinal Marx. „Welch ein großes Geschenk!“

Mehr als 10.000 Menschen kamen zum Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz und zur anschließenden Fronleichnamsprozession, die über die Residenzstraße und den Wittelsbacher Platz bis zum Königsplatz führte. Die Fronleichnamsfeier stand in diesem Jahr unter dem Leitwort „Christus – gemeinsame Mitte“. Angeführt wurde die Prozession auf dem etwa zwei Kilometer langen Weg von einem von Jugendlichen getragenen Kreuz, begleitet unter anderem von Ordensangehörigen, Studenten, Mitarbeitern in pflegenden und pastoralen Berufen, Priestern, Diakonen und Ministranten, Vertretern von Staat und Stadt, Ordensrittern, Vertretern der katholischen Räte, von Verbänden und Trachtengruppen. Gottesdienst und Prozession wurden vom Domchor München, der Jungen Domkantorei und den Münchner Dombläsern mit Gesängen zu Fronleichnam musikalisch gestaltet.

Fronleichnam wurde 1264 von Papst Urban IV. zum offiziellen kirchlichen Fest erklärt. Der Begriff „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie. Sie tragen dabei das Allerheiligste, Christus in Gestalt einer konsekrierten Hostie, in einem kunstvoll verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, durch die Straßen und beten an mehreren Altären um Gottes Segen. (ct)