Schalk fordert Beteiligung der Kirchen bei Lebensschutzfragen

Diözesanratsvorsitzender mahnt an, „in Politik und Gesellschaft die christliche Flagge zu zeigen“
Laien wollen Verantwortung bei Umsetzung der Beschlüsse des „Synodalen Wegs“ übernehmen
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München, 11. Juli 2023. Die christlichen Kirchen bei Fragen des Lebensschutzes einzubeziehen, fordert der Münchner Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk von den Verantwortlichen in der Politik. Als Negativbeispiel nannte er die von der Bundesregierung im Februar 2023 eingesetzte interdisziplinäre Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin. Das mit Experten besetzte Gremium prüfe Themen wie Schwangerschaftsabbruch, Eizellenspende oder Leihmutterschaft, die Kirchen seien darin aber nicht vertreten. „Die Fragen zu Beginn und am Ende des Lebens gehören zu den elementaren Fragen in der Theologie. Katholische und evangelische Christen setzen sich intensiv mit dieser Frage auseinander. Und katholische und evangelische Christen stellen immer noch fast die Hälfte der Bevölkerung in unserer Republik“, so Schalk beim Jahresempfang des Erzbistums München und Freising am Dienstag, 11. Juli, in München. Daher stellte er in Frage, wie „gesellschaftlich konsensfähig“ die von der Kommission erarbeiteten Lösungsansätze sein könnten.
 
Der Diözesanratsvorsitzende schloss sich zudem der kürzlich vom Katholikenrat der Region München verabschiedeten Forderung an, die verpflichtende Beratungsregelung für Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen beizubehalten. Diese solle den Zugang zu umfassenden Hilfsangeboten sicherstellen. Der Diözesanrat wolle an dem Thema weiterarbeiten und angesichts der Diskussion um Paragraf 218 StGB auf die Bundestagsabgeordneten im Erzbistum zugehen.
 
Schalk mahnte an, „in Politik und Gesellschaft auch weiterhin die christliche Flagge zu zeigen“ und sich auch mit Blick auf die hohe Zahl an Kirchenaustritten wieder stärker öffentlich zum Glauben zu bekennen: „Jetzt gilt es, in unserer Gesellschaft das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Das wird uns aber nicht gelingen, wenn wir nur den Niedergang verwalten! Wir müssen uns in unserer Gesellschaft wieder zu Wort melden und damit aktiv die Zukunft gestalten!“
 
Dazu muss die katholische Kirche laut Schalk auch „von innen heraus den Weg der Erneuerung beschreiten“. Er berichtete, dass in der Erzdiözese die angekündigte Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Beschlüsse des deutschlandweiten „Synodalen Weges“ ihre Tätigkeit aufgenommen habe. Darin arbeite die Diözesanleitung mit den im Kirchenrecht vorgesehenen synodalen Gremien wie dem Priesterrat und dem Diözesanrat zusammen. „Ich schätze es sehr, dass unser Erzbischof hier eben nicht einfach sagt ,So wird’s gemacht‘, sondern es wird beraten, diskutiert und gemeinsam entschieden“, betonte Schalk, „hier gilt es anschließend dann aber auch, die Verantwortung für die Entscheidung gemeinsam mitzutragen.“ Entscheidend werde jetzt sein, „wie schnell wir zu konkreten Ergebnissen kommen, denn auf die lange Bank schieben lassen sich die besagten Themen nicht mehr, wenn wir Glaubwürdigkeit zurückgewinnen wollen“. In der Arbeitsgruppe werde beraten, wie synodale Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse auf den Weg gebracht werden und diese Entscheidungen transparent kommuniziert werden können. Außerdem befasse sich die Gruppe mit konkreten pastoralen Fragen der Tauf- und Eheassistenz durch Laien und der Laienpredigt in Eucharistiefeiern sowie der „Segensfeier für Menschen, die sich lieben“, wie etwa für gleichgeschlechtliche Paare.
 
Rund 600 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik nahmen an dem traditionellen Jahresempfang von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und dem Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising im Kardinal-Wendel-Haus in München-Schwabing teil. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach ein Grußwort. (kbr)