„Städte zu Orten wirklichen menschlichen Lebens machen“

Kardinal Marx feiert Gottesdienst im Liebfrauendom zu Ehren des Heiligen Benno, des Patrons von München
München, 18. Juni 2017. Angesichts des weltweiten Wachstums von Städten hat Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, urbane Räume zu „Orten wirklichen menschlichen Lebens“ zu machen. Fragen etwa des Wohnraums für Familien, der Arbeit oder des Verkehrs in der Stadt seien auch Fragen für die Kirche, so der Erzbischof von München und Freising am Sonntag, 18. Juni, im Münchner Liebfrauendom beim Festgottesdienst zu Ehren des Heiligen Benno, Bischof von Meißen im elften Jahrhundert und Patron der Landeshauptstadt München.
 
Gerade für Christen sei es eine zentrale Aufgabe, „inmitten einer Stadt deutlich zu machen: Jeder Mensch ist Bild Gottes und wird respektiert, weil er Mensch ist“. Nach Ansicht von Kardinal Marx ist es eine der größten Herausforderungen der Zukunft, „die Stadt als Raum zu schaffen, in dem menschliches Leben würdevoll möglich ist“. Es gelte, „Einheit und Vielfalt zusammenzubringen“ und ein Zusammenleben von Menschen mit „unterschiedlichen Überzeugungen, Religionen, Sprachen in Respekt und Anerkennung der Würde des Anderen“ zu ermöglichen, sagte Marx.
 
So sei auch das Bennofest eine Einladung daran mitzuwirken, dass „München noch mehr zu einer lebens- und liebenswerten Stadt wird“, erläuterte Kardinal Marx: damit hier alle, „alte Menschen, Familien, Menschen anderer Glaubensausrichtungen“, Orte der Begegnung finden, „wo sie merken: Wir gehören zusammen.“
 
Auf diese Weise könnten Christen daran mitwirken, dass auch in der Stadt „das Reich Gottes sichtbar und erfahrbar wird“ – indem sie „Zeichen des guten Zusammenlebens“ setzen und damit zeigen würden, „dass der Himmel über uns offen ist und nicht verschlossen“, so Marx. Schließlich gehe es im Kern bei der Verkündigung Christi darum, „eine Gemeinschaft auf den Weg zu bringen, die Zeichen der Wirklichkeit Gottes ist“.
 
Der heilige Benno förderte als Bischof von Meißen im elften Jahrhundert die Mission und bemühte sich um Vermittlung in den Konflikten seiner Zeit. Im Zuge des Investiturstreites vertrieb Kaiser Heinrich IV. Benno von seinem Bischofsstuhl und setzte einen Gegenbischof ein. Um diese Begebenheit rankt sich eine bekannte Legende: Demnach warf Benno beim Verlassen der Stadt die Domschlüssel in die Elbe; als er Jahre später nach Meißen zurückkehrte und man ihm zur Begrüßung einen Fisch servierte, fand er die Schlüssel im Bauch des Tiers wieder. Deshalb wird der Heilige meist als Bischof mit Fisch und Schlüssel dargestellt. Schon bald nach seinem Tod am 16. Juni 1106 wurde dem ehemaligen Bischof eine große Verehrung entgegengebracht, 1523 wurde er durch Papst Hadrian VI. heiliggesprochen. In den Wirren der Reformationszeit übergab 1576 der letzte katholische Bischof des alten Bistums Meißen die Reliquien des Heiligen an Herzog Albrecht V. von Bayern. Seit 1580 befinden sich die Reliquien im Münchner Liebfrauendom. So wurde aus dem sächsischen Bischof ein „bayerischer“ Heiliger. Besonders die Stadt München verehrt ihn bis heute als ihren Patron. Auch das 1921 wieder errichtete katholische Bistum Dresden-Meißen hat sich unter Bennos Schutz gestellt. (ck)