Wahre Kirche zeigt sich in Glaube, Leben und Gebet

Kardinal Marx ruft zu weiterem Blickwinkel in Debatte um Zukunft der Kirche auf
München, 25. Juli 2018. Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, in der Debatte um die Zukunft der Kirche den Blickwinkel zu weiten: „Die wahre Kirche, ja, das ist bezogen auf den Glauben, aber der Glaube allein ist es nicht. Für Jesus gilt auch das Leben und für Jesus gilt die Gemeinschaft des Gebetes. Die drei Punkte gehören zusammen, wenn wir die wahre Kirche finden wollen“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstagabend, 24. Juli, bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom anlässlich des 42. Todestages von Kardinal Julius Döpfner.
 
Jeder, der die Eucharistie empfange, solle sich einlassen auf den Weg Jesu, so Kardinal Marx: „Er soll glauben, dass Christus gegenwärtig ist, sonst bleibt das Sakrament unfruchtbar. Aber: Wer nicht bereit ist, dem Weg Jesu zu folgen, sich als Bruder und Schwester Jesu an seine Seite zu stellen, wie kann der fruchtbar die Eucharistie empfangen?“ Solche Fragen sollten auch in die Diskussion einbezogen werden, wer die Eucharistie empfangen könne: „Das ist nicht so einfach in Kategorien festzuhalten. Da geht es um Glauben, da geht es um Leben, da geht es um die Gemeinschaft des Gebetes. Und da laden wir alle ein mitzugehen – das ist unser Auftrag als Kirche.“
 
Auf dem Weg in die Zukunft der Kirche komme es darauf an, auf Jesus Christus und seine Handlungen zu schauen, betonte der Erzbischof: „Er revolutioniert das Volk Gottes, er sammelt es aus allen Ständen und Klassen. Die Kirche kann nicht mehr nationalistisch sein, nur auf eine Kultur bezogen. Da gelten keine Beziehungen, da gilt nicht Geld und Hautfarbe, da gilt, ob jemand hört und das Wort Gottes umsetzt, ob jemand lebt im Geist des Evangeliums. Der ist für mich Bruder und Schwester.“ Wichtig sei „der Blick auf den Ursprung, und die Deutung der Gegenwart im Lichte dieses Anfangs, dieser anfanghaften Frische, die immer wieder aufleuchtet, wenn wir die Augen und die Herzen öffnen“.
 
Kardinal Julius Döpfner sei „ein solcher Mann der Aufmerksamkeit für den neuen Anfang“ gewesen, „aber im Bewusstsein des großen Weges der Kirche“, so Kardinal Marx. Das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem er mitgewirkt habe, habe „eine Tür geöffnet aus der großen geistlichen Tradition in die Zukunft der Kirche“. Heute sei die Kirche weltweit „in einer großen Suchbewegung“ und laufe immer wieder Gefahr, „sich einzumauern, sich abzuschließen“, sagte der Erzbischof. „Aber nicht eine Kirche, die sich abschließt, gewinnt die Zukunft, sondern eine Kirche, die fest in der Tradition steht und dann die Türe aufmacht, um alle einzuladen, diesen Schatz zu entdecken. Das war die Stimmung des Konzils, und so wollen wir sie immer wieder von Neuem aufgreifen.“ (gob)