Gemeinsam durch dick und dünn Hilfe für alleinerziehende Frauen und Männer

Ehlert
Mit seiner Fachstelle Alleinerziehendenseelsorge hält das Ressort Seelsorge und kirchliches Leben des Erzbischöflichen Ordinariats ein Angebot speziell für ledige, getrennt lebende, geschiedene oder verwitwete Väter und Mütter bereit. Wir sprachen mit Susanne Ehlert, Religionspädagogin und Fachreferentin.
Frau Ehlert, worum geht es in Ihrer Fachstelle?
Wir begleiten Alleinerziehende in ihrer besonderen Lebenssituation, bieten Veranstaltungen und Beratung für Mütter und Väter aus dem gesamten Gebiet der Erzdiözese. Als Begegnungsstätte steht in München zudem das Haus Dorothee zur Verfügung.
 
Wie sieht das Angebot konkret aus?
Unser Angebot ist sehr breit gefächert – es reicht von Tagesveranstaltungen und thematischen Wochenenden über Ferienfreizeiten und Gruppen bis hin zur Einzelberatung. Wir thematisieren alle Bereiche, die für Alleinerziehende relevant sind: Trennung und Trauer, Organisation des alltäglichen Lebens, das Leben als Single mit Kind, Erziehungs-, Beziehungs- und auch Rechtsfragen. Daneben bieten wir ganz praktische Hilfen wie Geburtsvorbereitung oder regelmäßige Babytreffs. Und natürlich fehlen auch gemeinsame Feste nicht. Ganz allgemein lässt sich sagen, es geht um den Umgang mit Krisen, aber auch um die Entdeckung neuer Chancen in der Lebens- und Familienform „Alleinerziehend“.
 
Wer genau kommt zu Ihnen?
Meistens sind es Mütter. Aber auch einige Väter fühlen sich von unserem Angebot angesprochen. Darüber hinaus haben wir mehr und mehr auch das gesamte Familiensystem im Blick.
 
Spielt die Religion eine Rolle?
Natürlich sind alle Alleinerziehenden unabhängig von ihrer Konfession herzlich eingeladen. Und die meisten kommen auch, weil sie in dieser speziellen Familienform leben, und nicht aus religiösen Gründen. Aber dennoch spielt Religion bei uns eine Rolle, ja: Zunächst einmal insofern, als wir unsere Arbeit vor dem Hintergrund unseres christlichen Verständnisses und unter dem Dach der katholischen Kirche leisten. Deutlich wird dies z. B., wenn wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ende eines Seminars Gottes Segen mit auf den Weg geben. Aber das lassen sich eigentlich alle gerne gefallen. Jenseits dessen gibt es auch immer wieder mal Veranstaltungen, die speziell religiöse Themen behandeln.
 
Wie lange gibt es das Angebot in der Erzdiözese schon?
So – oder zumindest so ähnlich – gibt es das Angebot bereits seit 48 Jahren. Zu Anfang richtete es sich allerdings speziell an Frauen. Und während es früher hauptsächlich Selbsthilfegruppen waren, die sich regelmäßig trafen, bieten wir heute vor allem themenorientierte Seminare an. Auch die Probleme haben sich etwas verschoben. Die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Alleinerziehenden ist sicher größer geworden. Dafür aber fordert das heutige Unterhaltsrecht von Alleinerziehenden, viel schneller wieder in den Beruf einzusteigen. Ein Nebeneffekt davon ist, dass wir unsere Veranstaltungen vor allem auf Abende und Wochenenden legen müssen.
 
Frau Ehlert, Sie sind für die Betroffenen da, z. B. auch auf mehrtägigen Ferienfreizeiten. Das geht weit über einen normalen Job hinaus. Was ist Ihr Antrieb?
Als Seelsorgerinnen wollen wir den Betroffenen gegenüber vor allem ein Anliegen vermitteln: Wir sind für Sie da. Wir versuchen, den Menschen in einer kritischen Lebensphase mit unterschiedlichen Angeboten zu helfen. Wenn wir z. B. in einer Ferienfreizeit gemeinsam unterwegs sind, entsteht eine familiäre Stimmung, die über die Maßnahme hinaus anhält. Daraus ziehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kraft – genauso übrigens wie die Kinder und die Kinderbetreuerinnen, die in der Regel selbst bereits als Kinder dabei waren. Es entsteht dieses wunderbare Gefühle der Zugehörigkeit. Darin sehen meine Mitarbeiterinnen und ich einen großen Sinn, der uns die Arbeit sehr gern machen lässt. Und auch, wenn die Probleme mancher Betroffenen sehr schwer erscheinen, sehen wir doch auch das darin verborgene Entwicklungspotenzial.