Seniorenseelsorge: Fülle von Lebensschätzen

Der Anteil älterer Menschen an unserer Gesamtbevölkerung ist heute so groß wie nie zuvor – und er wird weiter steigen. Im Jahr 2050, so schätzt man, wird jeder dritte Bundesbürger 65 Jahre und älter sein. Entsprechend bekommt auch die Arbeit mit und für Senioren eine immer größere Bedeutung. Die Seniorenpastoral der Erzdiözese München und Freising möchte den Blick für die Vielfalt der Senioren schärfen und deren unterschiedliche Anliegen, Wünsche und Bedürfnisse in den Fokus rücken. Dabei steht Seniorenpastoral immer im Spannungsfeld zwischen aktiven Senioren auf der einen und dem Bewusstsein eines brüchigen und damit besonders verletzlichen, endlichen Lebens auf der anderen Seite.
  
Das Alter ist vielfältig und bunt

Die beiden Fachbereiche Seelsorge in stationären Einrichtungen und Seniorenseelsorge der Abteilung Seniorenpastoral unterstützen die hauptamtlichen Seelsorger/innen stationärer Einrichtungen, ehrenamtliche Mitarbeiter und Pfarrgemeinden sowie pflegende Angehörige bei der Seniorenarbeit vor Ort, indem sie:  
  • über aktuelle Fragen von Alter und Altern informieren
  • die in der Seniorenarbeit Aktiven befähigen, älteren Menschen angemessen zu begegnen und sich mit ihnen auf neue Wege einzulassen
  • Wissen und Methoden zu spirituellen und religiösen Themen vermitteln
  • Erfahrungsaustausch ermöglichen
  • beratend zur Seite stehen und Referenten vermitteln
Aus dem breiten Angebot der Seniorenpastoral seien im Folgenden vier aktuelle Beispiele vorgestellt.
 
1. Beispiel: Fortbildungsangebote des Fachbereichs Seniorenseelsorge
Nahezu flächendeckend gibt es in der Erzdiözese München und Freising Seniorencafés, Seniorenclubs oder ähnliche Angebote. Sie alle werden von engagierten Ehrenamtlichen gestaltet. Der Fachbereich unterstützt die Helfer jährlich mit zwei dezentralen Qualifizierungs- und Fortbildungsstaffeln bestehend aus jeweils acht bis zehn Seminaren. Zentrale Themen sind: die Reflexion der eigenen Haltung bzw. der eigenen Rolle, Biografiearbeit als Handlungsansatz und Spiritualität als Lebenshaltung. Die Seminare geben den Teilnehmern Input, Impulse und Arbeitshilfen an die Hand, die sich direkt in den Alltag übertragen lassen und die Arbeit mit und für Senioren erleichtern.
 
2. Beispiel: das Projekt „neongrün statt beige“
Im Januar 2016 startete der Fachbereich Seniorenseelsorge ein experimentelles Projekt, welches das Alter als mittlerweile längste und differenzierteste Lebensphase des Menschen fassen möchte. „neongrün statt beige“ will wegführen von dem einen, in vielen Köpfen noch immer vorherrschenden Bild des alten Menschen, das schon lange nicht mehr der Realität entspricht, und versucht stattdessen lebensnahe Antworten zu geben – insbesondere auf die folgenden Fragen:
  • Wo und in welcher Form möchten ältere Menschen Spiritualität erleben?
  • Wie lassen sich Räume öffnen, in denen sich ältere Menschen lustvoll mit Sinn auseinandersetzen können?
3. Beispiel: IKS-Kurs für Angehörige von Menschen mit Demenz
Spiritualität stellt für den Menschen eine Ressource dar und hilft bei der Bewältigung bedeutsamer Lebensereignisse. Das klingt selbstverständlich und ist auch durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Dennoch spielt Spiritualität in gängigen Angehörigen-Kursen bisher kaum eine Rolle. Der IKS-Kurs (Informativ. Kommunikativ. Spirituell.) desFachbereichs Seelsorge in stationären Einrichtungen nimmt sich deshalb gerade dieser Dimension des Menschen an und versucht, gemeinsam mit den Teilnehmern spirituelle Strategien für den Umgang mit Demenz zu erarbeiten. Vor allem nahe Angehörige erleben die Veranstaltung zu einem Großteil als äußerst hilfreich, wie eine Evaluation belegt hat, und zwar unabhängig von Konfession und kirchlicher Gebundenheit.
 
4. Beispiel: „gemeinsam unterwegs – Demenz“
Um demenziell veränderte Menschen und deren Angehörige kompetent beraten und spirituell begleiten zu können, wollen Kirche und Caritas ihre Kräfte bündeln und haben dazu die Aktion „gemeinsam unterwegs – Demenz“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, das Hilfsangebot der verschiedenen Kooperationspartner optimal im Sinne der Betroffenen nutzen zu können. Im Rahmen des Projekts bietet der Fachbereich Seelsorge in stationären Einrichtungen verschiedene Hilfsmittel an, etwa Handreichungen für (ehrenamtliche) Besuchsdienste oder für Gottesdienste mit demenziell veränderten Menschen sowie informative Plakate und Postkarten.