Einblicke in Restaurierung des Hegel-Jahrhundertfunds

In der Diözesanbibliothek entdeckte Vorlesungsmitschriften eröffnen neue Zugänge zu Hegels Denken
München, 22. Oktober 2024. Knapp zwei Jahre nach Bekanntgabe eines Jahrhundertfunds zu bisher nicht ausgewerteten Vorlesungs­mitschriften in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising und damit neuen Zugängen zum Denken des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) sind Medienschaffende eingeladen zu einem
 
Pressegespräch
am Dienstag, 29. Oktober, um 14 Uhr
in der Buchwerkstatt Schiedeck, Hohenzollernstraße 62, Rückgebäude.
 
Über Stand und Methodik der Restaurierungsarbeiten informieren der stellvertretende Direktor von Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising, Roland Götz; der Entdecker der fast 200 Jahre von der Forschung nicht näher beachteten Papiere und Hegel-Biograph Klaus Vieweg von der Friedrich-Schiller-Universität Jena; die Leiterin der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), Ursula Hartwieg; und die beauftragte Restauratorin und Inhaberin der Buchwerkstatt Schiedeck, Andrea Fellinger.
 
Teile von Hegels Philosophie sind nur durch Vorlesungsmitschriften dokumentiert, die somit herausgehobene Bedeutung für ein Verständnis von Hegels Denken besitzen und Einblicke in sein Philosophieren als „work in progress“ erlauben. Der Entdecker der Papiere, der Hegel-Biograph Vieweg, verglich diese mit dem „Fund einer neuen Mozart-Partitur“. Die rund 4.000 Seiten umfassenden Mitschriften stammen aus der Feder von Friedrich Wilhelm Carové (1789-1852), einem der ersten Hegel-Schüler an der Universität Heidelberg. Der katholische Schriftsteller, Publizist und Politiker war einer der führenden Intellektuellen seiner Zeit. Die entdeckten Manuskripte sind Teil des Nachlasses des Theologen Friedrich Windischmann (1811-1861), Professor für katholische Theologie in München, Domkapitular und von 1846 bis 1856 Generalvikar der Erzdiözese München und Freising. Er war Sohn des Bonner Philosophieprofessors und Mediziners Karl Joseph Hieronymus Windischmann (1775-1839), der in Kontakt mit Hegel stand und die Mitschriften als Geschenk von Carové erhielt.
 
Die Handschriften umfassen fast alle Teile von Hegels enzyklopädischer Architektonik, darunter eine schon lange gesuchte Mitschrift einer Ästhetik-Vorlesung in Heidelberg, über die es bisher noch keine anderen Unterlagen gibt. Sie werden im Rahmen eines mehrjährigen wissenschaftlichen Projekts unter Einbeziehung internationaler Experten für eine umfangreiche Edition unter dem Titel „Carovés Hegel-Mitschriften“ vorbereitet; auch begleitende Studien sind geplant. Die Erzdiözese stellt im Rahmen ihres kulturellen Engagements ihr Kulturgut der Forschung bereitwillig zur Verfügung und betreibt für dessen Sicherung einen erheblichen personellen und finanziellen Aufwand. Dies gilt insbesondere für die Hegel-Handschriften. Aufgrund ihrer anerkannt hohen Bedeutung orientiert sich die Konservierung an höchsten Maßstäben. So werden etwa Blattkanten, die aufgrund früherer ungünstiger Lagerbedingungen geschädigt sind, restauratorisch stabilisiert, um möglichem Buchstabenverlust vorzubeugen. (uq)
 
Hinweis:
Journalistinnen und Journalisten, die an dem Pressegespräch teilnehmen möchten, werden um Anmeldung gebeten unter pressestelle@erzbistum-muenchen.de oder telefonisch unter 089/2137-1263.

Bilder zum Download, Recht: Erzbischöfliches Ordinariat München: 

Hs275,12,1_001: Vorlesungsmitschrift „Aesthetik“, am oberen Rand beschädigt, noch nicht bearbeitet

Hs275,1,2_001: Vorlesungsmitschrift „Philosophie des Geistes“ (mit Nennung Hegels) , unbeschädigt
 
Hs275_7-3_0003: Vorlesungsmitschrift „Geschichte der Philosophie“, beschädigter oberer Rand durch (reversible) Verklebung mit Japanpapier gesichert, keine Ergänzung der Fehlstellen