Forderung nach Chancengleichheit für Sinti und Roma

Integrationsbeauftragter Monsignore Rainer Boeck ruft zu Wertschätzung und Unterstützung auf
München, 12. März 2021. Chancengleichheit und gerechte Wertschätzung für Sinti und Roma fordert Monsignore Rainer Boeck, Diözesanbeauftragter für Flucht, Asyl, Migration und Integration im Erzbistum München und Freising. So sei es unfair, wenn die Kinder aus Sinti- und Roma-Familien nachweislich „viel geringere Bildungschancen im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung haben. Da braucht es Förderung: keine exklusiven, sehr wohl aber explizite Maßnahmen“, betonte Boeck bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche Mariä Sieben Schmerzen in München-Hasenbergl anlässlich des 78. Jahrestags der Deportation von Münchner Sinti und Roma am 13. März 1943. An diesem Tag veranlasste die Münchner Polizei die Verschleppung von 130 Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Boeck verurteilte historische Verbrechen an den Sinti und Roma und beklagte, „auch heute wird ihr Rufen nicht gehört“. Vor allem Christinnen und Christen müssten sich für Gerechtigkeit einsetzen, weil die Sinti und Roma „seit Jahrhunderten nicht nur Seite an Seite mit uns leben, sondern auch unsere Schwestern und Brüder im gleichen Glauben an Christus sind“. Seit dem 15. Jahrhundert lebten Sinti, Roma und Deutsche zusammen, und doch bestimmten „klischeehafte Vorstellungen unser Bild voneinander, das einmal romantisierende, dann aber auch wieder abwertende Züge trägt“, mahnte Boeck. In Anlehnung an das Motto, das Papst Franziskus für den diesjährigen Welttag der Migranten und Flüchtlinge am 26. September ausgerufen hat, forderte er: „Wir müssen uns aufmachen hin zu einem immer größeren Wir!“ Das heiße zuallererst, sich gegenseitig kennen und schätzen zu lernen. 

Boeck kritisierte zudem, „wenn Arbeitgeber hohe Hürden für einen beruflichen Einstieg aufbauen, nur weil sie hören, dass sie Angehörige der Sinti oder Roma sind“, so Boeck. Die Christinnen, Christen und die ganze Gesellschaft müssen gegen Unrecht eintreten, insbesondere angesichts der „zunehmend furchtbaren Entwicklungen, die uns Menschen rassistisch in erst- und zweitklassige, in wertvolle und minderwertige aufteilen wollen“.

An dem ökumenischen Gottesdienst wirkten auch der Evangelisch-Lutherische Stadtdekan Bernhard Liess, der griechisch-orthodoxe Archimandrit Georgios Siomos und Pfarrer Jan Opiéla, Nationaldirektor der Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen mit. Zudem nahmen Pfarrer Bernhard Bienlein, Priesterlicher Leiter der Seelsorge im Pfarrverband Hasenbergl, sowie Diakon Ivica Viskovic, Seelsorge-Beauftragter für ethnische Minderheiten in der Erzdiözese München und Freising, teil. Die Seelsorge für ethnische Minderheiten ist in der Pfarrei Mariä Sieben Schmerzen angesiedelt. Sie bezieht sich auf das gesamte Gebiet des Erzbistums München und Freising und umfasst Aufgaben wie Wortgottesdienste, Bibelabende, Katechese, Sakramentenpastoral, Hausbesuche und Wallfahrten, aber auch Hilfestellung bei sozialen oder familiären Problemen. (hs)