Predigt bei Festgottesdienst zu Ehren des Münchner Stadtpatrons Sankt Benno
München, 15. Juni 2025. Stadtplanung, Stadtentwicklung und Architektur müssen sich daran ausrichten, dass zwischenmenschliche Beziehungen ermöglicht und gefördert werden. Das ist aus Sicht von Kardinal Reinhard Marx unabdingbar für die Zukunft eines menschenwürdigen Lebens. In seiner Predigt beim Festgottesdienst zu Ehren des Münchner Stadtpatrons, des Heiligen Benno von Meißen, am Sonntagvormittag, sagte der Erzbischof von München und Freising, dass es nicht um hohe Gebäude gehe und darum, „was man alles noch machen kann“, vielmehr ist seiner Ansicht nach maßgeblich, ob „die Entwicklung der Stadt Menschen zusammenführt, Beziehungen ermöglicht, Freundschaften stiftet, Neugierde auf den Weg bringt“.
Ausgehend vom christlichen Gottesverständnis, das am ebenso diesen Sonntag begangenen Hochfest der allerheiligsten Dreifaltigkeit im Mittelpunkt steht, erläuterte Marx, wenn das Christentum den Menschen als Abbild Gottes verstehe, bedeute dies, „dass menschliches Leben nur gelingen kann in Beziehungen, im Miteinander“. Es sei ein „Irrweg“, die Interessen des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Er kritisierte den Kapitalismus, der die Gewinnmaximierung des Einzelnen zur Grundlage habe und legte dar, dass es stattdessen wichtig sei, „dass wir uns wieder ganzheitlicher dem Bild des Menschen widmen, dass wir wieder verstehen: Menschliches Leben kann nur gelingen in gelingenden Beziehungen, im Vertrauen, in Freundschaft. Alles andere zerstört menschliches Leben und macht Menschen krank.“
Die meisten Menschen weltweit würden demnächst in großen Städten leben. Der Erzbischof erinnerte daran, dass Papst Franziskus in der Enzyklika Laudato Si, die sich der Bewahrung der Schöpfung widmet, einen ganzen Abschnitt über Stadtentwicklung geschrieben hat: „Welche Städte Menschen guttun und welche Städte Menschen klein machen, ängstlich machen, aggressiv machen. Das gehört zu den großen sozialethischen, kulturellen, politischen Aufgaben der Zukunft: menschenwürdige Städte“, so Marx. „Das ist nicht nur eine Aufgabe der Politik oder der Architektur, sondern das ist eine Gesamtaufgabe für alle Menschen, die in einer Stadt leben“, ist der Kardinal überzeugt.
Dass das Stadtgründungsfest und das Patronatsfest des Stadtpatrons Benno zusammen gefeiert werden, freue ihn, sagte Marx. „Wir beten hier für die Stadt auf die Fürsprache des heiligen Benno. Wir sind aber auch draußen“, erläuterte er kirchliches Wirken. Die Angebote des Bennofests versteht er als ein Bild davon, „wie Kirche sein soll, was wir in dieser Stadt einbringen wollen“. Es gehe darum, „Netzwerke der Freundschaft, der Beziehungen“ zu knüpfen, „dass wir nicht in unserem kleinen Bereich bleiben“, sondern mithelfen, „dass diese Stadt ein lebenswerter Ort, ein schöner Ort, ein sozial gerechter Ort ist“. Insbesondere würdigte Marx, dass viele Pfarreien Tag für Tag „Menschen einladen, sich um Kranke, um Alte kümmern“. Sie setzten damit ein Zeichen, wie eine Stadt so gestaltet sein könne, „dass Menschen atmen, frei sind, leben können“. Christinnen und Christen seien besonders gefordert, „dass eine so reiche Stadt, wie München ja auch ist, die Armen nicht vergisst und an den Rand bringt“.
Das Pontifikalamt zu Ehren des Heiligen Benno von Meißen war der feierliche Höhepunkt des Bennofestes, das am Wochenende in der Münchner Innenstadt gefeiert wird. Der Heilige Benno war Bischof von Meißen. Schon bald nach seinem Tod am 16. Juni 1106 wurde er verehrt und um Heilung und Wunder angerufen, 1523 wurde er heiliggesprochen. In den Wirren der Reformationszeit übergab 1576 der letzte katholische Bischof des alten Bistums Meißen die Reliquien des Heiligen an Herzog Albrecht V. von Bayern. Seit 1580 befinden sie sich im Münchner Liebfrauendom. So wurde aus dem sächsischen Bischof ein „bayerischer“ Heiliger. Besonders die Stadt München verehrt ihn bis heute als ihren Patron. Auch das 1921 wieder errichtete katholische Bistum Dresden-Meißen hat sich unter Bennos Schutz gestellt. (glx)