Kardinal Marx: Wirkliche Freiheit nur im Miteinander

Erzbischof warnt vor „Zivilisationsrückschritt“ / Kollekte und Fördergelder für Hilfswerk Renovabis
München, 8. Juni 2025. Kardinal Reinhard Marx hat anlässlich des Hochfestes Pfingsten Sorge vor einem „Zivilisationsrückschritt“ geäußert. „Freiheit vollendet sich in der Liebe! Nicht in Macht, der Herrschaft über andere oder Ausbeutung“, mahnte der Erzbischof von München und Freising am Sonntag, 8. Juni, in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. „Der Kampf um die wirkliche, wahre Freiheit ist in vollem Gange: Nur miteinander, im Hören aufeinander, im Frieden finden wir wahre Freiheit.“ Er verfolge die Entwicklungen der politischen Kultur sehr aufmerksam, sagte Marx. Dabei verspüre er trotz seiner grundsätzlich optimistischen Einstellung „Sorge vor einem Zivilisationsrückschritt“, wenn der Freiheitsbegriff falsch verstanden oder nicht weiterentwickelt werde.
 
 „Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, nicht den Geist der Knechtschaft“, erinnerte Marx. Freiheit sei demnach auch nichts vom Menschen Gemachtes: „Sie ist geschenkt von ihm, vom Schöpfer.“ Ostern sei hierbei ein „Kristallisationspunkt“, wenn klar werde, was wirkliche Freiheit bedeute und diese sogar stärker als der Tod sei. Wer dagegen meine, Freiheit sei als Herrschaft über ein anderes Volk zu verstehen, drohe sich ebenso zu verlaufen wie jemand, der der Überzeugung anhänge, wer Geld habe, bestimme, könne andere öffentlich beleidigen oder Lügen verbreiten. „Das ist eine Perversion der Freiheit“, betonte Marx. Aber auch eine „Verkrümmung in sich selbst“ und ein „krankhafter Egoismus und Individualismus“ liefen dem Freiheitsbegriff entgegen. „Ihr habt den Geist empfangen, in dem ihr ruft: Abba, Vater. Nicht ich, ich, ich!“
 
„Das Menschsein beginnt mit dem Geist der Kooperation und nicht mit Gewalt und der Unterwerfung anderer“, unterstrich der Erzbischof. „Bitten wir den Herrn darum, dass er uns hilft, aktiv Zeuginnen und Zeugen der österlichen Freiheit zu sein. Gerade jetzt, in diesen Zeiten, wo es so notwendig ist, und wo der Kampf um die wahre Freiheit in vollem Gange ist.“
 
Am Hochfest Pfingsten gedenken Christinnen und Christen der Herabkunft des Heiligen Geistes, die in der biblischen Apostelgeschichte geschildert wird. Der Heilige Geist ermöglichte den in Jerusalem versammelten Jüngern Jesu Christi, den Glauben in fremden Sprachen zu verkünden und so den Grundstein für seine Verbreitung in der ganzen Welt zu legen. Deshalb wird das Hochfest Pfingsten auch „Geburtstag der Kirche“ genannt.
 
Das Pfingstfest wird am 50. Tag des Osterfestkreises gefeiert und schließt diesen ab. Traditionell wird in den Wochen davor und danach in zahlreichen Pfarreien die Firmung gespendet, bei der den Firmkandidaten der Heilige Geist zugesprochen wird. Die Kollekte aus allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland am Pfingstsonntag ist für die Arbeit des Hilfswerks Renovabis bestimmt. Mit den Geldern wird die pastorale und soziale Arbeit des Hilfswerks in Mittel-, Ost- und Südosteuropa unterstützt. Auch die Erzdiözese München und Freising unterstützt die Arbeit des Hilfswerks. Auch in diesem Jahr werden wieder mehr als 700.000 Euro aufgewendet, der Schwerpunkt der Förderung liegt auf Projekten von Renovabis-Partnerorganisationen in der Ukraine, der Republik Moldau und in Rumänien. (uq)