Erzbischof von München und Freising sieht Christentum als Stimme des Zusammenhalts in der Gesellschaft
München, 30. Mai 2025. Kardinal Reinhard Marx ist zuversichtlich, dass die Kirche mit einer glaubwürdigen Botschaft der Hoffnung auch in Zukunft die Menschen erreichen wird. In seinem Beitrag für die Rundfunkreihe „Zum Sonntag“ warnt der Erzbischof von München und Freising davor, den Verlust von Mitgliedern in den christlichen Kirchen Deutschlands mit einem Bedeutungsverlust der christlichen Werte gleichzusetzen: „Viele Menschen, bis in den Bereich der Politik hinein, spüren, dass es gut ist, eine Stimme zu haben, die jenseits von politischen, ökonomischen und ideologischen Interessen für alle Menschen auftritt, nicht nur für eine Nation, sondern für die eine Menschheitsfamilie, die auf diesem wunderbaren Planeten zusammenleben darf.“ Der Beitrag wird am Sonntag, 1. Juni, um 7.30 Uhr auf Bayern 2 Radio ausgestrahlt.
In seinem Radiobeitrag blickt Kardinal Marx auf die öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung beim Tod und Begräbnis von Papst Franziskus zurück und auf die hoffnungsvolle Stimmung zur Wahl von Papst Leo XIV., die „eine weit über die Kirchen und das Christentum hinausgehende Aufmerksamkeit gefunden“ hätten. Dies stehe nach Ansicht des Erzbischofs nur in einem scheinbaren Widerspruch zum Rückgang der Kirchenmitgliedschaft im Westen. Gerade durch das Ende einer christlichen Mehrheitsgesellschaft steige, so Kardinal Marx, die Sehnsucht nach Stimmen, die den „Zusammenhalt aller Gruppen, Meinungen, verschiedener Lebensentwürfe und Weltanschauungen“ fördern und das Bewusstsein dafür, dass „ohne die Gruppe der Christinnen und Christen, ohne die Kirchen, ohne die Stimme des Evangeliums etwas fehlen würde in unserem Land“.
Es sei die Botschaft von Papst Franziskus, der „für die Würde aller Menschen überall eingetreten ist, besonders für die Würde der Schwachen, der Kranken, der Armen, der Verletzten, der Opfer der Geschichte“, für die die Kirche auch weiterhin eintreten müsse, fordert der Erzbischof in seinem Radiobeitrag. „In einer Zeit der Polarisierungen, des Gegeneinanders, der Spannungen innerhalb der Gesellschaften, den politischen Mächten und Interessen“ sei es die Aufgabe der Kirche, „mit Wort und Tat präsent zu sein“. Es müsse Ziel der Kirche sein, „so überzeugend aufzutreten, dass deutlich wird: Wir kreisen nicht um unsere eigenen Interessen, sondern wir wollen etwas sagen und bezeugen, das für alle wichtig und bedeutsam ist“. Nicht die Zahl der Kirchenmitglieder sei also entscheidend, sondern „ob wir für alle etwas Gutes hoffen, Hoffnungsvolles zu sagen haben und es auch überzeugend leben. Dann wird der Bedeutungsverlust der Kirchen nicht stattfinden.“(fho)