Kardinal Marx: „Welterfassung im Geist des Evangeliums“

Eröffnung des neugestalteten Klosters Beuerberg als kirchliches Seminar- und Kulturzentrum
 48 Gästezimmer und Angebote in Anlehnung an historische Selbstversorgung des Klosters
München, 29. Mai 2025.  Anlässlich der Eröffnung des neugestalteten Seminar- und Kulturzentrums Kloster Beuerberg hat Kardinal Reinhard Marx das auf eine neunhundertjährige Geschichte zurückblickende Kloster als einen „Ort der Welterfassung und -gestaltung im Geist des Evangeliums“ bezeichnet: Es beginne nun „ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Klosters Beuerberg – in einer Zeit, in der wir als Gemeinschaft der Christen gefordert sind, in der wir alle hoffen, dass die Welt ein besserer Ort werden möge, als er derzeit ist“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Donnerstagnachmittag, 29. Mai, bei den Eröffnungsfeierlichkeiten, in deren Rahmen er einen Apfelbaum pflanzte und die Räumlichkeiten segnete. Christinnen und Christen seien in besonderer Weise dazu aufgerufen, ihren Beitrag zur Gestaltung einer guten Gemeinschaft aller Menschen zu leisten, „dafür stehen Orte wie Beuerberg, in denen sich über Generationen Gemeinschaften von Menschen gefunden haben, die versucht haben, ihr Leben nach den christlichen Idealen zu gestalten“, so der Kardinal. Er sei überzeugt, dass sich „hier ab heute wieder neue Gemeinschaften bilden werden, keine im strengen Sinne monastisch-klösterlichen, sondern von Menschen, die aus unterschiedlichen Motivationen hierherkommen. Es bilden sich Gemeinschaften von Menschen, die hier arbeiten, Gastgeberinnen und Gastgeber sind, die Ruhe und Erholung suchen und die besondere Atmosphäre des Klosters genießen wollen, die sich inspirieren und berühren lassen und miteinander über Gott und die Welt nachdenken und diskutieren und die hier die Feste des Lebens begehen wollen“, führte Marx aus. Die Segnung des Gebäudes sei mit der Hoffnung verbunden, „dass dieser Ort die Kraft und Ausstrahlung hat, Gnade und Heil zu erfahren, ja, der vielleicht sogar dazu beiträgt, aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen“.
 
Klöster seien „besondere Orte, an denen sich die Geschichte einer Region kristallisiert, Landmarken, die die Menschen und ihre Umgebung prägten und die durch diese geprägt wurden“, erläuterte Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, in seiner Begrüßung. „Dieses reiche christliche und kulturelle Erbe wollen wir in Beuerberg einerseits bewahren, vor allem aber auch das gleichermaßen behutsam wie nachhaltig renovierte Klostergebäude mit seiner neuen Nutzung wirksam machen für unsere Kirche und Gesellschaft heute.“ Kloster Beuerberg soll nach Ansicht von Klingan zu einem Ort der Begegnung und Bereicherung in der Erzdiözese werden, des offenen Austauschs und der Verständigung über die historischen und gegenwärtigen Grundlagen von Glaube und Gesellschaft. So halte das neu gestaltete Kloster mit einer Ausstellung im Erdgeschoss die Erinnerung an das klösterliche Leben bis zum Auszug der Schwestern wach, zugleich habe das Diözesanmuseum mit mehreren temporären Ausstellungen in Beuerberg seit 2016 zentrale, bis heute aktuelle Themen und Topoi in Kirche und Gesellschaft beleuchtet. Kloster Beuerberg sei besonders geeignet, „die Menschen über ihren Glauben, seine kirchliche Prägung und tragende Werte für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft nachdenken zu lassen und darüber in Austausch zu kommen “, bekräftigte der Generalvikar.
 
Das 1121 als Augustiner-Chorherrenstift gegründete Kloster erfuhr im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen und Neuanfänge. 1803 gelangte es im Zuge der Säkularisierung in Privatbesitz, bis es 1846 von Schwestern von der Heimsuchung Mariä, Salesianerinnen genannt, besiedelt wurde. Die Schwestern gaben 2014 das Kloster auf und die Erzdiözese München und Freising erwarb den Gebäudekomplex, um gerade auch für kirchliche Gruppen ein Tagungs- und Übernachtungsangebot in der Erzdiözese zu schaffen. Das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete heutige Klostergebäude steht unter Denkmalschutz.
 
Im Zuge der Sanierung wurden Einbauten der vergangenen 50 Jahre entfernt und die historischen Raumstrukturen wieder hergestellt, unter anderem die weitläufige ehemalige Barockbibliothek, die durch Zwischendecken und Wände in mehrere Räume aufgeteilt war. Historische Raumfassungen wurden in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege restauriert, wie etwa der reich stuckierte Rokoko-Festsaal, oder nach Befund rekonstruiert. Ein Großteil des historischen Inventars dient nun wieder der Einrichtung, zugleich wurde in Anlehnung an die traditionelle Formensprache eine neue Möbelserie geschaffen. Insbesondere in den Tagungsräumen kommen historische Stücke zum Einsatz, mit denen jeweils ein Aspekt klösterlichen Lebens illustriert wird, so dass jeder Raum eine eigene Programmatik hat.
 
Der Tradition klösterlicher Selbstversorgung folgend verarbeitet die auch für Tagesgäste offene Klosterküche vor allem Produkte aus regionaler Erzeugung und aus dem eigenen Garten. Die Klosterbackstube wird wieder in Betrieb genommen. Auf dem Areal von Kloster, Josefstrakt und Remise, das eine Nutzfläche von zusammen 12.000 Quadratmeter bietet, können insgesamt elf Tagungsräume mit einer Kapazität von zehn bis 120 Personen genutzt werden. Es gibt 48 Gästezimmer: 25 im ehemaligen Zellentrakt nutzbar als Einzel- wie Doppelzimmer, sowie 23 Zimmer, davon 9 Doppel- und 14 Familienzimmer sowie ein Appartement, im Josefstrakt, der im Herbst in Betrieb gehen wird. Die Gesamtkosten der 2021 begonnenen Generalsanierung belaufen sich auf 43 Millionen Euro. Von 30. Mai an werden Führungen durch das Kloster angeboten. Eine Ausstellung im Erdgeschoss führt in die Beuerberger Klosterwelt ein und dokumentiert mit Fotos des Münchner Fotografen Thomas Dashuber das Leben der Schwestern vor ihrem Auszug aus Beuerberg. (ck)