„Das Christentum ist noch nicht ausgereizt in Bayern“

Kardinal Marx lädt bei Tagung zu 1.300 Jahren Erzbistum dazu ein, den Glauben neu zu entdecken
München, 12. Mai 2023. Mit Blick auf das bevorstehende Jubiläum „1.300 Jahre Erzbistum München und Freising“ hat Kardinal Reinhard Marx dazu eingeladen, den Glauben neu zu entdecken: „Das Christentum ist noch nicht ausgereizt in Bayern“, gab sich der Erzbischof von München und Freising überzeugt in einem Grußwort am Freitag, 12. Mai, zur Tagung „Bistumsgeschichte original. Historische Quellen von Korbinian bis heute neu befragt“.
 
Der Erzbischof von München und Freising betonte, dass es ihm ein großes Anliegen sei, das Jubiläum nicht nur als Anlass für eine Rückschau zu sehen, sondern als Zeitpunkt für einen Aufbruch, wie er sich im achten Jahrhundert ereignete: „Hier ist ein Wendepunkt für einen Neuanfang, und heute merkt man, es gibt einen neuen Schwung.“ Die Geschichte liefere wichtige Impulse für die Zukunft, hier zeige sich, „das Großartige, das durch das Evangelium in unsere bayerische Heimat gekommen ist“. Der Weg auf Christus zu sei ein „Weg in die Weite, in die größere Kultur, in eine größere Tiefe und Weite der menschlichen Existenz“. Die Bedeutung dieser Entwicklung reiche natürlich über die Grenzen des Erzbistums hinaus: „Europa kann sich nicht verstehen, ohne das Christentum zu verstehen, und das Christentum kann sich nicht verstehen ohne Europa.“ Zugleich gelte es, beim Blick auf die Geschichte die Schattenseiten nicht auszublenden und Missstände in der Vergangenheit aufzudecken. In dieser Hinsicht leiste die Archivarbeit der Erzdiözese etwa bei der Aufarbeitung von Missbrauch oder der DFG-Online-Edition der Faulhaber-Tagebücher einen wichtigen Beitrag und ermögliche einen klaren Blick auf die negativen Seiten.
 
Wie vor 1.300 Jahren stünden Kirche und Gesellschaft auch heute vor einem Umbruch, führte Kardinal Marx aus: „Es geht um die Rolle der Religion in der offenen Gesellschaft. Welche Rolle wird sie spielen? Das ist offen, aber eins ist klar: Das Christentum wird eine Rolle spielen.“ Es handle sich um einen „Umbruch, der tief geht, der uns aber nicht ängstigt. Vielleicht fangen wir jetzt an, das Evangelium Schritt für Schritt noch besser zu verstehen.“
 
Die Tagung fand in Zusammenarbeit mit der Domberg-Akademie, dem Verein für Diözesangeschichte und dem Archiv mit Bibliothek der Erzdiözese statt und stimmte die Teilnehmenden auf das Jubiläumsjahr 2024 ein. Der Heilige Korbinian begann im Jahr 724 sein Wirken auf dem Freisinger Domberg. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Disziplinen der Literatur-, Musik- und Geschichtswissenschaften befassten sich mit Quellen aus 13 Jahrhunderten des Bistums Freising und späteren Erzbistums München und Freising. Sie widmeten sich der Frage, wie das Erzbistum im Laufe seiner wechselhaften Geschichte auf die Gesellschaft gewirkt hat und welche Lehren sich für die Zukunft ergeben. So die Veranstalter: „Die historische Erinnerung hat durchaus Relevanz für heute, denn: Woher kommen wir? Warum ist Kirche und Glaube vor Ort so, wie sie sind? Wohin gehen wir in Zukunft?“
 
Das Jubiläumsjahr beginnt mit der traditionellen Korbinianswallfahrt, die zwischen 18. und 24. November 2023 auf den Freisinger Domberg führt, und endet mit der Korbinianswallfahrt im November 2024. Das Jubiläumsjahr soll in die Regionen und Pfarreien der Erzdiözese hineinwirken und über eine historische Rückschau hinaus ein geistlicher und inhaltlicher Impuls für die Zukunft der Erzdiözese sein. So soll es Angebote und Beteiligungsaktionen in den Pfarreien, Verbänden und Einrichtungen im ganzen Erzbistum geben, die Gläubige und Interessierte dazu einladen, das Jubiläumsjahr des Bistumspatrons zu begehen. Auf dem Freisinger Domberg als zentralem geistlichem Ort sollen Angebote wie Wallfahrten, Andachten und Konzerte stattfinden, auch ein Tag speziell für Kinder und ihre Familien ist geplant. Ein weiterer wichtiger Programmpunkt des Jubiläumsjahres ist die bayerische Landesausstellung, die unter dem Titel „Bayern in Freising“ in Zusammenarbeit von Freistaat Bayern und Erzdiözese München und Freising von Mai bis November auf dem Freisinger Domberg stattfindet. (fho)