„Die christliche Prägung unseres Landes spürbar gemacht“

Kardinal Marx feiert Requiem für Alois Glück im Münchner Dom
München, 9. März 2024. „Gott wird konkret in Personen, die von ihm sprechen, die sein Zeugnis in ihr Leben hineingetragen haben und es in ihrer praktischen Politik, in ihrer Lebensgestaltung sichtbar werden lassen. Dann spüren wir etwas von der christlichen Prägung unseres Landes“, würdigte Kardinal Reinhard Marx den verstorbenen Alois Glück. Der Erzbischof von München und Freising feierte am Samstag, 9. März, im Münchner Liebfrauendom ein Pontifikalrequiem für den ehemaligen Präsidenten des Bayerischen Landtags und ehemaligen Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. „Danke, lieber Alois Glück, für dein Lebenszeugnis, für dein Glaubenszeugnis, für deinen Dienst in der Kirche, in der Familie, in der Gesellschaft!“, so der Kardinal in seiner Predigt.
 
Der Erzbischof warb dafür, sich von Glücks Lebenszeugnis ermutigen zu lassen: „Ich wünsche mir, dass viele junge Menschen auch aus den katholischen Verbänden und Pfarreien sich engagieren für unser Gemeinwesen.“ Es sei eine Berufung besonderer Art für Christinnen und Christen, das Gemeinwesen mit den großen Prinzipien und Ideen des Evangeliums zu gestalten. „Man muss Politik machen mit den Seligpreisungen“, forderte der Kardinal mit Blick auf die biblische Bergpredigt. „Alois Glück hat gezeigt, dass das geht. Er hat sich herausfordern lassen, sich immer wieder in diesen Anspruch hineingestellt.“ Die Bergpredigt gibt laut Marx einen Horizont vor, „der uns beunruhigt, aber auch stärkt, der uns Rückenwind gibt, der uns sagt: Selig sind die Friedensstifter, nicht die Kriegstreiber, nicht die, die hassen, die Gräben vertiefen, Polarisierung vorantreiben, sondern die Brücken bauen, die Versöhnung möglichen machen im Kleinen wie im Großen. Das ist katholische Soziallehre in reinster Form“.
 
Eine christlich geprägte Gesellschaft lasse niemanden einfach im Stich, ergänzte der Kardinal, sondern schaue auf eine größere Gerechtigkeit, auf Solidarität: „Zusammenhalt ist nur möglich, wenn wir uns bewusst sind, dass alle mit im Boot bleiben müssen, besonders die Armen, die Schwachen, die Kranken, die Gefährdeten, die Verwundeten.“ Diese Orientierung habe Alois Glück auch bei allen Kompromissen, die er eingegangen sei und habe eingehen müssen, nie verloren.
 
Der Erzbischof warnte jedoch, dass es ohne die Kirchen keine Weitergabe dieser christlichen Orientierung in die nächsten Generationen gebe: „Den christlichen Glauben kann man nicht in ein Gefühl hinein individualisieren, er ist Gemeinschaft, er ist Prägung der Öffentlichkeit.“ Deswegen habe sich Alois Glück für die Kirche engagiert, von der Landjugend bis zu den Räten und die Ökumene, „deswegen lag ihm sehr daran, dass diese Kirche sich erneuert“. Dabei habe Glück innerkirchlich manches aushalten müssen und einen manchmal „lieblosen Ton“ in der Kirche bemängelt: „Er hat darunter gelitten, aber er hat sich nicht beirren lassen. Das hat mich tief beeindruckt“, sagte Marx.
 
Bei dem Requiem konzelebrierten unter anderem der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der emeritierte Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhardt Fürst. An den Gottesdienst schloss sich ein Staatsakt mit Ansprachen der Landtagspräsidentin Ilse Aigner, des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, des Landtagsfraktionsvorsitzenden der CSU Klaus Holetschek und der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Irme Stetter-Karp an.
 
Alois Glück war am 26. Februar im Alter von 84 Jahren verstorben. Glücks kirchliches Engagement begann in der Katholischen Landjugendbewegung und setzte sich im Diözesanrat der Katholiken in der Erzdiözese München und Freising und im Landeskomitee der Katholiken in Bayern fort. 1983 wurde er Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dessen Präsident er von 2009 bis 2015 war. Glück war Präsident des Zweiten Ökumenischen Kirchentags in München 2010. (kbr)