Diözesanrat fordert Einsatz für bezahlbaren Wohnraum

Erklärung des Laiengremiums benennt Handlungsoptionen für Kommunen, Kirche und Privatpersonen
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München, 13. Dezember 2019. Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising fordert von Kommunen, Kirche und Privatpersonen die konsequente Förderung von bezahlbarem Wohnraum. Die Bewältigung dieser Aufgabe werde zunehmend zur „drängenden sozialen Frage unserer Zeit“. In einer Erklärung, die an politische, kirchliche und gesellschaftliche Vertreter verschickt wurde, ruft der Vorstand des Gremiums die Gemeinden auf, dies als öffentliche Aufgabe wahrzunehmen. Von den kirchlichen Akteuren wird in dem Papier eine Selbstverpflichtung und ein klares Bekenntnis zur Schaffung von bezahlbarem und ökologisch-nachhaltigem Wohnraum verlangt. Die Entscheidung des katholischen Siedlungswerks München, die Mieten für die eigenen 3.000 Wohnungen für mindestens drei Jahre nicht mehr anzuheben, bezeichnet das Gremium als „einen wichtigen symbolträchtigen Schritt“. Auch Privatpersonen sollen laut Diözesanrat ihre Ansprüche und ihre Verantwortung überprüfen und zum Beispiel Nachverdichtungsprojekte nicht blockieren.
 
An die Kommunen gerichtet betont der Diözesanratsvorstand, die zentrale Herausforderung sei nicht, neuen Wohnraum zu schaffen, sondern ausreichend bezahlbaren und angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Wir benötigen eine ,Neue Wohngemeinnützigkeit‘, weil sich allein mit einer marktorientierten Wohnungswirtschaft die Probleme nicht lösen lassen“, so das Gremium. In der Erklärung werden unter anderem feste Quoten für den sozialen Wohnungsbau sowie ein Vorrang von Baugenossenschaften und -gemeinschaften bei der Vergabe von Bauland vorgeschlagen. Zudem brauche es „eine gerechte Bodenordnung, da der Anstieg der Bodenpreise die Haupttriebfeder für die steigenden Wohnkosten in Ballungsräumen ist“. Mögliche Maßnahmen sind laut dem Papier die Besteuerung der Gewinne, die aus der Spekulation mit Grund und Boden resultieren, oder, wie es auch der Bayerische Städtetag fordert, baureife Grundstücke mit einer „Grundsteuer C“ zu belegen, so lange sie nicht bebaut werden. Auch neue Wohn-Modelle, die zum Beispiel Wohnen und Arbeiten nicht mehr strikt voneinander trennen und das Miteinander der Generationen fördern, sollen von den Kommunen angestoßen werden.
 
Weil die Erzdiözese München und Freising über nicht unerhebliche Liegenschaften und Immobilien verfüge, sei es „eine Anfrage an ihre Glaubwürdigkeit“, wie sie, die Kirchenstiftungen und andere kirchliche Rechtsträger damit umgingen. Etwa bei der Vergabe von Erbpachtgrundstücken müsse ein verbindlicher Kriterienkatalog ausgearbeitet werden, „bei dem neben dem Werterhalt auch soziale und ökologische Kriterien den Ausschlag geben“. Die Kirche könne auch bezahlbaren Wohnraum schaffen, in dem sie geeignete Pfarrhäuser, Wohnungen und Grundstücke für Zwischennutzungen freigebe, zum Beispiel für Wohngemeinschaften von Studierenden. Der Diözesanrat regt zudem die Gründung einer kirchlichen Dachgenossenschaft an.
 
Positiv hebt der Diözesanrat verschiedene Projekte auf lokaler Ebene hervor, die Anregung für andere Kommunen sein können. Das Netzwerk Wohnungslosenhilfe München etwa, bei der unter anderem der Sozialdienst katholischer Frauen und die Katholische Männerfürsorge Mitglied sind, rufe mit der „Initiative München: Wohnstadt mit Herz“ dazu auf, denjenigen Mitmenschen Wohnraum zu geben, „die es gerade schwerer haben als andere“. Auch Wohntauschbörsen könnten Privatpersonen dazu motivieren und dabei unterstützen, nicht genutzten Wohnraum zur Vermietung freizugeben. (kbr)
 
Hinweis:
Die Erklärung im gesamten Wortlaut ist unter www.dioezesanrat-muenchen.de verfügbar.