Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz

Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe in Augsburg vom 14. bis 15. März 2018

1. Demokratie stärken
 
Das Erstarken neuer rechter und populistischer Bewegungen erfordert, dass sich zivilgesellschaftliche und kirchliche Akteure aktiv vor Ort für Demokratie und Menschenwürde einsetzen. Die bayerischen Bistümer stellen sich dieser Verantwortung ebenso wie viele überzeugte Christen durch ihr politisches und gesellschaftliches Engagement in den verschiedensten Netzwerken und Kooperationen. Als besonders wichtig erweist sich das von einer breiten Allianz getragene „Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen“, dem auch die katholische Kirche im Freistaat angehört. Im Engagement gegen den Rechtspopulismus bringt die Kirche ihr Wissen über die Menschenwürde, über Gemeinschaft und Zusammenhalt sowie über Solidarität und Nächstenliebe gezielt ein. Zudem leisten die Bistümer vielfältige Formen der Bildungsarbeit, insbesondere auch im politischen und sozialethischen Bereich. Sie treten rechtsextremen, rassistischen und menschenverachtenden Tendenzen entschieden entgegen und stärken Menschen und Einrichtungen in dieser Auseinandersetzung. Aus diesem Grund hat die Freisinger Bischofskonferenz beschlossen, an den bereits bestehenden Bildungseinrichtungen im Norden (Caritas-Pirckheimer-Haus, Nürnberg) und Süden (Kardinal-Döpfner-Haus, Freising) Kompetenzzentren für Demokratiearbeit zu gründen.
   
2. Kirchlicher Datenschutz

 
Mit der neuen Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die ab 25. Mai 2018 in allen EU-Mitgliedsstaaten unmittelbar gilt, werden die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch private Unternehmen und öffentliche Stellen EU-weit vereinheitlicht. Die DSGVO hat zum Ziel, sowohl die Grundrechte und Grundfreiheiten natürlicher Personen - insbesondere deren Recht auf Schutz personenbezogener Daten – zu schützen und zugleich den freien Verkehr personenbezogener Daten zu gewährleisten.
 
Die Deutsche Bischofskonferenz hat das Datenschutzrecht der katholischen Kirche mit dem neuen Gesetz über den kirchlichen Datenschutz (KDG) mit den neuen europäischen Anforderungen in Einklang gebracht. Die Freisinger Bischofskonferenz errichtet in Nürnberg ein kirchliches Datenschutzzentrum, das als unabhängige kirchliche Behörde die Aufgaben der Datenschutzaufsicht wahrnehmen wird.
   
3. Katholische Hochschullandschaft in Bayern

 
Die Hochschulleitung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) hat der Freisinger Bischofskonferenz im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung umfangreich über die Entwicklungen an der Hochschule berichtet und ihr strategisches Arbeitsprogramm für die kommenden Jahre vorgestellt. Dabei erläuterte die Hochschulleitung insbesondere, wie die Universität die Sondermittel der bayerischen Bistümer zur Profilbildung und Professionalisierung einsetzt. Seit 2015 erhält die KU vom kirchlichen Träger zusätzlich zur Grundfinanzierung eine finanzielle Förderung in Höhe von jährlich 5,5 Millionen Euro.
 
Die Hochschulleitung unterrichtete die Bischöfe über Anstrengungen zur weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Forschung wie die Einrichtung eines Zentrums für Forschungsförderung und die Neuauflage eines internen Forschungsförderprogramms. Auf dem Weg zu einer Vollmitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft kann die Universität auf erste Erfolge verweisen. So konnte die KU ihre Drittmitteleinnahmen in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern. 2017 war die KU gemeinsam mit der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) erfolgreich im Bund-Länder-Programm „Innovative Hochschule“ („kleine Exzellenzinitiative“). In den kommenden fünf Jahren werden KU und THI gemeinsam das Projekt „Mensch in Bewegung“ zu den Themenfeldern Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Bürgerschaftliches Engagement durchführen; es wird mit 15 Millionen Euro gefördert. Nachdem ein neues Zentrum Flucht und Migration bereits seine Arbeit aufgenommen hat, steht in diesem Jahr die Einrichtung eines interdisziplinären Forschungszentrums an, das sich mit der Rolle von Kirche und Religion im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse auseinandersetzt. Ein drittes Forschungszentrum, das sich noch in der Konzeptionsphase befindet, wird sich mit globalen Ethikfragen befassen und am Standort Ingolstadt seinen Sitz haben.
 
Im Bereich von Studium und Lehre konnte die Hochschulleitung berichten, dass der Journalistik-Professor Klaus Meier von der Hochschulrektorenkonferenz mit dem renommierten und hochdotierten „Ars Legendi-Preis für hervorragende Hochschullehre“ ausgezeichnet wurde. Die KU strebt außerdem mit einem neuen Studienformat an, die Lehre in allen Studiengängen interdisziplinär zu vernetzen und das an der Universität schon heute ausgeprägte gesellschaftliche Engagement der Studierenden weiter zu fördern.
 
Ein strategischer Schwerpunkt ist die Vernetzung der Universität. Diese ist einerseits ausgerichtet auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Akteure, die im Rahmen einer Transferstrategie von den Forschungsaktivitäten der Universität profitieren sollen. Zum anderen intensiviert die KU ihre Kooperationen mit Bildungseinrichtungen – angefangen vom Ausbau des Netzwerks mit katholischen Schulen, über eine vor einem Jahr gestartete Kooperation mit den beiden in München ansässigen katholischen Hochschulen, der Hochschule für Philosophie und der Katholischen Stiftungshochschule, bis hin zum weiteren Ausbau des weltweiten Netzwerks. 2017 hat die KU mit vier führenden katholischen Universitäten in den USA, in Australien, Chile und Südkorea das „Catholic Consortium for International Higher Education“ gegründet. Ziele des Verbunds sind eine Intensivierung des Austauschs in Forschung und Lehre, gemeinsame Summer Schools und ein hochschulübergreifendes „Studium generale“.
 
4. Kirchenverwaltungswahlen
 
Kirchliche Laiengremien  wie Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäte erfüllen umfangreiche und anspruchsvolle Aufgaben und schaffen Grundlagen für das kirchliche Leben vor Ort. Nachdem in ganz Bayern bereits im Februar neue Pfarrgemeinderäte gewählt wurden, stehen am 18. November landesweit die Wahlen der neuen Kirchenverwaltungen an. Die Mitglieder der Kirchenverwaltungen  kümmern sich vor allem um die Finanz- und Vermögensverwaltung einer Kirchenstiftung, aber beispielsweise auch um Baumaßnahmen, Personalverwaltung oder oftmals um den Betrieb einer Kindertagesstätte. Die bayerischen Bischöfe sind deswegen dankbar für das große ehrenamtliche Engagement in diesem wichtigen Bereich. Sie bitten interessierte Gläubige, bei der Wahl für die Kirchenverwaltungen eine Kandidatur in Erwägung zu ziehen, und rufen dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. 
  
5. Personalia
 
Das Reformationsgedenkjahr 2017 hat die  Sehnsucht nach der Einheit der Konfessionen vertieft und der Ökumene frischen Aufschwung verliehen. Die bayerischen Bischöfe haben sich nun entschieden, sich noch enger mit der Arbeit der Fachebene, der Konferenz der Katholischen Ökumenebeauftragten (KKÖB), zu vernetzen. Sie beauftragen Weihbischof Herwig Gössl (51) aus Bamberg, den Vorsitz der KKÖB zu übernehmen und die Zusammenarbeit der Freisinger Bischofskonferenz zu koordinieren. 
 
Mit 165.000 Mitgliedern ist der Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) der größte Frauenverband im Freistaat. Der KDFB setzt sich in seinen vielfältigen Aktivitäten ein für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Getragen wird  dieses Engagement vom christlichen Glauben und der Wertorientierung der Mitglieder. Um den KDFB geistlich in seinem Wirken zu unterstützen, beruft die Freisinger Bischofskonferenz Monsignore Rainer Boeck (64) aus dem Erzbistum München und Freising zum neuen Geistlichen Beirat des KDFB. Er folgt auf Prälat Peter Neuhauser (77, Erzbistum München und Freising), dem die Bischöfe für seinen viele Jahre währenden Einsatz in diesem Amt danken.