Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz

Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe am 10. März 2021 (Videokonferenz)
1.     Corona-Krise
 
Die Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen des täglichen Lebens werden von den Menschen im nunmehr zweiten Jahr als schwere Last empfunden. Wirtschaftliche Sorgen, persönliche Konflikte in den Familien, Einsamkeit oder vielfältige Ängste bedrücken viele. Alle Schichten und alle Generationen sind betroffen. Die katholische Kirche in Bayern steht mit ihrem vielfältigen Wirken an der Seite der Sterbenden, Trauernden und Verzweifelten.
 
Bald feiern die Gläubigen Ostern. Ein Fest der Freude und der Hoffnung. Den Bischöfen ist es wichtig, dass die Menschen wissen, dass die Kirche an den Kar- und Ostertagen da sein wird, um mit ihnen Gottesdienste zu feiern. Hier gelten nach wie vor die notwendigen strengen Hygieneregeln, welche die Pfarreien mit großem Engagement umsetzen; aber das Fest der Auferstehung Christi findet statt!
 
Kreativ ist die Kirche vor Ort und in der Jugendarbeit darin, neue geistliche und pädagogische Angebote in der Krise zu machen. Gerade die Jugendlichen mit ihren besonderen Bedürfnissen dürfen nicht nur als Schülerinnen und Schüler gesehen werden, sondern brauchen Perspektiven darüber hinaus. Die digitalen, oftmals innovativen Angebote, die vielerorts entstanden sind und die viele Gläubige, auch gerade junge Menschen, erreichen, sind eine große Hilfe. Die Bischöfe sind dankbar für den großen Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Freude den Glauben in schwieriger Zeit erlebbar machen.
 
In allen Ängsten und Sorgen: Freuen wir uns gemeinsam auf Ostern! 
 
2.     Abschiebung von Flüchtlingen
 
Während des ersten Lockdowns anlässlich der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 setzte die Bundesrepublik Deutschland alle Abschiebungen faktisch aus sowohl im Rahmen des Dublin-Abkommens innerhalb Europas als auch weltweit. Im Sommer 2020 wurden zunächst vereinzelt Abschiebungen innerhalb Europas wieder aufgenommen, dann auch weltweit zum Beispiel nach Pakistan, in die Ukraine oder nach Äthiopien. Im Dezember 2020 startete auch wieder ein eigener Abschiebeflug nach Afghanistan, ebenso im Januar und Februar 2021. In Zeiten der Pandemie sind Abschiebungen unter humanitären Gesichtspunkten unverantwortlich. Zum einen sind die Länder, in die abgeschoben wird, im besten Fall Schwellenländer, meist jedoch Entwicklungsländer, die in viel stärkerem Ausmaß als Deutschland von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind. Das gilt für die Wirtschaft wie auch das Gesundheitssystem. Die Verteilung von Impfstoffen ist in vielen dieser Länder noch in unerreichbarer Ferne. Die Situation in Afghanistan ist sinnbildlich für den Zustand in anderen Entwicklungs- und Krisenländern dieser Welt. Es ist unverantwortlich, wenn diese Staaten durch die Abschiebung von Flüchtlingen noch weiter belastet werden. Außerdem ist in Zeiten von Grenzschließungen und -kontrollen wegen der Verbreitung von Mutanten unnötiger Personenverkehr zu unterlassen. Auch die abgeschobenen Menschen werden einer unverantwortbaren Infektionsgefahr ausgesetzt, auch die deutschen Sicherheitskräfte, die die abzuschiebende Person begleiten, bzw. im Fall der Afghanistanabschiebungen auch das gesamte Personal des Flugzeugs. Die bayerischen Bischöfe fordern die politisch Verantwortlichen aus diesen Gründen auf, Abschiebungen bis auf Weiteres auszusetzen.
 
3.     Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde
 
Durch die Pandemie ist der Druck auf die Gesellschaft und das demokratisches System gestiegen. Alte Verschwörungserzählungen finden durch die Verstärkung in den Echokammern sozialer Netzwerke vermehrt Anklang. Solidarität wird verweigert, gemeinsame gesellschaftliche Anstrengungen zur Bekämpfung der Pandemie werden sabotiert. Der häufig antisemitische Charakter von Verschwörungserzählungen schafft Nährboden für Gewalt und Terror gegen Jüdinnen und Juden. All das gefährdet die Demokratie. Das personell und finanziell durch die bayerischen Bischöfe verstärkte Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde unterstützt den Einsatz gegen Rechtsextremismus und Populismus, und ist mittlerweile hoch anerkannt. Mit seiner Arbeit erreichte es im vergangenen Jahr Multiplikatoren, engagierte Jugendliche und Erwachsene, indem es deren Kompetenzen im Eintreten für Demokratie und Menschenwürde stärkte durch Bildungsveranstaltungen, Vernetzungen und Beratung. 

4.     Ökolandbau und Artenschutz
 
Die Schöpfungsbewahrung ist den bayerischen Bischöfen ein besonderes  Anliegen. Deswegen bekräftigen sie ausdrücklich das Ziel, dass die verschiedenen kirchlichen Eigentümer von Landbesitz einen aktiven Beitrag zum Arten-, Wasser-, Boden- und Klimaschutz leisten sollen, wie es ja auch schon in vielfältiger Weise geschieht. Besonderes Augenmerk soll auf einem ökologischen Landbau auf diesen Flächen liegen. Bei den Beratungen haben sich die Bischöfe über die Komplexität dieses Vorhabens neuerlich ausgetauscht. Angesichts einer Vielzahl unterschiedlicher kirchlicher Träger mit unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen ist die Datenerhebung für ein zielgenaues Nachhalten einer ökologischen Ausrichtung erschwert. Deswegen soll mit der von den Bischöfen 2019 eingesetzten Arbeitsgruppe erörtert werden, wie datenschutz- und eigentumsrechtliche Belange mit dem Ziel einer nachhaltigen ökologischen Bewirtschaftung in Einklang gebracht werden können. Die Bischöfe beauftragten Prälat Lorenz Wolf (Katholisches Büro Bayern), den Münchner Finanzdirektor Markus Reif (Überdiözesaner Fonds) und den Sprecher der bayerischen Generalvikare Christoph Klingan (München) mit dem Dialog. Das Thema soll bei der nächsten Vollversammlung im Herbst neuerlich aufgerufen werden. 

5.     Katholische Hochschullandschaft
 
Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) gewinnt weiter an Reputation bei den Studierenden. So wurde die KU jüngst vom reichweitenstärksten Studierendenportal studycheck.de aufgrund überaus positiver Bewertungen der Studierenden bundesweit zur beliebtesten Universität gewählt (vor der Uni Jena und der Technischen Universität München). Das Ranking beruht auf rund 43.000 Online-Bewertungen zu allen Hochschulen Deutschlands. Zudem stärkt die KU ihre Position innerhalb der internationalen wissenschaftlichen Community. In einem vor einigen Jahren gegründeten weltweiten Netzwerk katholischer Unis (darunter namhafte Häuser wie die Catholic University of America oder die Australien Catholic University) übernimmt die KU in diesem Jahr die Leitung der Kooperation. Dies sind zwei weitere, aktuelle Beispiele dafür, dass die KU ernsthaft und erfolgreich daran arbeitet, auch künftig attraktiver Standort für Forschung und Lehre zu sein.