Erzbistum legt Jahresabschluss 2016 und Haushalt 2017 vor

Generalvikar Beer: Handlungsspielräume behalten und flexibel auf Wandel der Gesellschaft reagieren
Finanzbericht 2016
Aktueller Finanzbericht
München, 26. Juni 2017. Das Erzbistum München und Freising hat seinen Jahresabschluss und Lagebericht 2016, den Haushalt 2017 sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger im Erzbistum vorgelegt. Nach der im Vorjahr abgeschlossenen freiwilligen Umstellung von der Kameralistik auf eine den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB) entsprechende doppische Rechnungslegung und der damit erreichten größeren Transparenz über die Verwendung finanzieller Ressourcen liegt der Schwerpunkt nun auf einer Fortentwicklung der strategischen Jahresplanung. Ziel bleibt, kirchliche Handlungsspielräume in einem sich verändernden gesellschaftlichen Umfeld nicht nur zu behalten, sondern flexibel gestalten zu können sowie stabil und zuverlässig in der Gesellschaft präsent zu bleiben.
 
Mit der neuen Finanzverfassung seien bereits wichtige Ziele erreicht worden, betonte der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, bei der Finanzpressekonferenz des Erzbistums am Montag, 26. Juni, in München. Die Einführung der HGB-konformen Rechnungslegung habe sich bewährt. „Planung, Genehmigung und Kontrolle wurden durch die Erweiterung des Kreises der Verantwortlichen in den Aufsichtsgremien entflochten. Die Zuständigkeit der jeweiligen Gremien sowie deren Bezüge zueinander wurden geklärt. Es gibt nun eindeutige Verantwortlichkeiten.“ Als Erfolg habe sich erwiesen, dass verstärkt externe Fachkräfte einbezogen werden, etwa in den Aufsichtsgremien oder in der Geschäftsführung der Stiftungen. „Wir haben uns fachlich diversifiziert und professionalisiert.“
 
Die im Zuge der Umstellung erfolgte Übertragung großer Vermögensteile an drei Stiftungen zugunsten der kirchlichen Grundaufträge sei „ein großer Schritt in die Zukunft“ gewesen, erklärte Beer. „In Anbetracht eines sich rapide ändernden gesellschaftlichen Umfelds können wir unsere Mittel mit Blick auf künftige Generationen nachhaltig einsetzen. Zudem sind über die Stiftungen Wege der Finanzierung kirchlichen Handelns erweitert.“
 
Der Generalvikar machte zugleich deutlich, dass das Erzbistum vor weiteren großen Herausforderungen stehe. So gelte es, ein umfassendes System von Complianceregelungen einzuführen sowie ein Qualitätssicherungssystem einzurichten und die Kompetenz aller Beteiligten für nachhaltiges, strategisches und vernetztes Denken in der Ressourcenplanung weiterzuentwickeln. Diesbezüglich stellten sich auch noch Fragen einer verstärkten Einbeziehung der pastoralen Ratsstrukturen auf diözesaner Ebene bei der Planung der Mittelverwendung. Weiterhin bliebe nach Beer auch die Aufgabe zu prüfen, inwiefern unangemessene Ämterhäufungen vorhanden seien und wie zur Vermeidung dieser für bestehende Aufgaben qualifiziertes Personal gewonnen werden könne. In technischer Hinsicht hätten die Planungen für ein integriertes IT-System begonnen, um jederzeit präzise Einblicke in die Datenlage für Planungen und für die Informationserteilung geben zu können.
   
  
Bilanz
 
Die Bilanzsumme des Erzbistums beträgt rund 3,3 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2016 gegenüber dem Vorjahr um 26 Millionen Euro verringert.
 
Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst Sachanlagen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro, darunter insbesondere Immobilien. Des Weiteren sind in der Bilanz Finanzanlagen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro abgebildet. Für die Finanzanlagen gilt ein strenges Nachhaltigkeitskonzept, das Positionen der katholischen Glaubenslehre ebenso berücksichtigt wie allgemeine ökologische, soziale oder ethische Aspekte. Im Umlaufvermögen sind zum 31. Dezember 2016 liquide Mittel in Höhe von rund 285 Millionen Euro enthalten.
 
 
Gewinn- und Verlustrechnung
 
Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2016 beliefen sich auf 833,1 Millionen Euro. Davon entfallen 589,8 Millionen Euro auf die Kirchensteuer. Weitere 115,8 Millionen Euro flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu – der Großteil entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip, wonach der Staat Trägern von Einrichtungen, die den Staat von seinen Pflichtaufgaben entlasten, zum Beispiel Zuschüsse für den Betrieb von Pflegestätten, Kindertagesstätten oder Schulen bereitstellt. Die Erlöse aus Finanzanlagen, Mieten und Pachten sowie sonstigen Erträgen belaufen sich auf 173,1 Millionen Euro.
 
Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 805,5 Millionen Euro finanziert. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche, weshalb das Personal mit rund 292,9 Millionen Euro den größten Aufwandsposten für die Erzdiözese darstellt. Die soziale Arbeit, die zum Beispiel Kranke und Pflegebedürftige, Flüchtlinge und Familien unterstützt, Bildungsangebote katholischer Verbände und Vereine, die Sanierung von Kirchen und Pfarrhäusern sowie die Haushalte und Personalkosten in der Erzdiözese wurden mit etwa 377,7 Millionen Euro gefördert. Einen weiteren Posten bilden sonstige Aufwendungen (z.B. IT, Verwaltung und Vermietung von Gebäuden) und Abschreibungen auf das Anlagevermögen in Höhe von zusammen 134,8 Millionen Euro.
 
Das negative Jahresergebnis in Höhe von 68,2 Millionen Euro geht im Wesentlichen zurück auf Zustiftungen in Höhe von 135,5 Millionen Euro, die hauptsächlich der Bischof-Arbeo-Stiftung und der St. Korbinian-Stiftung der Erzdiözese zugutekamen.
 
 
Haushalt 
   
Das Erzbistum plant für das Jahr 2017 ein ausgeglichenes Bilanzergebnis des Haushaltes. Die geplanten Erträge ergeben sich überwiegend aus der Kirchensteuer (74,4 Prozent) und Zuschüssen der öffentlichen Hand (14,7 Prozent, insbesondere für Aktivitäten nach dem Subsidiaritätsprinzip). Die Erträge sind mit 733,6 Millionen Euro geplant, die Aufwendungen mit 788,9 Millionen Euro. Zudem sind Entnahmen aus zweckgebundenen Rücklagen in Höhe von 68,4 Millionen Euro vorgesehen.
   
Bemerkenswert für den Haushalt 2017 ist, dass die Erzdiözese neben dem regulären Bauetat in Höhe von 58,6 Millionen Euro weitere 75 Millionen Euro aus ihren Rücklagen bereitstellt. Gemeinsam mit 15 Millionen Euro aus dem Nachtragshaushalt stehen damit im laufenden Jahr insgesamt 148,6 Millionen Euro für Baumaßnahmen der Kirchenstiftungen in den Bereichen Seelsorge und Kindertagesstätten zur Verfügung. 
   
   
Nachtragshaushalt
 
Der Überschuss für das Jahr 2016 in Höhe von 110,9 Millionen Euro resultiert im Wesentlichen aus der Kirchensteuer (40,5 Millionen Euro), aus dem Clearingverfahren bei der Kirchenlohnsteuer (16,5 Millionen Euro), erhaltenen Zuschüssen der öffentlichen Hand (9,7 Millionen Euro) sowie nicht verbrauchten Haushaltsmitteln (25,6 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss wird unter anderem für aufwändige Baumaßnahmen wie notwendige Sanierungen der Erzbischöflichen Schulen oder die Neugestaltung des Dombergs in Freising reserviert und den zweckgebunden Rücklagen zugeführt, für die Unterstützung der Salesianer Don Boscos bei der Sanierung des Klosters Benediktbeuern verwendet, dem Caritasverband der Erzdiözese für Baumaßnahmen an Altenheimen zur Verfügung gestellt oder den Stiftungen Bischof Arbeo, St. Antonius und St. Korbinian übertragen. Schließlich werden 15 Millionen Euro im Rahmen des Nachtragshaushalts für die Umsetzung von dringend notwendigen Baumaßnahmen der Kirchenstiftungen bereitgestellt.
 
 
Bischof-Arbeo-, St. Antonius- und St. Korbinian-Stiftung
 
Die Bischof-Arbeo-Stiftung hat ein Stiftungsvermögen in Höhe von rund 715 Millionen Euro (Bilanzsumme). Die Erträge kommen der Bildung im Erzbistum zugute. 2016 gab es in der Erzdiözese unter anderem 429 katholische Kindertagesstätten mit rund 31.500 Plätzen und 24 katholische Schulen mit rund 11.900 Schülerinnen und Schülern.
 
Die St. Antonius-Stiftung verfügt über ein Vermögen von rund 686 Millionen Euro (Bilanzsumme), ihre Erträge fließen in den Dienst am Nächsten. So gibt es in der Erzdiözese zum Beispiel 220 Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und 100 Einrichtungen für alte Menschen. 272 Berater und Betreuer sowie 23 Ehrenamtskoordinatoren arbeiten in der Flüchtlingshilfe.
 
Die Erträge der 2015 gegründeten St. Korbinian-Stiftung mit einem Vermögen in Höhe von rund 688 Millionen (Bilanzsumme) kommen dem gemeindlichen Leben zugute. Rund 1.600 Gottesdienste werden jeden Sonntag in den 747 Pfarreien der Erzdiözese gefeiert und von rund 173.000 Gläubigen besucht. Etwa 14.600 Menschen empfangen jährlich die Taufe, wovon später etwa 80 Prozent gefirmt werden.
 
           
Emeritenanstalt und Erzbischöflicher Stuhl
   
Die Emeritenanstalt sichert die Pensionen der Priester. Das Vermögen der Körperschaft beläuft sich zum 31. Dezember 2016 auf 314,9 Millionen Euro.
   
Der Erzbischöfliche Stuhl ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und selbständiger kirchlicher Rechtsträger. Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2016 beträgt 55,6 Millionen Euro.
 
 
Knabenseminarstiftung und Klerikalseminarstiftung Freising
 
Knabenseminarstiftung und Klerikalseminarstiftung Freising haben ihren Jahresabschluss 2016 erstmals freiwillig nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches erstellt. Das Vermögen der Knabenseminarstiftung, deren Zweck insbesondere die Förderung der Studienseminare der Erzdiözese ist, beläuft sich zum 31. Dezember 2016 auf 16,1 Millionen Euro, das Vermögen der Klerikalseminarstiftung, die der Ausbildung der künftigen Priester der Erzdiözese dient, beträgt 107,7 Millionen Euro.
 
Weitere kirchliche Rechtsträger im Gebiet der Erzdiözese, darunter das Metropolitankapitel und die Pfarreien mit ihren Pfarrkirchenstiftungen, sind in den Vermögensberichten nicht erfasst. Kirchenrechtlich weitgehend eigenständig und unabhängig, haben sie die Umstellung auf die Doppik noch nicht vorgenommen. (ps)


Hinweis:
Den Jahresabschluss 2016 und Lagebericht sowie den Haushalt 2017 finden Sie unter www.erzbistum-muenchen.de/finanzbericht2016.