Erzbistum trauert um Sebastian Obermaier

Diözesanpriester setzte sich über Jahrzehnte für Arme in Venezuela und Bolivien ein
Sebastian Obermaier
Sebastian Obermaier in Bolivien. (Foto: Imago)
München/La Paz, 3. August 2016. Das Erzbistum München und Freising trauert um Pfarrer i.R. Sebastian Obermaier (81), der sich seit den sechziger Jahren für arme und bedürftige Menschen in Venezuela und Bolivien engagierte. Der aus Rosenheim stammende Priester starb bereits am Dienstag, 2. August, an Herzversagen. Obermaier war ein tatkräftiger Missionar aus vollstem Herzen und setzte sich bis zu seiner letzten Stunde für die Armen in der bolivianischen Großstadt El Alto/La Paz ein. Das Erzbistum verliert einen engagierten Seelsorger und eine herausragende Priesterpersönlichkeit. In Bolivien stand er in höchstem öffentlichem Ansehen. „Pater Sebastian war ein Gigant für die katholische Kirche in Bolivien“, sagte der frühere Erzbischof von El Alto, Jesús Juárez, laut bolivianischen Presseberichten. Die dortige Bischofskonferenz und der Staatspräsident würdigten anlässlich seines Todes seine Verdienste.
 
Obermaier habe erst am vergangenen Sonntag noch sechs Messen gefeiert, teilte seine Familie mit. Man könne sagen, er sei im Alter von 81 Jahren „voll aus dem Leben gerissen worden“. Für seine vielfältigen Verdienste wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In Bolivien wurde er 2003 von der größten Tageszeitung des Landes zum „Mann des Jahres“ gewählt. 
 
Der 1934 in Rosenheim als drittes von sechs Kindern geborene und 1959 in Freising zum Priester geweihte Obermaier war zunächst von 1966 bis 1978 in Venezuela tätig, ab 1978 in El Alto/La Paz in Bolivien. Er baute dort die Pfarrei „Cuerpo de Cristo“ (Leib des Herrn) im Stadtteil El Alto auf, der heute eine eigene Millionenstadt aus Landflüchtigen ist. Er habe dort „härteste Missionarsarbeit“ geleistet, berichten Weggefährten. Anfangs habe er sich vorrangig um die medizinische Versorgung der Bevölkerung gekümmert. „Es war Entwicklungshilfe im wahrsten Sinne des Wortes, zu Beginn hat er die Hälfte seiner Zeit praktisch als Arzt gearbeitet“, sagt sein jüngerer Bruder Hans Obermaier.
 
Auf Sebastian Obermaiers Initiative hin wurden für die Ärmsten der Armen zahlreiche Schulen, soziale Einrichtungen, Kindergärten gebaut – und auch 72 Kirchen. In Bolivien war er für die politisch Verantwortlichen ein wichtiger Ansprechpartner. So vermittelte er im Jahr 2003 bei Unruhen in El Alto, die viele Tote und Verletzte forderten, unter Lebensgefahr zwischen den Fronten, barg verletzte Menschen während bewaffneter Auseinandersetzungen und brachte sie ins Krankenhaus. 
   
Obermaier begann seinen priesterlichen Dienst als Kaplan in Ebersberg-St. Sebastian (1959 bis 1962) und in München-St. Augustin (bis 1965), bevor er 1966 als Seelsorger nach Venezuela ging. 1978 erfüllte sich, wie er es selber formulierte, sein „eigentlicher Wunsch“: Er wurde Missionar in Bolivien. (kel)

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