Erzdiözese legt Jahresabschluss 2019 und Haushalt 2020

Generalvikar Klingan: „Kirche ist und bleibt für die Menschen da“
Gesamtstrategieprozess soll Leitbild für wirksames Handeln mit Blick auf Ressourcen entwickeln
München, 23. Oktober 2020. Die Erzdiözese München und Freising hat ihren Jahresabschluss und Lagebericht 2019 und den Haushalt 2020 im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger im Erzbistum vorgelegt. Die Rechnungslegung erfolgte wie seit dem Jahr 2015 gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB).
 
„Vertraute Lebenswirklichkeiten verändern sich. Die Transformationsprozesse in allen gesellschaftlichen Bereichen beschleunigen sich in unserer Zeit rapide. Das fordert uns als Kirche heraus – ebenso wie die gesamte Gesellschaft“, sagte der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Christoph Klingan, bei der Finanzpressekonferenz in München am Freitag, 23. Oktober. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, gelte es, „jetzt aktiv zu gestalten, Entwicklungen zu ermöglichen, Innovationen anzustoßen“, so Klingan. Dazu habe die Erzdiözese einen Gesamtstrategieprozess in Gang gesetzt mit dem Ziel, „dass wir für uns inhaltliche Prioritäten formulieren, ein Leitbild entwickeln und dies mit den vorhandenen Ressourcen in Beziehung setzen, um verantwortliche Entscheidungen für ein wirksames Handeln der Kirche treffen zu können“. Es gehe darum herauszuarbeiten, wo Menschen die Kirche brauchten und wo der besondere Auftrag der Kirche für ihre Mitglieder, aber auch für die gesamte Gesellschaft sei. „In all diesen Veränderungen wollen wir aber unserem Anspruch treu bleiben und ihn auch in Zukunft einlösen: Kirche ist und bleibt für die Menschen da.“

Ein entscheidender Bestandteil des Wirkens als Kirche im Erzbistum München und Freising sei es, sich „den entscheidenden Fragen der Gesellschaft und der Menschen zu stellen“. In welcher Gestalt dies erfolge, unterliege einem ständigen Wandel, „im Kern aber bleibt der Auftrag, den es zu erfüllen gilt, derselbe: den Menschen das Evangelium zu verkünden in Wort und Tat, für sie da zu sein, mit ihnen in den Sakramenten und Gottesdiensten die Gegenwart Gottes zu feiern, Gemeinschaft zu stiften, den Horizont durch Bildung zu weiten und dem Nächsten, besonders dem in Not, zu helfen“.
 
Die Corona-Pandemie habe die bestehenden Herausforderungen noch einmal verschärft, auch hinsichtlich der Ressourcenfrage, erklärte Klingan. Der Rückgang der Kirchensteuer werde zwar 2020 noch nicht so hoch ausfallen wie ursprünglich befürchtet, „aber doch erheblich sein“. Vor allem aber stelle die Pandemie einen „großen Einschnitt für unsere Arbeit dar“, so Klingan. Die Erzdiözese habe versucht, sich bestmöglich und rasch auf die erschwerten Rahmenbedingungen einzustellen: etwa mit einer speziell ausgerüsteten pastoralen Einsatzgruppe, die Menschen auch in der Quarantäne, in Heimen und Krankenhäusern Zuspruch und Trost spendeten, den vielen weiteren engagierten und kreativen Seelsorgerinnen und Seelsorgern vor Ort und dem großen Engagement unzähliger Ehrenamtlicher. Einen besonderen Schub „haben unsere digitalen Angebote, die Gottesdienst-Streams, die Video- oder Textimpulse auf der Homepage und Hausgottesdienstvorlagen erlebt“, stellte Klingan fest.
 
Neben den aktuellen Herausforderungen bleibe auch „die Aufarbeitung von Missbrauch im Raum der katholischen Kirche und die Hilfe für die Betroffenen weiterhin ein zentrales Anliegen“, stellte Klingan klar. Die jüngst von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen höheren Anerkennungsleistungen für Betroffene werde die Erzdiözese nicht aus den laufenden Einnahmen aus der Kirchensteuer, sondern aus dem Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls finanzieren. Bei den Haushaltsplanungen gehe man von den bislang circa 50 Fällen aus, in denen die Erzdiözese Betroffenen Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids zahlte. Auch die Prävention von Missbrauch bleibe eine der zentralen Aufgaben, sagte Klingan. Ihre Bedeutung habe man auch strukturell herausgestellt, indem dieser Bereich seit diesem Jahr als Stabsstelle beim Generalvikar geführt werde. Als besondere Präventionsprojekte hob Klingan das eigens entwickelte E-Learning-Programm und ein Kunstprojekt gegen Missbrauch, das im Sommer in der Münchner Heilig-Geist-Kirche vorgestellt werden konnte, hervor.
 
Finanzdirektor Markus Reif stellte bei der Pressekonferenz Jahresabschluss und Lagebericht 2019 und den Haushalt 2020 der Erzdiözese vor. Diese sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger wurden veröffentlicht. Sie finden sich auch im Internet unter https://www.erzbistum-muenchen.de/finanzen

   
Bilanz
 
Die Bilanzsumme des Erzbistums beträgt rund 3,6 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2019 gegenüber dem Vorjahr um 114 Millionen Euro erhöht.
 
Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst im Wesentlichen Sach- und Finanzanlagen. Die Sachanlagen belaufen sich auf eine Höhe von rund 1,35 Milliarden Euro (plus 28 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr). Den größten Anteil haben dabei mit rund 1,2 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke.
 
Die in der Bilanz abgebildeten Finanzanlagen haben in 2019 um 22 Millionen Euro auf 1,49  Milliarden Euro zugenommen.
 
 
Gewinn- und Verlustrechnung
 
Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2019 betrugen rund 887 Millionen Euro (Vorjahr: 870 Millionen Euro). Davon entfielen 665 Millionen Euro auf die Kirchensteuer (Vorjahr: 645 Millionen Euro). Weitere 124 Millionen Euro (Vorjahr: 121 Millionen Euro) flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu. Davon waren entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip 77 Millionen Euro staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen sowie 14 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen.
 
Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 813 Millionen Euro finanziert (Vorjahr: 791 Millionen Euro). Mit knapp 330 Millionen Euro (Vorjahr knapp 324 Millionen Euro) stellten die Personalkosten den größten Aufwandsposten dar. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche. Auch ein Großteil der regulären Haushaltszuschüsse an die Kirchenstiftungen in Höhe von 108 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro) dient der Deckung von Personalkosten. 
 
Das Jahresergebnis der Erzdiözese betrug im Jahr 2019 rund 93 Millionen Euro (Vorjahr: 99 Millionen Euro). Das Bilanzergebnis ist wie im Vorjahr ausgeglichen.
 
 
Kein Nachtragshaushalt
 
Die Erzdiözese hat, wie in den Vorjahren, im Wesentlichen aus der Kirchensteuer, aus dem Clearingverfahren für die Kirchenlohnsteuer und aus nicht verbrauchten Haushaltsmitteln ein positives Jahresergebnis erzielt (93 Millionen Euro, Vorjahr: 99 Millionen Euro).
 
Wegen des unverändert niedrigen Zinsniveaus nehmen die Versorgungsverpflichtungen der Erzdiözese weiter stark zu. Um die in 2019 notwendig gewordene Aufstockung der Rücklagen für mittelbare und unmittelbare Versorgungsverpflichtungen in Höhe von 123,6 Millionen Euro durchführen zu können, wurde das nach Einstellung anderer zweckgebundener Rücklagen verbliebene Jahresergebnis vollständig dafür verwendet. Da das verbliebene Jahresergebnis dafür allein jedoch nicht ausreichte, wurden zu diesem Zweck darüber hinaus allgemeine Rücklagen aufgelöst und umgewidmet.
 
Die Bereitstellung von Haushaltsmitteln im Rahmen eines Nachtragshaushaltes für wichtige Investitionen war somit in 2019 nicht möglich. 
 
 Haushalt für das Jahr 2020
 
Die Erzdiözese plante für das Jahr 2020 im Dezember 2019 mit Erträgen in Höhe von 839 Millionen Euro, Aufwendungen in Höhe von 872 Millionen Euro und einem negativen Jahresergebnis in Höhe von 11,7 Millionen Euro.
 
Größter Aufwandsposten bleiben im Jahr 2020 mit insgesamt 342 Millionen Euro die Personalaufwendungen. Zweitgrößte Position sind die gewährten Zuschüsse mit 333 Millionen Euro.
 
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie muss die Erzdiözese derzeit davon ausgehen, dass die im Haushalt vorgesehenen Erträge aus der Kirchensteuer in Höhe von 640 Millionen Euro nicht erreicht werden können. Sie rechnet derzeit mit einem Minus bei der Kirchensteuer zwischen vier und fünf Prozent gegenüber der Planung. Dieses Minus wäre zwar geringer, als noch im Frühjahr insbesondere nach Bekanntgabe der Zahlen zur Kurzarbeit befürchtet werden musste, es wäre jedoch trotzdem erheblich. (kel/ck)