„Es geht mehr denn je darum, den Zusammenhalt zu stärken“

Generalvikar Klingan feiert Aschermittwoch-Gottesdienst mit Kulturschaffenden im Freisinger Dom
Freising, 5. März 2025. Angesichts zunehmender gesellschaftlicher wie weltpolitischer Polarisierungen hat Generalvikar Christoph Klingan dazu aufgerufen, stärker das Verbindende zu suchen, dabei alle in den Blick zu nehmen und über niemanden hinwegzusehen. Es gehe „vielleicht mehr denn je darum, den Zusammenhalt zu stärken“, so der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising laut Predigtmanuskript am Mittwoch, 5. März, im Freisinger Dom beim Gottesdienst zum diesjährigen „Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler“, der unter dem Leitthema Zusammenhalt stand. Klingan feierte den Gottesdienst in Vertretung des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, der nach einer Armverletzung vorerst keine Termine wahrnimmt.
 
Voraussetzung für einen stärkeren Zusammenhalt ist nach Ansicht von Generalvikar Klingan die Bereitschaft, „sich selbst nicht absolut zu setzen, sondern offen zu sein für das große Ganze und um die eigene Begrenztheit zu wissen“. Eine solche Haltung drücke sich im Zeichen des Aschekreuzes aus, erläuterte der Generalvikar: Das Aschekreuz mache „auf seine ganz eigene Weise deutlich: Wir Menschen sitzen alle im selben Boot, wir sind miteinander verbunden, leben nicht auf isolierten Inseln.“ Klingan warnte in diesem Zusammenhang vor „den sogenannten sozialen Blasen, in denen viele oftmals ähnlich Gesinnte sich heutzutage aufhalten, den berühmten ,Bubbles‘“. Für „das wahre Menschsein“ brauche es hingegen immer den „Blick darüber hinaus“.
 
Bei dieser prinzipiellen Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, handle es sich allerdings nicht um eine „haltlose Offenheit“, betonte Klingan: „Es braucht schon einen klaren inneren Kompass in diesen Zeiten, Orientierung, die für uns Christen in der biblischen Botschaft, insbesondere im Evangelium zu finden ist“. Gerade das christliche Menschbild könne richtungsweisend und prägend sein für ein Denken, ein Reden und ein Handeln, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Verbundenheit stärkten. Dass ein „Neubeginn, der uns nicht noch mehr voneinander entfernt, sondern die Menschheit wieder mehr zusammenführt“, immer möglich sei, führe die mit dem Aschermittwoch beginnende Fastenzeit mit dem Aschekreuz als „starkes Zeichen“ vor Augen.
 
Das Leitthema Zusammenhalt veranschaulichte beim diesjährigen Gottesdienst zum „Aschermittwoch der Künstler“ die Bodenskulptur „Schwarzbild“ der Münchner Künstlerin Susanne Wagner, die 230 bemalte Keramikmodule zu einem raumgreifenden Geflecht verwob. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch das Vokalensemble Cantores Freising unter der Leitung von Matthias Egger. Als Kantorin wirkte Magdalena Ladendinger, Organist war Simon Rager. Es erklang Musik von Knut Nystedt, Arvo Pärt und Orlando di Lasso. Die Schauspielerin Pauline Fusban und der Schauspieler Martin Pfisterer lasen aus biblischen und literarischen Werken. Die Kollekte kommt dem Monsignore-Fellerer-Fonds zugute, der Künstlerinnen und Künstler in Notsituationen unterstützt. Der „Aschermittwoch der Künstler“ wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten. Zu den Gottesdiensten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenauflegung. Die Geistlichen zeichnen den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen dabei einen Vers aus dem Buch Genesis: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder aus dem Markus-Evangelium: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ (ck)