Gebärdensprache ermöglicht intensiven Zugang zur Bibel

„Mittwochsminuten“-Video mit Verantwortlichen des Projekts „Bibeltexte in Deutscher Gebärdensprache“
München, 17. März 2021. Zum Abschluss des siebenjährigen Projektes „Bibeltexte in Deutscher Gebärdensprache“ der Erzdiözese München und Freising verdeutlichen die Protagonisten der neuen Folge der Videoreihe „Mittwochsminuten“ den besonders intensiven Zugang zur Bibel, den die Gebärdensprache durch ihre Ausdrucksstärke und Visualität allen Menschen ermöglicht. Dies sei auch für hörende Menschen ein großer Gewinn, weil sie dank der Filme, die im Rahmen des Projekts „Bibeltexte in Deutscher Gebärdensprache“ entstanden sind, „erfahren und spüren können, wie gefühlsstark und lebendig der Bibeltext in Gebärdensprache dargestellt werden kann“, hebt Projektleiterin Angelika Sterr, Gemeindereferentin von der Seelsorge für gehörlose, schwerhörige und taubblinde Menschen der Erzdiözese, die Einzigartigkeit der Gebärdensprache hervor. Gedreht wurde die aktuelle Folge der „Mittwochsminuten“ in der Pfarrkirche St. Elisabeth in München-Haidhausen, in der regelmäßig gebärdensprachliche Gottesdienste angeboten werden.
 
Die Gebärdensprache sei eine stark visuelle Sprache, „ich brauche deshalb das Bild, um die Sachen im Gebärdenraum verorten zu können, ich muss die Sachen beschreiben können“, beschreibt Kilian Knörzer, staatlich geprüfter tauber Gebärdensprachdolmetscher, der in den Videos des Projekts die Bibeltexte übersetzt. Deswegen sei er nach Israel geflogen. „Ich konnte im Anschluss meinen Gebärdenaufbau ändern, weil ich beispielsweise die Stadt Jerusalem oder den See Genezareth vor meinen Augen hatte“, berichtet Knörzer. Die Besonderheit der Sprache zeige sich auch an einem weiteren Aspekt, sagt Sterr: „Was ich an der Gebärdensprache so schön finde, ist die Rollenübernahme. Ich lese den Text nicht nur neutral, sondern bin mitten im Geschehen. Ich hatte bei den Dreharbeiten oft ein Gänsehautgefühl, als Kilian Knörzer in die Rolle von Jesus, der Pharisäer, eines Propheten oder sogar in die Rolle von Gott geschlüpft ist.“
 
Der Impuls zu dem Projekt sei laut Knörzer aus der Notwendigkeit heraus entstanden, „Bibeltexte in unsere eigene Muttersprache, die Gebärdensprache zu übersetzen“. Denn die Bibel sei „gefüllt mit spannenden und wertvollen Geschichten“, aber für gehörlose Menschen nicht in ihrer Muttersprache zugänglich. In den vergangenen sieben Jahren hätten sie daher mehr als 5.000 Filmminuten produziert. „Aber wir sind noch lange nicht fertig. Wir könnten beispielsweise noch die Paulusbriefe oder die Offenbarung übersetzen“, ergänzt er. Das Projekt war zu Beginn nur auf die Übersetzung der Sonntagsevangelien ausgelegt und wurde dann um weitere Texte der katholischen Leseordnung ergänzt. „Schon bald war klar, dass das Evangelium allein nicht in Gebärdensprache zu verstehen ist, sondern es braucht Hintergrundwissen. So haben wir Kommentare dazu verfasst und gebärdet“, ergänzt Sterr. Auf der Website der Erzdiözese steht unter www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/evangelium-in-dgs eine Übersicht aller Bibelstellen in Deutscher Gebärdensprache mit den jeweiligen Verknüpfungen zum Video zur Verfügung.
 
Die Videoreihe „Mittwochsminuten“ erscheint alle 14 Tage mittwochs ab 12 Uhr im Internet unter www.erzbistum-muenchen.de/mittwochsminuten sowie auf den Social-Media-Kanälen der Erzdiözese München und Freising. Für die Filme sind auch jeweils Untertitel verfügbar, die gerade in der aktuellen Folge bei der Schlusspassage hilfreich sind, welche ohne Ton aufgezeichnet wurde, um die Ausdrucksstärke der Gebärdensprache zu verdeutlichen. (rs)