„In der Krise Christus hörbar machen“

Festgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt mit Kardinal Marx in Maria Eich
Planegg, 15. August 2020. In seiner Predigt zum Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel hat Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, in der aktuellen Krise „einen klaren Kopf“ zu behalten und sich gerade im Kampf gegen gesellschaftliche Missstände die Gestaltungshoheit nicht nehmen zu lassen. „In Krisenzeiten wie dieser können die Menschen zu Recht erwarten, dass die Christen Jesus hörbar machen“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Samstag, 15. August, am Freialtar der Wallfahrtskirche Maria Eich in Planegg. Dabei sei die Gottesmutter eine wichtige Begleiterin: „Maria stößt uns in die Rippen: Habt Hoffnung! Ich habe euch meinen Sohn geschenkt!“ An Mariä Himmelfahrt rücke mit dem Magnificat, Marias biblischem Lobgesang, die Botschaft von Ostern in den Fokus. „Ostern heißt Aufstand gegen den Tod und die Mächte des Todes: gegen Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit“, betonte Marx. „Ostern wird überall dort spürbar, wo Menschen aufstehen und die Würde des Menschen verteidigen, die Würde des Lebens, die Würde der Freiheit – auch in Weißrussland“, ergänzte der Kardinal auch mit Blick auf die aktuellen politischen Proteste in Belarus.
 
Die Corona-Krise habe neue Erkenntnisse über die Gesellschaft gebracht, etwa zu den Spannungen zwischen Arm und Reich und der eng damit verbundenen Frage, wer eine Chance habe, in dieser Krise durchzuhalten. „Wir sind noch lange nicht am Ende mit der Bewertung, welche Lehren wir aus dieser Krise ziehen können, auch wir als Kirche“, stellte der Erzbischof fest, „und wir müssen auch aufmerksam werden für die Fehler, die wir gemacht haben.“ Ein Ort wie Maria Eich könne helfen, orientiert an der Gottesmutter den Blick zu weiten, „weg von den alltäglichen Schuldzuweisungen, einer gegen den anderen, die jetzt beginnen und die uns nicht weiterbringen, hin zu einem größeren Horizont, zu dem, was uns gegeben ist“. Kardinal Marx ermutigte: „Wir können gestalten! Zwar können wir die Welt nicht in ein Paradies umwandeln, wir müssen mit Tod und Sterben umgehen, aber wir können fragen: Gibt es eine Hoffnung, gibt es einen Weg der einen Menschheitsfamilie, gehen wir gemeinsam oder jeder für sich?“
 
Aufgabe der Kirche ist es laut Marx gerade in der jetzigen Krise, „Jesus zur Welt zu bringen“, allen Mächten zum Trotz, denen seine Botschaft nicht gefalle. Der Erzbischof griff in seiner Predigt den an Mariä Himmelfahrt vorgetragenen Lesungstext aus der Offenbarung des Johannes auf, in dem das weihnachtliche Geschehen der Menschwerdung Jesu mit neuen, drastischen Worten erzählt werde. Das Fest Mariä Himmelfahrt vereine damit die Botschaft von Ostern und Weihnachten. „Doch Weihnachten und Ostern sind kein Ereignis der Vergangenheit oder der Zukunft, sie finden jetzt statt“, unterstrich Marx, „Weihnachten und Ostern sind eingestiftet in die Geschichte der Menschheit, des Kosmos, in das Leben jedes einzelnen Menschen.“ Gott betrachte den Menschen als Ganzes, „mit Leib und Seele, alles soll geheilt werden“.
 
In den Münchner Pfarr- und Wallfahrtskirchen Maria Ramersdorf und St. Maria Thalkirchen beginnt an Mariä Himmelfahrt der traditionelle Frauendreißiger. Bis zum Fest Kreuzerhöhung am 14. September finden dann in beiden Wallfahrtsorten täglich Andachten und Pilgermessen statt. Für die Feiern in Thalkirchen ist eine Anmeldung über das Pfarrbüro unter Telefon 089/742844-0 erforderlich. In Ramersdorf findet vor Ort jeweils ein Einlass entsprechend der noch freien Plätze statt. (kbr)