Kardinal: Bayerisches Konkordat ein „Erfolgsrezept“

Erzbischof Marx und Ministerpräsident Söder würdigen Unterzeichnung des Staats-Kirchen-Vertrags von 1924
München, 11. Juni 2024. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Bayerischen Konkordats hat Kardinal Reinhard Marx das traditionell gute Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Freistaat hervorgehoben. „Bereits der Abschluss vor 100 Jahren geht auf die guten Beziehungen zwischen Staat und Kirche zurück“, sagte der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising am Dienstag, 11. Juni, bei einem Festakt mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Spitzenvertretern aus Staat, Kirche und Gesellschaft in der Katholischen Akademie in München. „Ich danke für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Freistaat Bayern und der Kirche“, so der Kardinal. Der 1924 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat geschlossene Vertrag ist bis heute wesentliche Grundlage für das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in Bayern, sein Inhalt ist immer wieder Gegenstand öffentlicher Diskussionen.
 
„Der gegenseitige Respekt vor der Autonomie des anderen ist ein wesentlicher Grundpfeiler unserer Kultur“, betonte Marx. Gleichzeitig habe sich das Zusammenwirken von Staat und Kirche als „Erfolgsrezept“ erwiesen. „Es wäre töricht zu sagen, wir schaffen das Konkordat ab“, mahnte der Kardinal. Selbstverständlich sei es aber möglich, in einem „freundschaftlichen Miteinander“ über Inhalte und Rahmenbedingungen zu sprechen, das Konkordat sei nicht statisch zu verstehen. „Es ist wichtig, dass wir an das Konkordat erinnern und es gemeinsam reflektieren, denn es ist auch in Zukunft von Bedeutung.“
 
Ministerpräsident Söder hob in seiner Ansprache hervor, dass Bayern ein christlich geprägtes Land sei, der größte Teil der Bevölkerung bestehe aus Katholiken. Freistaat und Kirche verbinde eine „vertrauensvolle, gut ausbalancierte Partnerschaft, die auch Herausforderungen standhält“. Söder betonte: „Wir bekennen uns zum christlichen Menschenbild, es gehört zum Kern unserer Verfassung. Ein Staat braucht Glaube und Kirche.“ Kirchliche Schulen, Hochschulen, Kindergärten und Religionsunterricht vermittelten einen grundlegenden Wertekompass. „Soziale Einrichtungen der Kirche wie Krankenhäuser und Pflegeheime sind fester Bestandteil unseres Lebens. Wer Staatsleistungen an die Kirchen infrage stellt, rüttelt an den Grundlagen unserer Gesellschaft“, ergänzte der Ministerpräsident.
 
Der Apostolische Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, sprach ein Grußwort. Anschließend fand eine Gesprächsrunde statt mit Kardinal Marx, dem Bayerischen Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, und Professor Stefan Korioth, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere Kirchenrecht sowie Deutsches Staats- und Verwaltungsrecht der LMU. (uq/hor/kbr)