Kardinal Marx: „Beispiel für gelebte Synodalität“

Erzbischof würdigt griechisch-orthodoxen Metropoliten bei Verleihung der Ehrendoktorwürde der LMU
München, 29. Juni 2022. Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München an den Metropoliten der griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Augoustinos Lambardakis, bezeichnet Kardinal Reinhard Marx dessen Wirken als „Beispiel für gelebte Synodalität“. In seinem über 50-jährigen bischöflichen Dienst habe Metropolit Augoustinos „nicht nur ein überzeugendes Beispiel für die Prägekraft des bischöflichen Amtes in dieser Zeit voller Wandlungen gesetzt“, sondern „auch weit über Ihre Kirche hinaus ein Zeichen für die Kraft und Faszination des Weges des Evangeliums gesetzt“, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seinem Grußwort am Mittwoch, 28. Juni, in der Großen Aula der LMU.
 
Immer wieder habe ihn beeindruckt, so Marx, wie es dem Geehrten gelinge „in der Fülle der Aufgaben und Herausforderungen offen für die Anliegen und Bedürfnisse derer zu bleiben, die Ihnen anvertraut sind“. Das gelte im Gespräch mit Priestern und Diakonen ebenso wie bei der Begegnung mit den Gläubigen bei pastoralen Besuchen. „Wer nur ein wenig erahnt, welche enorme Kraft schon der normale Alltag Ihres Amtes mit sich bringt, weiß, wie wenig selbstverständlich eine solche Haltung der Offenheit ist, aber auch wie entscheidend wichtig, um zu verstehen, was eben tatsächlich die Bedürfnisse und Herausforderungen der Menschen sind“, so Marx. Papst Franziskus rufe immer wieder „diese Haltung hörenden Leitens und Gestaltens“ als wesentliche Grundlage dessen, was Synodalität bedeute, in das Bewusstsein seiner Kirche. Augoustinos, so Marx, sei „ein Beispiel dafür, wie dies in vorbildlicher Weise gelingen kann“.
 
Diese synodale Haltung finde ihre Fortsetzung im Hinblick auf die Ökumene: „Auch gegen manchen Widerstand haben Sie in all den Jahren konsequent daran festgehalten, dass Kirche nur dann glaubwürdig sein kann, wenn sie sich nicht verschließt, sondern gewinnt, wenn sie im Dialog ist mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften.“ Augoustinos habe zudem „deutlich gemacht, dass das keine Frage der politischen Korrektheit ist, sondern aus dem Evangelium selbst erwächst und seinem Auftrag folgt“. So sei  Augoustinos „zu einer der Säulen der Ökumene in Deutschland und weit darüber hinaus geworden“.
 
Indem der Metropolit seine Positionen zu gesellschaftlichen Themen wie der Migrations- oder der Sozialpolitik öffentlich deutlich gemacht habe, habe er dazu beigetragen, „Kirche nicht als einen Sonderraum, sondern mitten in der pluralen Gesellschaft und als eine ihrer wichtigen Ressourcen in all ihren Herausforderungen zu leben“. Damit sei es gelungen, nicht nur der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland, „sondern der Orthodoxie in Deutschland insgesamt“ ein Gesicht und eine Stimme zu geben“. All das, so Marx, hätte jedoch „nicht die Kraft entfalten können, die sich in Ihrem Wirken zeigt, wenn es nicht aus einer immer neu errungenen Verankerung in der größeren Perspektive des Evangeliums geschehen wäre“. In diesen Wochen zeige sich, „wie entscheidend dieses innere sich Festmachen und Überprüfen an der Botschaft Jesu ist, damit nicht Zerrbilder entstehen, wie wir sie leider gerade in all ihrer zerstörerischen Kraft wieder erleben müssen“. Der Erzbischof von München und Freising zeigte sich überzeugt: Wer auf das Zeugnis der Kirchen blicke, müsse spüren können, „dass er hier auf das Zeugnis von Botschaftern einer größeren Wirklichkeit blickt, die selbst aus dieser inneren Freiheit lebt und ihr Handeln von daher überprüfen lässt“. Dazu trage Metropolit Augoustinos in besonderer Weise bei. (hs)