Kardinal Marx: „Das Gebet ist der Schlüssel“

Blick auf neue Wirklichkeit immer neu lernen durch Kraft des Gebetes
München, 24. Juli 2022. Kardinal Reinhard Marx hat bei einem Gedenkgottesdienst anlässlich des 46. Todestages des letztverstorbenen Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Julius Döpfner, an die Kraft des Gebetes erinnert. „Das muss uns klar werden, wir sind im neuen Leben“, betonte Marx am Sonntagabend im Münchner Liebfrauendom. „Den Blick auf diese neue Wirklichkeit müssen wir immer neu lernen durch die Kraft des Gebetes. Das Gebet ist der Schlüssel, diese neue Welt zu sehen.“
 
Zu beten bedeute, eine neue Tür zu öffnen, seinen Horizont zu erweitern. Es lasse die Sonne aufgehen und die Nacht verschwinden. Der Erzbischof von München und Freising unterstrich: „Wer so auf die Welt schaut, wird Brücken bauen und nicht Hass säen.“
 
Marx verwies auf das Matthäus-Evangelium: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Der am 24. Juli 1976 verstorbene Döpfner habe ganz in dieser Tradition der Kirche gelebt.
 
            „Wir sehen seine große Gestalt vor uns“, sagte Marx, „aber wir verschweigen auch nicht das große Versagen“, wir „wollen sehen, was an Versagen von uns allen da war“, spielte der Kardinal auf ein Anfang des Jahres vorgestelltes externes Gutachten zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese von 1945 bis 2019 an. In dem Gutachten war Döpfner sowie vielen anderen Klerikern, darunter auch Marx, fehlerhaftes Handeln attestiert worden.
 
            Döpfner hatte das kirchliche Leben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die siebziger Jahre hinein geprägt. Am 26. August 1913 im unterfränkischen Hausen geboren, war er Bischof von Würzburg, Bischof von Berlin und ab 1961 Erzbischof von München und Freising. Von 1965 bis zu seinem frühen, jähen Tod saß er der Deutschen Bischofskonferenz vor. Döpfner war einer der vier Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und Präsident der Würzburger Synode (1971-1975). Sein Wirken war motiviert von der Vision einer Kirche, die sich selbst ständig prüft, reformiert und erneuert („ecclesia semper reformanda“). In der Aufbruchstimmung vor und nach dem Zweiten Vatikanum war Döpfner auf den Ausgleich zwischen den divergierenden Richtungen innerhalb der katholischen Kirche bedacht. (uq)