Kardinal Marx würdigt verstorbenen Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl

„Dankbar für das christliche Zeugnis“
Bonn/München, 16. Juni 2017. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat den verstorbenen Bundeskanzler a. D. der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Helmut Kohl, als Persönlichkeit mit historischem Weitblick gewürdigt. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz sprach Kardinal Marx der Witwe des Verstorbenen seine Anteilnahme aus. Mit dem Tod von Helmut Kohl gehe eine Ära zu Ende, schreibt Kardinal Marx in einer Kondolenz.

„Die Kirche in Deutschland ist dankbar für das christliche Zeugnis von Helmut Kohl. Wo die Werte einer freiheitlichen Gesellschaft mit den Füßen getreten wurden – wo auch immer auf der Welt –, da setzte er sich für die Beachtung dieser Werte ein. Europa wollte und konnte er aus seinen christlich geprägten Überzeugungen heraus gestalten. Dabei war es dem Verstorbenen ein großes Anliegen, auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre für eine Soziale Marktwirtschaft einzutreten, die den Menschen in den Vordergrund stellt“, so Kardinal Marx.

Bundeskanzler Kohl sei ein regelmäßiger Gast auf Katholikentagen gewesen und habe sich oft Rat bei Theologen geholt. So sei beispielsweise Kardinal Karl Lehmann ein wichtiger theologischer Wegbegleiter des Verstorbenen gewesen, schreibt Kardinal Marx. Die Kirche sei dankbar dafür, „dass Helmut Kohl mit visionärer Kraft, mit Mut, Beharrlichkeit und großem Verhandlungsgeschick die Einheit Deutschlands befördert und mit anderen herbeigeführt hat. Zugleich wurde er zum Kanzler der ‚europäischen Idee‘. Am Wachsen eines geeinten Europas ohne Grenzen hatte er großen, ja entscheidenden Anteil. Bundeskanzler Helmut Kohl war ein überzeugter und großer Europäer.“

In seiner Würdigung erinnert Kardinal Marx auch an die Begegnungen von Bundeskanzler Kohl mit Papst Johannes Paul II. bei dessen Deutschlandbesuchen 1987 und 1996. „Es war eine historische Stunde, als Helmut Kohl mit Papst Johannes Paul II. 1996 durch das Brandenburger Tor schritt“, so Kardinal Marx. Unvergessen seien bis heute die wegweisenden Worte des Bundeskanzlers, die er damals am Brandenburger Tor gesprochen habe: „Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung, sonst schlägt sie in neue Formen der Abhängigkeit um. Gelebte Verantwortung braucht die Besinnung auf das eigene Gewissen, auf den Mitmenschen und vor allem auf Gott. Gerade in diesem Sinne ist die Stimme der christlichen Kirchen auch in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft unverzichtbar. Die Frohe Botschaft Christi ist eine Quelle der Kraft; sie gibt Menschen Orientierung und Halt. Ich wünsche mir, dass von diesem Papstbesuch in Deutschland ein Signal ausgeht – ein Signal der Ermutigung für Christen, Verantwortung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu übernehmen. Christenpflicht und Bürgerpflicht sind nicht voneinander zu trennen! Das gilt nicht zuletzt für den Bau des vereinten Europa!“

Kardinal Marx erinnert in der Kondolenz auch an die herzliche Begegnung mit Papst Benedikt XVI., als dieser 2011 Deutschland besuchte. „Die katholische Kirche in Deutschland verneigt sich vor dem Verstorbenen in Trauer, Anerkennung und Dankbarkeit. Das Handeln Helmut Kohls war vom christlichen Menschenbild geprägt, das ihn so sehr für seine Arbeit gestärkt hat.“ (ps)