Kirche soll offener werden für Gaben von Männern und Frauen

Kardinal Marx weiht Priesteramtskandidat zum Diakon / Liturgischer und sozialer Dienst sind verbunden
München, 27. Mai 2023. Kardinal Reinhard Marx fordert dazu auf, „gemeinsam auf die Suche“ zu gehen nach den Begabungen im Volk Gottes. „Haben wir wirklich schon all die Vielfältigkeit der Gnade Gottes in euch, in euren Köpfen und Herzen entdeckt?“, fragte der Erzbischof von München und Freising am Samstag bei einem feierlichen Gottesdienst, bei dem er einen Priesteramtskandidaten zum Diakon weihte. „Möge der Herr uns, gerade an Pfingsten, helfen, dass wir noch neugieriger und offener werden für die vielfältigen Gaben, die im Volk Gottes da sind bei Männern und Frauen, und dass wir einander dann dienen“, hob er hervor.
 
Dafür dass „der Geist des Dienstes nicht verloren geht, sondern die Grundmelodie bleibt“ stehe der Diakon, würdigte Kardinal Reinhard Marx das Weiheamt. Die Diakonenweihe beauftragt zum Dienst am Altar, am Wort Gottes und zur Sorge für die Armen und Kranken. Kardinal Marx führte aus, dass beide Bereiche, der liturgische und der soziale, untrennbar verbunden sind. „Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn sitzen, ihm begegnen in Brot und Wein, und dann die sozialen Fragen außen vor lassen“, interpretierte er den Apostel Paulus aus dem ersten Korintherbrief. Der Tischdienst des Diakones sei sowohl den Tisch der Eucharistie zu bereiten, auch indem „die Menschen vorbereitet werden, eingeladen werden, evangelisiert werden, damit sie mit offenem Herzen hinzutreten können, sich an diesen Tisch des Herrn setzen“ als auch „der Blick auf die sozialen Verhältnisse in der Gemeinde, in der Gesellschaft, der Blick auf die Armen“.
 
Die Kirche sei weder „selbst das Reich Gottes“, noch „eine Versammlung, die nur vom Jenseits redet“, so Marx. Das Reich Gottes sei nicht in seiner Vollendung da, aber „was schon da ist, ist der Tisch, der bereitet ist“. Christus „isst mit uns, er lebt mit uns. Nicht erst später, jetzt! Sonst wären wir nicht eingeladen, ihm wirklich zu begegnen – und nicht nur so zu tun, als würden wir ihm begegnen“, führte der Kardinal aus und betonte: „Das ist die Wucht des sakramentalen Denkens.“
 
Mit der Diakonenweihe verspricht der zukünftige Priester die Ehelosigkeit, das Beten des Stundengebetes sowie den Gehorsam gegenüber dem Bischof. Der 30-jährige Sebastian König aus der Pfarrei Sankt Georg in Taufkirchen hat Theologie studiert und bereitet sich derzeit im Rahmen des zweijährigen Pastoralkurses in der praktischen Ausbildung im Pfarrverband Oberschleißheim auf den Dienst als Priester vor. Während des Weihegottesdienstes kniete er nicht nur vor dem Altar nieder, sondern legte sich auch mit dem ganzen Körper auf den Boden, um seine Hingabe an Gott zum Ausdruck zu bringen. Anschließend vollzog der Erzbischof durch Handauflegung und Gebet die Weihe. Im Anschluss an das Weihegebet legte der Pfarrer seiner Ausbildungsgemeinde ihm das liturgische Gewand des Diakons an. Außerdem erhielt er ein Evangeliar als Symbol für seine Aufgabe, die Frohe Botschaft zu verkündigen. Die Priesterweihe folgt in der Regel ein Jahr nach der Diakonenweihe. (glx)