Landeskomitee will Sichtbarkeit sozialer Berufe steigern

Katholische Laien rufen Akteure aus Bildung, Politik und Gesellschaft zu gemeinsamem Engagement auf
Landeskomitee der Katholiken in Bayern
München, 11. Mai 2022. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern setzt sich für eine konzertierte Aktion von Politik, Wirtschaft und Bildung ein, „um junge Menschen noch mehr für soziale Berufe zu begeistern und die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen“. In einer nun veröffentlichten Stellungnahme stellen die katholischen Laien klar: „Unsere Gesellschaft und die Menschen leben nicht vom Geld allein, sondern auch von der menschlichen Zuwendung.“ Vor diesem Hintergrund schlägt das Landeskomitee eine Reihe von Maßnahmen vor, mit denen in Zukunft mehr Frauen und Männer für soziale Berufsfelder gewonnen werden könnten. Auch kirchliche Gemeinden und Verbände sollten in diesem Kontext „die Initiative ergreifen und junge Menschen gezielt ansprechen“.
 
Die Corona-Krise habe Lebensbereichen, in denen Menschen auf menschliche Hilfe in ganz besonderer Weise angewiesen seien, eine ungeahnte Aufmerksamkeit verschafft, heißt es in der Stellungnahme des Landeskomitees. So hätten die personellen Engpässe in sozialen Berufen der Öffentlichkeit bewusst gemacht, wie wichtig soziales Handeln und wie wichtig menschliche Begegnungen seien. Die Pandemie habe „schonungslos den Finger in die Wunden gelegt, die mangelhafte Versorgung und Unterstützung reißen konnten“. Viele hätten dabei gemerkt: „Wirtschaftliche Stabilität ist wichtig, aber nicht alles.“ Dennoch wirkten Berufe im sozialen Umfeld nicht attraktiv genug und „Betriebe und Einrichtungen müssen nach wie vor um Nachwuchs kämpfen“, stellen die katholischen Laien fest.
 
Die fehlende Attraktivität sozialer Berufe könne damit zusammenhängen, „dass technische oder kaufmännische Berufsfelder eher mit konkreten Berufen verbunden werden können“ oder dass „soziale Berufe nur selten mit attraktiver Bezahlung, mit familienfreundlichen Arbeitszeiten oder mit gesellschaftlicher Anerkennung punkten können“. Zusätzlich bestehe jedoch die Möglichkeit, dass jungen Menschen „das weite Spektrum sozialer Berufe“ zu wenig bekannt sei, so das Landeskomitee. Deshalb fordern die Laien „noch mehr Informationsmöglichkeiten“, etwa in den Lehrplänen der unterschiedlichen Schulformen. Auch müssten Sozialverbände und Sozialeinrichtungen „in Zukunft noch früher und öfter auf die Schulen zugehen, um den Jugendlichen Berufspraktika zu ermöglichen“, wobei auch Pflichtpraktika denkbar seien. Die Laien fordern die bayerischen Staatsministerien für Unterricht und Kultus sowie für Familie, Arbeit und Soziales auf, „unterstützend und kooperativ tätig“ zu werden. Gegebenenfalls müsse eine Überarbeitung oder Ergänzung der Lehrpläne umgesetzt werden.
 
Mit Blick auf Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst  führt das Landeskomitee an, dass fast die Hälfte der jungen Menschen, die einen Freiwilligendienst ausübten, anschließend einen Beruf im sozialen Bereich wählten. Diese Dienste böten zudem „nicht nur einen Einblick in die sozialen Berufe, sondern dienen zur Persönlichkeitsbildung“. Eine adäquate finanzielle Ausgestaltung für die Freiwilligendienste auf Landes- und Bundesebene sei deshalb unverzichtbar und die Bekanntheit der Freiwilligendienste müsse gestärkt werden. Um die Attraktivität sozialer Berufsfelder generell zu steigern, schlagen die Laien vor, dass „ansprechende, kurze Imagefilme zum gesamten Sozialbereich, nach Möglichkeit aber auch zu einzelnen Berufen produziert und verbreitet werden“.
 
Erst wenn es gelinge, viele Ideen zu einer konzertierten Aktion zusammenzufügen, könnten wieder mehr junge Menschen für die vielen und wichtigen Berufe im sozialen Bereich angesprochen und begeistert werden, stellt das Landeskomitee fest. Und auch die Verdienstmöglichkeiten müssten auf lange Sicht „mit kaufmännischen Berufen oder solchen aus dem MINT-Bereich kongruent werden“. (hs)
Stellungnahme soziales Handeln in schwierigen Zeiten