„Schulter an Schulter im Zeugnis für den einen Gott“

Kardinal Reinhard Marx betont Bedeutung des christlich-jüdischen Dialogs
Lichtmess 2019
Lichtmessfeier im Liebfrauendom mit Kardinal Reinhard Marx. (Foto: Kiderle)
München, 3. Februar 2019. Am Fest Darstellung des Herrn, auch Mariä Lichtmess genannt, hat Kardinal Reinhard Marx die Bedeutung des christlich-jüdischen Dialogs betont. „Schulter an Schulter gehen wir im Zeugnis für den einen Gott, und deswegen braucht es auch für die Zukunft dieses Miteinander“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstagabend, 2. Februar, in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. Er betonte die „große Geschichte des Judentums, des Volkes Israel: Es ist unsere Geschichte. Wen wir das nicht erkennen, haben wir nicht verstanden, was geschehen ist, haben wir auch Jesus und seinen Weg nicht verstanden.“
 
Es gehe um „ein Miteinander von Juden und Christen“, so Kardinal Marx, „ein Bezogensein des alten und des neuen Bundes, des Alten und des Neuen Testaments“. Eine Mission von Menschen jüdischen Glaubens schloss der Erzbischof aus, es gebe aber „ein Gespräch zwischen Juden und Christen über den Messias. Das ist der Gesprächsfaden, den wir vorantreiben können und müssen.“
 
Die Forderung mancher Theologen, das Fest Beschneidung des Herrn am 1. Januar wieder einzuführen, habe er „mit Freude“ aufgenommen, sagte Kardinal Marx: „Ich habe dafür viel Verständnis.“ Es gehe darum, „dass, was uns verbindet, deutlich zu machen“.
 
Eröffnet wurde der Gottesdienst mit einer Kerzenweihe und einer Lichterprozession durch den Liebfrauendom. Zahlreiche Ordensleute waren gekommen, da das Fest Darstellung des Herrn seit 1997 auch als „Tag des geweihten Lebens“ begangen wird. Die Domsingknaben und die Mädchenkantorei der Domsingschule unter der Leitung von Gabriele Steck und Benedikt Celler gestalteten den Gottesdienst mit der Missa de Angelis und Liedsätzen zum Gotteslob.
 
Das Fest Darstellung des Herrn erinnert an die Darbringung Jesu im Tempel: Der jüdischen Tradition folgend, bringen Maria und Josef ihren erstgeborenen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um ihn Gott zu weihen. Durch ein Geldopfer lösen sie ihn wieder aus. Der greise Simeon erkennt Jesus als Sohn Gottes und nennt ihn „Messias des Herrn“ und „ein Licht, das die Heiden erleuchtet“. Die Tradition der Lichterprozessionen entstand bereits im ersten Jahrtausend nach Christus, vermutlich auch in Anlehnung an Prozessionen in vorchristlicher Zeit. Aus der Lichtsymbolik erwuchs der Brauch, an diesem Tag die für das kommende Jahr benötigten Kerzen zu weihen.
 
Traditionell dauerte die liturgische Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmess, erst die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren verschob ihr Ende auf das Fest Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigstag. In manchen Kirchen und Familien wird der Weihnachtsschmuck dennoch erst an Mariä Lichtmess abgenommen. Das Fest war lange Zeit auch im bäuerlichen Kalender ein wichtiger Termin, an dem die winterliche Arbeitspause endete. Knechte und Mägde bekamen ihren Lohn und konnten den Arbeitgeber wechseln. (gob)