Tremmel warnt davor, „Kompetenzen der Frauen zu ignorieren“

Diözesanratsvorsitzender über Diakonat der Frau: „Lieber Papa Francesco, mach endlich!“
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München, 12. Juli 2022. Mit Blick auf die Zukunft der Kirche hat sich der Münchner Diözesanratsvorsitzende Hans Tremmel mahnend geäußert. Er wolle, dass sie „vorne mitmarschiert, wenn es um Menschenrechte, um Gleichberechtigung von Mann und Frau, um faire und gerechte Strukturen geht“, so Tremmel. Angesichts der Situation kirchlicher Mitarbeitender und beim Thema Berufung warnte er davor, „die Charismen und Kompetenzen der Frauen zu ignorieren“. Auch brauche es im Hinblick auf das Diakonat der Frau „nicht noch weitere zeitschindende Überprüfungsgremien in Rom“, so Tremmel. Nachdem die Argumente ausgetauscht seien, wolle er fast gen Rom rufen: „Lieber Papa Francesco, mach endlich!“, sagte Tremmel beim Jahresempfang des Erzbistums München und Freising am Dienstag, 12. Juli, in München.
 
Angesichts der Krise der Kirche machte Tremmel klar, die Institution habe in ihrer Geschichte „viele Fehler gemacht“ und unter ihrem Dach sei „wahrlich Furchtbares passiert“. Dass die Kirche Menschen „kaputt gemacht“ habe, lasse sich „nicht mit guten Schulen, hochprofessionellen Sozialeinrichtungen und engagierter Seelsorge aufrechnen oder relativieren“. Dennoch arbeiteten in dieser Kirche laut Tremmel „nach wie vor zahlreiche großartige Haupt- und Ehrenamtliche, und diese leisten einen enorm wertvollen Dienst an ihren Mitmenschen und an der Gesellschaft“. Er wünsche sich daher, so der Diözesanratsvorsitzende, dass „wir die dringend anstehenden Reformen gemeinsam so hinbekommen, dass auch die Kinder unserer Enkel noch tolle Religionslehrer und begeisternde Seelsorgerinnen und Seelsorger vorfinden, dass sie authentische Zeuginnen und Zeugen einer großartigen Botschaft“ erlebten und dass Politikerinnen und Politiker in den Parlamenten „sich auch in 30 Jahren noch von einer christlichen Ethik inspirieren lassen und dass die Glaubensgemeinschaft als Bereicherung und nicht in erster Linie als Peinlichkeit empfunden wird“.
 
Die aktuelle Situation der Kirche könne Sinnvolles bewirken, „wenn wir es zulassen und wenn wir den mühsamen Prozess zur Erneuerung nicht anderen überlassen“. Wenn man jedoch „mit der Angst vor der Kirchenspaltung den Status Quo zementieren“ wolle, nehme die Zahl der Kirchenaustritte „immer schmerzhaftere Dimension an“, so Tremmel. Mit Blick auf die zurückliegenden Synodalversammlungen des Synodalen Wegs betonte der Diözesanratsvorsitzende seine Hoffnung, dass es eine Mehrheit unter den Bischöfen gebe, „die einschneidende Reformen wirklich will und gleichzeitig ausgleichend wirkt“. Für den weiteren Prozeß hoffe er auf eine „Überwindung der Lager, die Einheit in der Vielfalt und den Zusammenhalt trotz aller Divergenzen“, sagte Tremmel. Einen vielversprechenden Schritt zeigten erste Entwürfe eines neuen kirchlichen Arbeitsrechts auf, „weil es nicht länger auf den Kernbereich privater Lebensgestaltung zugreift und endlich das zumindest gefühlte Denunziations- und Spitzelsystem im Beziehungsleben einstellt“. Die neue Grundordnung akzeptiere, „dass Menschen sehr unterschiedlich sein und leben können und gerade in ihrer Diversität für die Arbeit im Weinberg des Herrn unverzichtbar sind“.
 
Rund 500 Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik nahmen an dem traditionellen Jahresempfang von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und dem Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising im Kardinal-Wendel-Haus in München-Schwabing teil. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach ein Grußwort. (hs)