Vom dunklen Kapitel einer Pflegeanstalt bis zur Widerstandsfähigkeit eines Marienliedes

Verein für Diözesangeschichte lädt ab 21. September wieder zu Präsenzveranstaltungen
München, 15. September 2021. Der Verein für Diözesangeschichte von München und Freising lädt nach einem corona-bedingten Wechsel auf reine Online-Formate wieder zu Präsenzveranstaltungen ein. Das Programm reicht von einer wissenschaftlichen Betrachtung zur Rolle der Pflegeanstalt der Franziskanerinnen von Schönbrunn im „Euthanasie“-Programm des Nationalsozialismus über Briefe Johannes Neuhäuslers an Kardinal Faulhaber aus dem Konzentrationslager bis hin zur Betrachtung eines Marienliedes zwischen Frömmigkeitsstrategie und Volksfrömmigkeit. Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr im Pfarrsaal des Münchner Liebfrauendoms, Eingang am Frauenplatz auf der Nordseite des Doms, und sind kostenlos. Nach dem sogenannten „3G“-Grundsatz (§ 3 14. BayIfSMV) kann nur geimpften, genesenen oder getesteten Personen Zugang gewährt werden. Eine medizinischer Mund-Nasenbedeckung sowie das Einhalten eines Mindestabstands von 1,5 Metern sind verpflichtend.
 
Am Dienstag, 21. September, setzt sich die Münchner Allgemeinmedizinerin Tanja Kipfelsperger mit der Geschichte der katholischen Pflegeanstalt Schönbrunn zur Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Im Zentrum stehen die Veränderungen in der Einrichtung unter der nationalsozialistischen Herrschaft, die Auseinandersetzung mit Gräueln wie Zwangssterilisierung und der so genannten „Euthanasie“ sowie die Schicksale der betroffenen Schönbrunner Betreuten, das Verhalten der Anstaltszugehörigen und der kirchlichen Amtsträger. Ausgangsbasis für die wissenschaftliche Auseinandersetzung sind bisher nicht veröffentlichte Originalquellen aus dem Archiv der Franziskanerinnen von Schönbrunn, das sich zur Nutzung im Archiv der Erzdiözese München und Freising befindet.
 
Fabian Flohr, Doktorand im Fach Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, nimmt mit seinem Vortrag am Dienstag, 26. Oktober, Briefe Johannes Neuhäuslers an Kardinal Faulhaber aus dem Konzentrationslager in den Blick. Der Münchener Diözesanpriester und spätere Weihbischof (ab 1947) Johannes Neuhäusler (1888-1973) war als kirchenpolitischer Referent des Erzbistums München und Freising unter Kardinal Faulhaber ab 1933 hauptverantwortlich für die Kommunikation mit den staatlichen Stellen des Dritten Reiches. Nach seiner Inhaftierung und Internierung in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau in den Jahren 1941 bis 1945, verteidigte er nach seiner Befreiung in seiner 1946 erschienenen Dokumentation „Kreuz und Hakenkreuz“ unter anderem die Haltung der katholischen Kirche im Dritten Reich. Im Anschluss an den Vortrag findet die Mitgliederversammlung des Vereins für Diözesangeschichte statt.
 
Unter dem Titel „O himmlische Frau Königin. Ein Marienlied zwischen Frömmigkeitsstrategie und ‚Volksfrömmigkeit‘“ gestaltet der Leiter des Archivs und der Diözesanbibliothek der Erzdiözese München und Freising, Johannes Merz, am Dienstag, 23. November, die letzte Veranstaltung des Jahres. Der Historiker geht der Geschichte des Liedes nach – von der katholischen Reform im 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die fränkische Marienhymne, die auch fester Bestandteil des Diözesanteils im Gotteslob für die Erzdiözese München und Freising ist, war in verschiedenen Text- und Melodiefassungen immer wieder an die Erfordernisse der Zeit angepasst worden und überdauerte so die Jahrhunderte. (hs)
 
Hinweise: Das gesamte Programm sowie weitere Informationen über den Verein sind im Internet unter www.vdg-muenchen.de zu finden.