450 Jahre Studienseminar Albertinum: Kardinal Marx hebt Liebe als Basis von Erziehung hervor
München, 7. Juni 2024. Liebe muss nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx die Grundlage von Erziehung und Bildung in Schule und Familie sein. „Mit ihr werden pädagogische Kräfte frei, junge Menschen können sich entwickeln. Mit ihrer Hilfe werden wir auch mit den großen Herausforderungen der Zukunft fertig“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitagnachmittag bei einem Festgottesdienst zum 450-jährigen Bestehen des Studienseminars Albertinum und zum 200-jährigen Bestehen des Ludwigsgymnasiums in der Pfarrkirche St. Philippus im Münchener Stadtbezirk Sendling-Westpark. Pädagogik bedeute auch, so Marx, miteinander in einen Prozess des Lernens, des Sich-Begegnens und des Nachdenkens zu treten und gemeinsam herauszufinden: „Wie kann ich mich entwickeln?“
Es sei wichtig, so Marx am heutigen Herz-Jesu-Fest weiter, sich in diesem Lernprozess immer wieder aufzumachen, das Bild Gottes zu entdecken. In der Schule gehe es nicht nur darum, sich Wissen anzueignen, sondern auch, Mensch zu werden: „Ein Abbild Gottes werden wir nicht, wenn wir gut Mathe oder Englisch können, sondern wenn wir Herz haben, verzeihen können, kreativ und gütig sind.“ Es sei nicht der Geist Gottes, erklärte er, andere zu unterwerfen oder zu unterdrücken. „Immer dort, wo Menschen gestärkt und ermutigt werden, wo sich Kräfte entfalten können, ist der Geist Gottes.“ Im tiefsten Inneren sei Gott die sich erbarmende, schenkende Liebe, „in der wir geborgen sind und die unzerstörbar ist“. Wer das als Christ verstanden habe, so Marx weiter, könne das Auf und Ab des Lebens besser verstehen und annehmen.
Das Studienseminar Albertinum, die älteste pädagogische Einrichtung Münchens, geht auf eine Stiftung Herzog Albrechts V. im Jahr 1574 zurück. Es sollte als Internatsschule vor allem talentierten Knaben aus ärmeren Familien eine höhere Schul- und Gesangsausbildung ermöglichen. Der erste Musikpräfekt des Albertinums war der bedeutende Renaissancekomponist Orlando di Lasso, der von 1563 bis 1594 als Hofkapellmeister am Hofe Albrechts V. tätig und somit auch für die Kirchenmusik an der Frauenkirche verantwortlich war. Ab 1963 entstand das Albertinum am heutigen Standort am Westpark. Nach der Auflösung des Internats wurde das Studienseminar 1995 zu einer kirchlichen Stiftung unter Aufsicht der Erzdiözese München und Freising. Heute bietet das Albertinum Ganztagsbetreuung für 220 Schülerinnen und Schüler der umliegenden staatlichen Gymnasien und Realschulen an. Auch die 1992 gegründete Domsingschule wurde als Stiftungszweck mit in die Satzung des Studienseminars aufgenommen und ist dort in den Räumen mit ihren Ensembles beheimatet: den Domsingknaben, der Mädchenkantorei und der Jungen Domkantorei. Die aus der Tradition des Albertinums entstandene Domsingschule bietet neben einer fundierten musikalischen Ausbildung unter anderem auch Hausaufgabenbetreuung und gemeinsame Freizeitaktivitäten. (hor)