Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Sonntag, 22. März 2020 von David Theil

Liebe Leserin, lieber Leser,
 
als mich am vergangen Freitag die Nachricht erreichte, dass wir nicht mehr in gewohnter Weise unsere Liturgien feiern können, war ich fassungslos. Gerade jetzt in dieser Krise als Kirche vor Ort nicht in gewohnter oder sogar verstärkter Weise präsent sein zu dürfen, hat mich einfach fassungslos, ja wütend gemacht. Um so mehr hat mich beeindruckt, wie schnell in unserem Pfarrverband Altschwabing die Idee geboren war und umgesetzt wurde, ab sofort eine Live-Stream-Messe aus St. Ursula am Sonntag um 10.15 Uhr anzubieten. Die Reaktion vieler Menschen, die sofort schrieben, wie dankbar sie für dieses Angebot sind und dass sie selbstverständlich ihre Hilfe anbieten für Menschen, die ihre Wohnungen nicht verlassen können bzw. sollen, berührt und ermutigt mich.
Gang in der Ubahn am Marienplatz in München
In der Krise einen Perspektivwechsel wagen (Foto: Pexels architecture / pixabay)
„Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz“, heißt es in der heutigen Lesung aus dem Buch Samuel. Für mich heißt das auch in dieser Zeit, Gott zu bitten, mit seinen Augen, die Menschen und die Welt neu sehen zu lernen. Verunsicherung, Wut, Angst und Egoismus begegnen uns ebenso, wie Gelassenheit, Solidarität, Vernunft und Verantwortungsbereitschaft.

Diese Krise fordert ein überlegtes, erwachsenes und solidarisches Handeln in auferlegter Distanz. Wie kann ich in meiner priesterlichen Sendung diese Spannung leben, wie können wir, als Volk Gottes, der Welt und den Menschen in dieser Krise hilfreich sein und beistehen, diese Frage beschäftigt mich und uns und es gibt nicht die eine Antwort. In dieser Krise will ich den Perspektivwechsel üben, die Menschen nicht von außen her zu beurteilen, sondern ihr Inneres verstehen lernen zu wollen. Und ich vertraue darauf, dass Gott unser Herz sieht, unseren Willen zum Guten, unsere Angst, unsere Überforderung, unsere Ohnmacht und unsere Möglichkeit in der Krise menschlicher zu werden.

Bei meinem Beten habe ich viele Menschen und Situationen vor Augen. So bitte ich darum, dass Menschen sich in ihrer Not von den guten Augen Gottes in ihrem Inneren berührt und gehalten wissen und dass wir als Gesellschaft zu uns kommen und durch die Krise wesentlicher, menschlicher und solidarischer werden. Bleiben Sie behütet!

In Menschlichkeit und Gebet mit Ihnen verbunden, David Theil

Pfarrverband Altschwabing
Kaiserplatz 1
80803 München
Telefon: 089-383770-3
Fax: 089-341252
St-Ursula.Muenchen(at)ebmuc.de
https://www.altschwabing-katholisch.de/sankt-ursula
St. Sylvester
St. Ursula
G. R. David Theil, Pfarrverbandsleitung
G. R. Thomas Schwaiger, Seelsorgemithilfe
Marcel Renneberg, Diakon mit Zivilberuf
Monika Roth, Pastoralreferentin
Michael Steinbacher, Pastoralreferent